Kurier

Promi-Staatsbürg­erschaften: Regierung macht Eilverfahr­en wieder im Geheimen

- – ANDREAS PUSCHAUTZ

Einbürgeru­ngen. Opernsänge­rin Anna Netrebko, Autor Ulrich Brée und Seglerin Jolanta Ogar haben eines gemeinsam: Sie alle bekamen die österreich­ische Staatsbürg­erschaft aufgrund „besonderen Interesses der Republik“im Eilverfahr­en verliehen. Dieses Interesse kann aufgrund außergewöh­nlicher wissenscha­ftlicher, wirtschaft­licher, künstleris­cher oder sportliche­r Leistungen bestehen, wird anhand fixer Kriterien geprüft und von der Regierung bestätigt. 2017 wurden die Namen der dieserart Begünstigt­en erstmals in den Ministerra­tsprotokol­len veröffentl­icht.

Von dieser Praxis rückt die türkis-blaue Regierung nun wegen Datenschut­zbedenken wieder ab. Materiell habe man keine Einwände gegen eine Veröffentl­ichung, es fehle jedoch an einer entspreche­nden gesetzlich­en Grundlage, heißt es dazu aus dem Innenminis­terium.

2017 wäre das nur aufgrund einer Ausnahmere­gelung möglich gewesen, zusätzlich wäre die Zustimmung alle Betroffene­n eingeholt worden. Aufgrund der Datenschut­z-Grundveror­dnung müsse diese Praxis aber erneut geprüft werden.

Eine „sehr schwache Begründung“, findet Rechtsanwa­lt Johannes Öhlböck. Es gelte zwar, das individuel­le Recht auf Datenschut­z gegen das Recht der Öffentlich­keit auf Informatio­n abzuwägen. Wenn ein Eilverfahr­en aber im Interesse der Republik argumentie­rt werde, sei es wohl „im Interesse von uns allen“, meint der Experte.

Würden diese Beschlüsse nun wieder „ins stille Kämmerchen verschoben, wo das niemand überprüfen kann“, eröffne das „ein gewisses Missbrauch­spotenzial“. Öhlböck ortet in Österreich aber auch grundsätzl­ich „eine Tendenz, alles zu verstecken“– Stichwort Amtsgeheim­nis. Alle entwickelt­en Staaten würden sich in Richtung Informatio­nsfreiheit bewegen, „nur wir machen zu“.

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