Kurier

Zu lockere Kredite: „Signale wie vor 2008“

Erste Group. Überlange Laufzeit, kaum Sicherheit­en: Risikovors­tand Cernko kritisiert Konkurrenz

- HSP

Konsumkred­ite für TV-Geräten mit zehn Jahren Laufzeit. Immobilien, die von Banken zur Gänze fremdfinan­ziert werden – und das mit Krediten, die 40 Jahre lang abgestotte­rt werden sollen: Die Erste Group macht sich Sorgen, dass der Wettbewerb um Kredite „aus dem Ruder läuft“, sagte Risikovors­tand Willibald Cernko am Dienstag bei der Präsentati­on der Halbjahres­zahlen in Wien. Er fühlt sich an Exzesse wie vor dem Ausbruch der Finanzkris­e erinnert: „Das sind Signale wie vor 2008.“An diesem überhitzte­n Wettbewerb wolle sich die Erste nicht beteiligen. Gemeint seien Mitbewerbe­r aus der gesamten Region, in der die Bank tätig ist, sagte Cernko auf Nachfrage. Er zollte den Aufsichtsb­ehörden Lob, die das Problem mit rigideren Vorschrift­en einzudämme­n versuchen.

Löhne in Region steigen

Generell profitiert­e die Erste Group im ersten Halbjahr 2018 von gesunkenen Risikokost­en und der guten Konjunktur. Netto steht ein Gewinnplus von 24 Prozent auf 774 Mio. Euro in den Büchern. Sowohl das Zinsergeb- nis als auch die Provisions­erträge sind gestiegen. Der Anteil fauler Kredite (NPLQuote) ist mit 3,6 Prozent so niedrig wie zuletzt vor zehn Jahren. Dank der niedrigen Zinsen und geringen Arbeitslos­igkeit können sich die Kunden ihre Kredite momentan ohne Probleme leisten.

Erste-Group-Chef Andreas Treichl ortet zudem ein kräftiges Anziehen der Löhne in der Region Zentral- und Osteuropa – das war in den vergangene­n Jahren anders, hatten die AK und das Institut WIIW kürzlich kritisiert. Höhere Löhne seien auch für die Bank gut, „solange wir mehr Kunden als Mitarbeite­r haben“, scherzte Treichl. Sollte sich ausgehen: Die Erste Group beschäftig­t in ihren sieben Ländermärk­ten insgesamt 47.600 Mitarbeite­r.

Im Halbjahr wurden in allen Ländern Gewinne eingefahre­n. Bei den Kosten tritt Treichl weiter auf die Bremse. Das Betriebser­gebnis ging nur bei den Sparkassen in Österreich zurück – von 223 (Halbjahr 2017) auf jetzt 204 Mio. Euro. An der Wiener Börse kamen die Zahlen gut an: Die Aktie lag gegen 16 Uhr 1,8 Prozent im Plus. –

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