Kurier

In Wien wird wieder gebaggert

Beachvolle­yball. Alexander Horst wurde 2017 mit Clemens Doppler Vizeweltme­ister – morgen geht es in Wien los

- APA / GEORG HOCHMUTH

Doppler (Bild) und Horst beim Spektakel der Beachvolle­yballer auf der Donauinsel.

Die Szenen aus dem August 2017 werden keinem der Anwesenden so schnell aus der Erinnerung verschwind­en. Clemens Doppler sinkt mit weit ausgebreit­eten Armen in den Sand, Alexander Horst fällt über ihn her. Sie halten ihre Hände vor das Gesicht. Ungläubig sehen sie auf die Anzeigenta­fel und lesen in orange-roter Schrift, dass sie mit einem 2:1-Erfolg gegen die Russen Krassilnik­ow/Liamin ins WM-Finale eingezogen sind. Ins Finale auf der Wiener Donauinsel. Beim Heim-Turnier. Beim größten und besten Turnier, das es in der Geschichte dieses Sports bis dato gab.

Nach der Enttäuschu­ng über das verlorene Endspiel gegen die Brasiliane­r André/Evandro begann die WMSilberme­daille bald golden zu glänzen. Es war die erste Medaille bei einem WM-Turnier für Österreich. Und plötzlich wurden Doppler/Horst auch jenen Leuten bekannt, die vor der WM glaubten, Horst sei der Vorname von Doppler (© News).

„Letztens beim Einkaufen in der Shopping City hafünf Leute ein Selfie mit mir machen wollen“, sagt Alexander Horst im KURIER-Ge- spräch. Der 35-jährige Wiener genießt diese Aufmerksam­keit am Vorabend seiner Karriere. Und er ist locker und entspannt wie nie zuvor. Pressekonf­erenzen mit den beiden arten zu freundscha­ftlichen Gesprächen aus.

Das Ziel heißt Tokio

Der Erfolg bei der WMlässt sie weiter träumen. Jenen Traum, dem sie seit fast 20 Jahren in ihrem Sportlerle­ben alles unterordne­n – jenen des Beachvolle­yball-Profis. Durch die Medaille sind Sponsoren dazugekomm­en, das profession­elle Umfeld ist auch weiterhin finanziert. Bestenfall­s geht es für sie bis Olympia 2020 in Tokio weiter. Körperlich spricht nichts dagegen. „Sie sind fit wie noch nie“, sagt Trainer Robert Nowotny. Auch Clemens Doppler, der schon drei Mal am Kreuzband operiert wurde und heuer schmerzfre­i ist. Im Gegensatz zur WM, vor der er die Schreckens­nachricht bekommen hatte, dass sich ein operiertes Kreuzband in Luft aufgelöst hatte. „Ich habe nach den Spielen vor lauter Schmerzen nicht gewusst, wie ich die zwei Stufen auf das Podest bei den Interviews hinaufkomm­e“, erinnert er sich.

Das Adrenalin im 10.000er-Stadion spülte den Schmerz aus den Beinen. Und natürlich wuchs Alexander Horst über sich hinaus. Der mit 1,85 Metern eher kleine Athlet pushte das Team. Wäre nicht sein blondes Haar, müsste er vom Ballgefühl her einen brasiliani­schen Namen tragen. Zum Lohn wurde er auch zum besten Spieler der WM gewählt.

Dass er dennoch oft im Schatten von Clemens Doppler, 37, steht, scheint ihn nicht zu stören. Ein arrogantes Erscheinun­gsbild bescheinig­en ihm nur Leute, die ihn nicht persönlich kennen. Privat ist er leidenscha­ftlicher Golfer und ein noch leidenscha­ftlicherer Vater. Mit seinen Kindern Alessa (6) und Fabio (4) verbringt er jede freie Minute. Es ist ihm anzumerken, dass er unter dem Familienst­and „noch verheirate­t“leidet.

Fabio ist auch oft beim Training dabei und will schon jetzt in die Fußstapfen des Papas treten. „Er hat schon mit vier ein unglaublic­hes Ballgefühl. Vielleicht werde ich ja mal sein Trainer. Aber da muss ich wohl ein paar Jahre überbrücke­n“, sagt Horst schmunzeln­d. Einen Plan, wie es nach der Karriere weitergeht, hat Horst noch nicht. „Ich hoffe, wir werden bei der Polizei aufgenomme­n. Und im Sport zu bleiben, wäre natürlich auch schön. Aber jetzt will ich noch ein paar Jahre spielen.“

Der Siegeswill­e

Und das macht er mit der gleichen Intensität wie immer. Horst ist auf der World Tour bekannt dafür, alles für den Punktegewi­nn zu tun. Ein böser Blick hier, eine Diskussion da – die Gegner nehmen ihm das nicht übel. „Wir kennen uns ja alle schon sehr gut. Ich wende ja keine unfairen Mittel an. Aber es ist definitiv so, dass ich einfach nicht verlieren kann.“Am schlimmste­n seien Niederlage­n, bei denen er schlecht gespielt hat. „Dann braucht mich niemand anreden. Da brauche ich Zeit, bis ich mich selbst wieder leiden kann.“Eine Eigenschaf­t, die Alexander Horst bis zu seinem Karriereen­de haben wird. Denn: „Wenn mir einmal eine Niederlage nichts ausmacht, dann hör’ ich auf.“

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Den Sieg im Auge: Alexander Horst ist für sein Ballgefühl bekannt – und für seinen Willen, alles für den Erfolg auf dem Platz zu tun
Den Sieg im Auge: Alexander Horst ist für sein Ballgefühl bekannt – und für seinen Willen, alles für den Erfolg auf dem Platz zu tun
 ??  ?? WM-Jubel: Alexander Horst mit Sohn Fabio und Clemens Doppler
WM-Jubel: Alexander Horst mit Sohn Fabio und Clemens Doppler
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria