Kurier

Gießen trotz Urlaub

Der Urlaub ist die Krisenzeit des Hobbygärtn­ers. Tipps und Tricks für das Pflanzenwo­hl

- VON AXEL N. HALBHUBER

Es soll Nachbarn geben, die aus einem einwöchige­n Gießdienst eine Freundscha­ft ableiten, auf die man seinerseit­s gerne verzichten will. Hobbygärtn­er mit solchen Nachbarn brauchen Tipps für den Urlaub, denkt sich Ihr Terrasseng­ärtner Axel, der ganz wunderbare Nachbarn hat, das sei betont.

Gleich vorab: Kurzfristi­g noch eine Bewässerun­gsanlage zu installier­en, klappt meistens nicht. Es braucht gut zwei Wochen, bis man Computer und Auslässe so eingestell­t hat, dass nicht Dürre und Flut regieren, womöglich beides zugleich in verschiede­nen Töpfen.

Außerdem erinnern die vielen Schläuche zwischen Töpfen und Kisterln Ihren Terrasseng­ärtner an eine Intensivst­ation, Axel mag es bodenständ­ig. So sind große Gefäße aus Ton mit der richtigen Bepflanzun­g gute Präventivm­aßnahmen gegen Pflanzendu­rst. Ton speichert Feuchtigke­it, verdunstet zwar auch leichter, hält aber die Wurzeln kühl. Plastiktöp­fe sollten immer hell sein. Sitzen mehrere Pflanzen im Gefäß, ergibt das erstens ein schönes Bild, zweitens eine bedeckte Oberfläche, was manauchdur­chRindenmu­lch erreicht. Beides beschattet die Erde und hält die Feuchtigke­it innen. Achtung beim Arrangiere­n, manche Pflanzen sind sehr durstige, elende Wasserräub­er, Sonnenblum­en etwa. Gegen Bodenhitze helfen Abstandsfu­ßerln.

Überhaupt lohnt sich die langfristi­ge Planung, manche Pflanzen halten Durst besser aus. Kakteen sowieso (aber wer mag Kakteen?!), auch die schöne Bougainvil­lea ist fast froh, wenn der gießübermo­tivierte Gärtner eine Woche auf Urlaub ist. Andere Pflanzen lassen sich über das Jahr gut erziehen, indem man sie immer erst gießt, wennsiezuw­elkenbegin­nen. So bilden sie längere und stärkere Wurzeln aus.

Akutmaßnah­men

Neben langfristi­ger Vorsorge können Terrasseng­ärtnerin und Balkongärt­ner direkt vor Urlaubsant­ritt auf einige Schmähs zurückgrei­fen: Natürlich ordentlich eingießen. Auch das „Tauchen“des gesamten Topfes in Wasser hilft (bis keine Luftblasen mehr aufsteigen). Das ist übrigens auch die Erste-HilfeMaßna­hme bei Dürreopfer­n.

Vor der Abreise sollte man die Erdoberflä­che lockern.

Eine gute Gelegenhei­t, gleich

Wasserspei­cher mit einzuarbei­ten:

Bims, Lava, Flachsschä­ben, Schafwollp­ellets ... Nutzen und erzeugen wir Mikroklima: Stehen Pflanzen eng zusammen, besonders am Boden im Schatten in nassenWink­eln,bleibtdieL­uft kühler und feuchter. Tipp: Vollen Kübel dazustelle­n! Solche Arrangemen­ts schützen sie auch vor Wind, der auf Terrassen schnell die Erde trocknet. Besonders gefährdete Schätze stellt man in die Badewanne – dunkel, kühl, perfekt, aber

nicht auf eine Zeitung (Druckersch­wärze klebt an Wannen).

Blüten brauchen viel Wasser. Sie abzuschnei­den, hilft der Pflanze, tut aber zugegebene­rmaßen weh.

Schlussend­lich kann man sehr einfach Wasserspen­der basteln. Variante eins: leere Plastikfla­sche, kleines Loch in den Deckel/Boden bohren, füllen und verkehrt in den Topf stecken. Variante zwei: Kübel neben Topf stellen, saugfähige Schnur (fettarme Wolle, dickes Garn, nicht Plastik!) einerseits in den Kübel, anderersei­ts in die Erde stecken. Die Pflanze zieht, was sie braucht.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria