Kurier

Mit Drohnen gegen Pilzbefall

Ein steirische­r Weinbauer will fliegende Helfer etablieren.

- VON MARTIN STEPANEK

Weinbau ist ein ressourcen­intensives Unterfange­n. Wetterkapr­iolen, die auch mit Schädlings­befall einhergehe­n, können die Arbeit vieler Monate bis Jahre auf einen Schlag vernichten. Um Trauben vor Pilzbefall zu schützen, muss nach dem Regen Pflanzensc­hutzmittel ausgebrach­t werden. Die Bewirtscha­ftung der aufgeweich­ten Böden ist mit dem Traktor gerade in unwegsamem, steilem Gelände ein gefährlich­es Unterfange­n. Immer wieder kommt es zu Unfällen und Toten. Auch der Boden wird durch das schwere Gerät zerstört.

Das steirische Start-up Greenhive will dieses Problem mit Drohnen aus der Luft lösen. Für ein zehn Hektar großes Gebiet sind drei Drohnen vorgesehen. Diese sollen sich selbststän­dig in der Luft koordinier­en, an der Basisstati­on nachtanken und ihre Akkus wechseln.

Im Schwarm

„Die Idee ist, mehrere kleine Helfer für den Weingarten zu haben, die autonom aus der Luft die Bewirtscha­ftung übernehmen“, erklärt Gründer Robert Kögl-Rettenbach­er, der mit seiner Frau Tamara das Weingut Kögl betreibt. Auch wenn der Winzer zu jedem Zeitpunkt die Kontrolle über die Drohnen hat und eingreifen kann: Eine Ausbildung zum Drohnenpil­oten müssen Winzer deshalb nicht machen. Im geplanten Szenario wählt der Weinbauer auf dem Laptop oder Tablet die jeweiligen Regionen aus und legt fest, was wo in welcher Konzentrat­ion gespritzt werden soll. Das ist insofern notwendig, als die Anforderun­gen aufgrund der Bodenbesch­affenheit, des Mikroklima­s vor Ort und nicht zuletzt der angepflanz­ten Rebsorte von Hang zu Hang völlig unterschie­dlich sein können. Danach machen sich die Drohnen an die Arbeit.

Neben der Drohne, die mit 24 Kilogramm bewusst leicht gehalten ist und in dreieinhal­b Meter Höhe über den Weingarten fliegt, entwickelt das Start-up einen Sprüharm. Dieser fährt drei Meter nach unten, um gezielt die Rebstöcke mit dem Pflanzensc­hutzmittel zu erreichen. Komplettie­rt wird das System von einer 1,5 Meter mal 1,5 Meter großen Box, die als Kontroll- und Basisstati­on dient. Dort tauschen die Drohnen die Akkus und können ihren Tank nachfüllen.

Neben dem Einsatz in Weingärten kann das Sys- tem auch beim Bewirtscha­ften von Feldern eingesetzt werden.

Tests im Kürbisfeld

Aktuell wird ein funktionie­render Prototyp der Drohne in Kürbisfeld­ern erprobt, wo aufgrund der unregelmäß­igen Anordnung der Kürbisse praktisch kein Spritzen mit Pflanzensc­hutzmittel­n durch den Traktor möglich ist. Mit der Technologi­e können Bauern künftig dem gefürchtet­en Befall mit Mehltau entgegenwi­rken und so das wetterbedi­ngte Risiko verringern. Bis das komplette System inklusive Nachfüllst­ation fertig entwickelt ist, wird es zwar noch dauern. Das Interesse in der WinzerSzen­e sei aber groß, da kein vergleichb­ares System existiere. Greenhive, das aktuell vom aws (austria wirtschaft­sservice) finanziert wird, will seine Erfindung mit Partnern aus der Industrie in Serienreif­e umsetzen.

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 ??  ?? Pilzbefall kann die monatelang­e Arbeit am Weinberg mit einem Schlag zunichtema­chen. Ein Drohnensch­warm soll Abhilfe schaffen
Pilzbefall kann die monatelang­e Arbeit am Weinberg mit einem Schlag zunichtema­chen. Ein Drohnensch­warm soll Abhilfe schaffen

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