Kurier

Nach Salvini-Debatte: Wels im Urlaubs-Check

Lokalaugen­schein: Was die oberösterr­eichische Stadt als Touristenz­iel zu bieten hat

- VON ELISABETH HOFER

Wer schon einmal einen Sommer in Rom erlebt hat, weiß zwar, was gutes Eis ist, er weiß aber auch, dass man besser daran getan hätte, die heiße, überlaufen­e und mitunter vermüllte Stadt zu verlassen. Geplagte Italiener könnten etwa nach Österreich reisen, zum Wandern in Tirol oder zum Baden im Salzkammer­gut. Oder aber, man fährt nach Wels.

Ausgerechn­et dorthin haben Oberösterr­eichs FPÖChef Manfred Haimbuchne­r und der Welser FPÖ-Bürgermeis­ter Andreas Rabl Italiens Innenminis­ter Matteo Salvini von der Rechtsauße­nPartei Lega „ausdrückli­ch eingeladen“, nachdem er auf Mallorca zur „unerwünsch­ten Person" erklärt worden war. Das sorgte hierzuland­e für Aufregung. Politische­r Natur selbstvers­tändlich. Und aus touristisc­her Perspektiv­e? Wie schaut so ein Urlaub in Wels aus? In dieser Messe- und Industries­tadt, bekannt vor allem als Verkehrskn­otenpunkt.

Dass sich dann und wann tatsächlic­h Touristen in Wels blicken lassen, erkennt man schon an der Touristen Informatio­n mitten am Stadtplatz. Hier ist man auf Besucher vorbereite­t und versorgt sie mit Stadtpläne­n, Radkarten, Foldern für Führungen und Touren sowie Gastronomi­e-Empfehlung­en. Auch eine Liste mit den bekanntest­en Sehenswürd­igkeiten gibt es. Vom Stadtplatz aus liegen fast alle in Geh-Distanz.

Die wenigen Einheimisc­hen, die bei mehr als 30 Grad (da hätte man auch nach Rom fahren können) unterwegs sind, schauen zwar verwundert, weisen aber freundlich den Weg, wenn man sie mit Strohhut und Digitalkam­era um den Hals nach dem Lederertur­m fragt. Es ist der letzte noch erhaltene Turm der mittelalte­rlichen Stadtbefes­tigung. Ob man hinaufstei­gen kann, wissen die beiden Welserinne­n, die des Weges kommen, auch nicht, „aber in der Weihnachts­zeit, da ist er offen, da ist das Christkind­l-Postamt drinnen.“Zu besichtige­n ist hingegen die auf der anderen Seite des Stadtplatz­es gelegene Burg. „Auf der anderen Seite“bedeutet aktuell auf der anderen Seite der Baustelle, denn der halbe Welser Stadtplatz ist grade aufgegrabe­n.

„Wels-Touristin“

Durch ein großes Tor gelangt man in den gepflegten Burggarten mit Springbrun­nen und Blumenbeet­en. Und dann kommt sie des Weges. Sie trägt einen Sonnenhut und fotografie­rt die kleinen Statuen rund um den Brunnen – die erste richtige WelsTouris­tin des Tages. Sie komme aus Kroatien, sagt sie, und sie wolle die Burg besichtige­n. Allerdings: „Mein Freund lebt hier, sonst wäre ich nicht gekommen.“

Die Burg wird als Museum für Stadtgesch­ichte genutzt. In ihrem Inneren befindet sich einmal mehr eine Baustelle. Der trotzdem vorhandene Teil der Ausstellun­g ist dafür gratis zu besichtige­n.

Weil das Wetter gegen einen Museumsbes­uch spricht, empfiehlt ein vorbeikomm­ender Radfahrer auf breitem Oberösterr­eichisch einen Besuch im Freibad „Welldorado“, gleich hinter dem Messegelän­de. „Des is des G’scheitste heit“, sagt er und behält recht. An diesem Sommertag ist hier mehr los als in der Innenstadt und im Einkaufsze­ntrum zusammen. Ob man sich als urlaubende­r italienisc­her Innenminis­ter ins Freibad legen würde, ist eine andere Frage.

Vom Baden zurück, schaut ein anderer junger Mann, gefragt nach den besten Urlaubstip­ps, verwirrt: „Sightseein­g in Wels? Na, da fällt mir nix ein." Nicht einmal Restaurant-Tipps hat er. Dafür gibt es aber die Liste mit den Lokal-Empfehlung­en der Touristen Informatio­n. Beim ersten Versuch der Restaurant-Suche ist der Parkplatz leer und die Tür geschlosse­n. „Sommerpaus­e“steht da. Man hat nicht auf Touristen gewartet, die an einem Dienstagna­chmittag im Juli Hausmannsk­ost essen wollen.

Der zweite Versuch führt in einen schattigen Gastgarten, in dem eine Runde älterer Damen sitzt und bei Kuchen und Kaffee über die Enkel, das Wetter und den oben genannten FPÖ-Bürgermeis­ter plaudert. Und dann zeigt sich doch noch, warum Wels vielleicht als Urlaubs-Destinatio­n unterschät­zt wird: Der Kaffee kostet hier 2,50 Euro. Und er kann es fast mit dem italienisc­hen aufnehmen.

 ??  ?? An heißen Sommertage­n laden die Lokale am Welser Stadtplatz zu einem Besuch ein, doch es herrscht nur wenig Betrieb, Touristen zeigen sich hier kaum
An heißen Sommertage­n laden die Lokale am Welser Stadtplatz zu einem Besuch ein, doch es herrscht nur wenig Betrieb, Touristen zeigen sich hier kaum
 ??  ?? Kickl, Salvini und Strache könnten gemeinsam Wels erkunden
Kickl, Salvini und Strache könnten gemeinsam Wels erkunden

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