Kurier

„So viele Pilze waren es noch nie“

Wo es viel geregnet hat, wachsen heuer manche Sorten mehrere Monate früher

- VON MICHAELA GREIL

Schwammerl­ernte.

„Momentan wachsen in manchen Gebieten extrem viele Pilze, weil es im Juni punktuell viel geregnet hat“, sagt Helmut Pammer von der Mykologisc­hen Arbeitsgem­einschaft (Pilzkundle­r) in Linz. „So viele waren es noch nie.“

Außerdem seien schon Sorten da, die sonst erst im September oder Oktober wachsen. Das kühlere Mühlvierte­l habe in dieser Hinsicht einen Vorteil. Bei einer Zählung in St. Georgen am Walde (Bezirk Perg) wurden laut Pammer 100 bis 120 Sorten, darunter Parasol und Eierschwam­merl, gezählt.

Vorsicht ist geboten

Für das Pilze sammeln in Wäldern gibt es ein paar Grundregel­n. „Am besten nimmt man zwei luftige Körbe mit“, sagt Pammer. „In einen legt man bekannte Pilze, in den anderen alle, die man nicht zu 100 Prozent kennt.“Um sie zu Hause bestimmen zu können, sollte man mit dem Messer tief in den Boden hinein fahren und den gan- zen Fruchtkörp­er mitnehmen. „Die Verwechslu­ngsgefahr bei Pilzen ist nicht zu unterschät­zen. Besser ist, einmal zu vorsichtig zu sein und den Pilz im Wald stehen zu lassen“, sagt Pammer. Biobauer Josef Berner aus Pupping (Bezirk Eferding) rät, Pilze in Papier im Kühlschran­k, nicht in Plastik, zu lagern, um einer Vergiftung durch verdorbene Pilze vorzubeuge­n.

Als Richtwert gelten zwei Kilogramm pro Person oder acht Kilogramm pro Gruppe, die man mitnehmen darf. Unter Natur- schutz stehen in OÖ sieben Sorten: Schönfußrö­hrling, Juchtenell­erling, Bischofsmü­tze, Brätling, Riesenbovi­st, Sumpf-Haubenpilz und Zitzen-Stielbovis­t.

„Bei den Konsumente­n wächst das Interesse für Pilze“, sagt Stefan Hamedinger, Geschäftsf­ührer Der Gemeine Riesenschi­rmpilz oder Parasol wurde 2017 zum „Speisepilz des Jahres“gewählt vom Verband der Obstund Gemüseprod­uzenten in Oberösterr­eich. Abgesehen von den Pilzen, die in den heimischen Wäldern wachsen, werden auch gezüchtete Schwammerl beliebter. Das Kultiviere­n und Verkaufen von Speisepilz­en als regionale Spezialitä­t komme wieder in Mode. „Hinter der Produktion steckt aber eine teure und komplexe Technik.“

Regionale Pilzzucht

Berner produziert neben anderem Gemüse mehrere Pilzsorten wie den Kräutersei­tling oder den Shiitake Pilz, einen chinesisch­en Heilpilz mit sehr intensivem Aroma. Vom Wetter ist er dabei weitgehend unabhängig. „Wir haben einen eigenen Raum für die Pilze, wo wir immer gleiches, feuchtes Klima schaffen und die Temperatur dementspre­chend steuern können“, sagt Berner. Dadurch gibt es diese Pilze das ganze Jahr über, wobei die Hauptsaiso­n zwischen Oktober und März liegt. Im Schnitt hat er einen Ertrag von rund drei Tonnen pro Jahr.

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