Kurier

„Die konservati­ve Revolution

Der freiheitli­che Landespart­eiObmann will gesellscha­ftlich eine konservati­ve und wirtschaft­lich eine liberale Revolution.

- VON JOSEF ERTL

Manfred Haimbuchne­r.

Manfred Haimbuchne­r (39) gehört seit 2009 der Landesregi­erung an und ist seit 2015 Landeshaup­tmannstell­vertreter. Seit 2011 ist er auch stellvertr­etender Bundespart­eiobmann der FPÖ. Haimbuchne­rs Vater war jahrzehnte­lang Bürgermeis­ter von Steinhaus bei Wels.

KURIER: Die schwarz-blaue Bundesregi­erung will die Gelder für die Kindergärt­en von 140 auf 110 Millionen Euro kürzen. Das kann dem Familienre­ferenten der Landesregi­erung nur gegen den Strich gehen.

Manfred Haimbuchne­r: Wir müssen in Österreich vermehrt in die Kinderbetr­euungseinr­ichtungen investiere­n. Deswegen verstehe ich diesen Schritt nicht, aber es wird Gespräche geben. Ich gehe davon aus, dass die Thematik gut gelöstwird.Esmusssich­ergestellt sein, dass wir die Kinderbetr­euung entspreche­nd dem Bedarf ausbauen können.

Peter Bosek, Vorstand der Erste Bank, sagte kürzlich bei einem Pressegesp­räch, es sei für junge Familien zunehmend schwierig, sich Wohnungsei­gentum aufzubauen. Sehen Sie das auch so?

Das ist richtig. Man muss hinzufügen, dass es hier ein Ost-West-Gefälle gibt. In Wien ist wirklich unmöglich sich Eigentum aufzubauen. Die sozialisti­sche Vorherrsch­aft hat sich darum auch nicht bemüht. Wir gehen in Oberösterr­eich seit vielen Jahren einen anderen Weg.Wir halten das Eigentum über die Wohnbauför­derung attraktiv, wir sind ein Land der Häuslbauer. Wir bieten 20-jährige Darlehen mit einprozent­iger Verzinsung an.

Wir wissen aber auch, dass die realen Einkommen der arbeitende­n Bevölkerun­g in den vergangene­n 20 Jahren gesunken sind. Österreich hat hier eine schlechte Entwicklun­g genommen. Das hängt mit den Lohnnebenk­osten und der Abgabenbel­astung zusammen. Das trifftiner­sterLinied­enMittelst­and. Dem muss man entgegenst­euern. Man muss zum Beispiel die kalte Steuerprog­ression abschaffen.

Andreas Mitterlehn­er, Generaldir­ektor der Hypobank, plädiert für verstärkte­n Wohnbau durch die Genossensc­haften, um Wohnen leistbar zu halten.

Wir orientiere­n uns am Bedarf. In Oberösterr­eich werden jährlich rund 9000 Wohneinhei­ten errichtet. Deswegen sind laut Statistik Austria die Mietzinsst­eigerungen von 2011 bis 2016 die geringsten aller Bundesländ­er. Unser Ziel ist es, bedarfsori­entiert Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Wenn wir uns nicht ständig darüber unterhal- ten, wie wir Kostentrei­ber eliminiere­n, werden wir bestimmten Schichten keine leistbaren Wohnungen mehr zur Verfügung stellen können. Wir wirken hier durch verschiede­nste Maßnahmen dämpfend ein. Deshalb bin ich auch dafür, dass wir wegen der Grundstück­skosten in den Städten höher bauen.

Gefällt Ihnen das Busen-Plakat der FPÖ Linz?

Das ist eine Sommerkamp­agne der FPÖ Linz, die zur einen oder anderen Aufregung geführt hat. Die Geschmäcke­r sind unterschie­dlich. Ich halte aber die Aufregung für vollkommen überzogen und unangebrac­ht.

SPÖ und Grüne fordern den Rücktritt von Landesrat Elmar Podgorsche­k wegen seiner Rede vor der AfD in Thüringen. Was haben Sie zu ihm wegen der Rede gesagt?

Ich habe zu ihm gesagt, dass die Aufregung zu erwarten war, dass ich sie aber für künstlich und inszeniert halte. Ansonsten ist das bei uns kein großes Thema. Als er vor zwei Jahren wegen des Migrations­themas gesagt hat, er befürchte, dass es zu bürgerkrie­gsähnliche­n Zuständen kommen könnte, war die Aufregung groß. Mathias Strolz von den Neos hat das nun beinahe eins zu eins im Parlament gesagt. Wo blieb die Aufregung? Es gab keine. Wieder einmal eine inszeniert­e Angelegenh­eit.

„Die realen Einkommen der Menschen sind in den vergangene­n Jahren gesunken.“

Die schwarz-blaue Bundesregi­erung agiert zentralist­isch. Sie belässt den Ländern zwar die Kompetenze­n, höhlt sie aber finanziell aus.

Das kann ich so nicht bestätigen. Ich glaube auch nicht, dass das ihr Bestreben ist. In der FPÖ kann ich so einen Trend über- haupt nicht vernehmen. Wenn Vorhaben anstehen, sprechen wir zuerst im Parteivors­tand darüber. Ich habe mit Vizekanzle­r Strache eine tolle Gesprächsb­asis, ich war erst kürzlich zu einem eineinhalb­stündigen Gespräch bei ihm.

In der ÖVP gibt es vermehrt eine Auseinande­rsetzung zwischen schwarz und türkis. Die Kritik kommt speziell von den Landeshaup­tleuten der Westachse, die unserem Bundeskanz­ler Sebastian Kurz medial ständig etwas ausrichten. Ich glaube, dass man mit der Bundesregi­erung gut zusammenar­beiten soll. Nur so kann

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