Nach Salvini-Debatte: Wels im Urlaubs-Check
Lokalaugenschein: Was die oberösterreichische Stadt als Touristenziel zu bieten hat
Wer schon einmal einen Sommer in Rom erlebt hat, weiß zwar, was gutes Eis ist, er weiß aber auch, dass man besser daran getan hätte, die heiße, überlaufene und mitunter vermüllte Stadt zu verlassen. Geplagte Italiener könnten etwa nach Österreich reisen, zum Wandern in Tirol oder zum Baden im Salzkammergut. Oder aber, man fährt nach Wels.
Ausgerechnet dorthin haben Oberösterreichs FPÖChef Manfred Haimbuchner und der Welser FPÖ-Bürgermeister Andreas Rabl Italiens Innenminister Matteo Salvini von der RechtsaußenPartei Lega „ausdrücklich eingeladen“, nachdem er auf Mallorca zur „unerwünschten Person" erklärt worden war. Das sorgte hierzulande für Aufregung. Politischer Natur selbstverständlich. Und aus touristischer Perspektive? Wie schaut so ein Urlaub in Wels aus? In dieser Messe- und Industriestadt, bekannt vor allem als Verkehrsknotenpunkt.
Dass sich dann und wann tatsächlich Touristen in Wels blicken lassen, erkennt man schon an der Touristen Information mitten am Stadtplatz. Hier ist man auf Besucher vorbereitet und versorgt sie mit Stadtplänen, Radkarten, Foldern für Führungen und Touren sowie Gastronomie-Empfehlungen. Auch eine Liste mit den bekanntesten Sehenswürdigkeiten gibt es. Vom Stadtplatz aus liegen fast alle in Geh-Distanz.
Die wenigen Einheimischen, die bei mehr als 30 Grad (da hätte man auch nach Rom fahren können) unterwegs sind, schauen zwar verwundert, weisen aber freundlich den Weg, wenn man sie mit Strohhut und Digitalkamera um den Hals nach dem Ledererturm fragt. Es ist der letzte noch erhaltene Turm der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Ob man hinaufsteigen kann, wissen die beiden Welserinnen, die des Weges kommen, auch nicht, „aber in der Weihnachtszeit, da ist er offen, da ist das Christkindl-Postamt drinnen.“Zu besichtigen ist hingegen die auf der anderen Seite des Stadtplatzes gelegene Burg. „Auf der anderen Seite“bedeutet aktuell auf der anderen Seite der Baustelle, denn der halbe Welser Stadtplatz ist grade aufgegraben.
„Wels-Touristin“
Durch ein großes Tor gelangt man in den gepflegten Burggarten mit Springbrunnen und Blumenbeeten. Und dann kommt sie des Weges. Sie trägt einen Sonnenhut und fotografiert die kleinen Statuen rund um den Brunnen – die erste richtige WelsTouristin des Tages. Sie komme aus Kroatien, sagt sie, und sie wolle die Burg besichtigen. Allerdings: „Mein Freund lebt hier, sonst wäre ich nicht gekommen.“
Die Burg wird als Museum für Stadtgeschichte genutzt. In ihrem Inneren befindet sich einmal mehr eine Baustelle. Der trotzdem vorhandene Teil der Ausstellung ist dafür gratis zu besichtigen.
Weil das Wetter gegen einen Museumsbesuch spricht, empfiehlt ein vorbeikommender Radfahrer auf breitem Oberösterreichisch einen Besuch im Freibad „Welldorado“, gleich hinter dem Messegelände. „Des is des G’scheitste heit“, sagt er und behält recht. An diesem Sommertag ist hier mehr los als in der Innenstadt und im Einkaufszentrum zusammen. Ob man sich als urlaubender italienischer Innenminister ins Freibad legen würde, ist eine andere Frage.
Vom Baden zurück, schaut ein anderer junger Mann, gefragt nach den besten Urlaubstipps, verwirrt: „Sightseeing in Wels? Na, da fällt mir nix ein." Nicht einmal Restaurant-Tipps hat er. Dafür gibt es aber die Liste mit den Lokal-Empfehlungen der Touristen Information. Beim ersten Versuch der Restaurant-Suche ist der Parkplatz leer und die Tür geschlossen. „Sommerpause“steht da. Man hat nicht auf Touristen gewartet, die an einem Dienstagnachmittag im Juli Hausmannskost essen wollen.
Der zweite Versuch führt in einen schattigen Gastgarten, in dem eine Runde älterer Damen sitzt und bei Kuchen und Kaffee über die Enkel, das Wetter und den oben genannten FPÖ-Bürgermeister plaudert. Und dann zeigt sich doch noch, warum Wels vielleicht als Urlaubs-Destination unterschätzt wird: Der Kaffee kostet hier 2,50 Euro. Und er kann es fast mit dem italienischen aufnehmen.