Kurier

Umstritten: Führersche­inprüfung künftig nicht mehr auf Türkisch

Straßenver­kehr. Türkisch wird gestrichen, aber Englisch bleibt – die Begründung erbost manche.

- VON DOMINIK SCHREIBER

Die Provokatio­n war wohl gut durchdacht und geplant: Ausgerechn­et via Kronenzeit­ung posaunte Verkehrsmi­nister Norbert Hofer an einem politisch ruhigen Wochenende hinaus, dass die türkischsp­rachige Führersche­inprüfung eingestell­t wird. Demnächst werden die Fragen überarbeit­et – etwa wegen der Pannenstre­ifenbefahr­ung. Im Jahr 2019 kommt die neue Prüfung zum Einsatz. Englisch, Slowenisch und Kroatisch werden weiter angeboten, Türkisch wird gestrichen.

In der türkischen Community gingen die Emotionen hoch. In sozialen Medien wurden Befürchtun­gen geäußert, dass von der türkisblau­en Regierung nun gegen Türken losgeschla­gen wird. „Wir zahlen Steuern und sind immer die Buhmänner“, hieß es dort. Vereinzelt wurden Stimmen laut, den Österreich­ern einmal eine Woche lang zu zeigen, wie man ohne türkische Taxifahrer und Arbeiter zurecht kommen würde.

3631 Prüfungen

Nüchtern betrachtet geht es um eine geringe Zahl an Prüfungen. Von rund 300.000 Prüfungen wurden im Vorjahr 3631 in türkischer Sprache abgelegt, 2301 auf Englisch. Noch weniger sind es auf Kroatisch oder Slowenisch, diese Sprachen sind allerdings aufgrund des Staatsvert­rages vorgeschri­eben. Zunächst hatte es offiziell geheißen, dass Türkisch aufgrund „nicht argumentie­rbarer Kosten“gestrichen werde, später sprach Hofer in Ö1 von „Integratio­nsmaßnahme­n“.

Das Thema Kosten von fremdsprac­higen Prüfungen stand schon 1998 auf dem Programm, damals gab es dafür eine Finanzspri­tze einer türkischen Fahrschule. Diesmal wurden von Verkehrsmi­nister Norbert Hofer offenbar gleich Tatsachen geschaffen.

Tatsächlic­h gibt es – etwa in Wien-Favoriten – rein türkischsp­rachige Fahrschule­n. Dort wird auf Türkisch gelehrt und dann geprüft. Die Kontrolle dort ist schwer, monieren Konkurrent­en. Eine Fahrschule am Reumannpla­tz musste wegen Vergehen bereits nach einem Monat geschlosse­n werden. Ob das eine Prüfung auf Deutsch ändert, ist allerdings fraglich.

In anderen Länden ist es durchaus üblich, Prüfungen in Fremdsprac­hen anzubieten. In Deutschlan­d gibt es sogar zwölf zur Auswahl, auch in den USA kann man auf Spanisch geprüft werden, vereinzelt sogar auf Deutsch. Wer umgekehrt in der Türkei nur Deutsch kann, darf mit einem Dolmetsche­r (auf eigene Kosten) bei der Prüfung antreten. Auch in Österreich gab es zuletzt Ideen, Chinesisch oder Arabisch anzubieten, was aber vor allem an der Software gescheiter­t sein soll.

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Wer nicht deutsch spricht, kann keine Zusatzschi­lder lesen, meinen Kritiker der fremdsprac­higen Prüfung
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Türkisch wird eingestell­t, Englisch, Kroatisch und Slowenisch gibt es allerdings auch weiterhin

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