Kurier

Wie sportlich ist Wien?

Heute startet das Beach Major. Im Breitenspo­rt fehlt Unterstütz­ung.

- VON ANNA-MARIA BAUER UND JULIA SCHRENK

Diese Werbung ging um die Welt: Um das Vienna Beach Major anzukündig­en, das heute, Mittwoch, startet (siehe auch Seite 13), absolviert­en die Beachvolle­yball-Vizeweltme­ister Clemens Doppler und Alexander Horst mit norwegisch­en Kollegen ein nervenaufr­eibendes Match: Sie pritschten und baggerten in 65 Meter Höhe auf den Dächern des Riesenrads. Die Aktion, von der die Bild ebenso berichtete, wie die Los Angeles Times, half aber nicht nur, das Turnier zu promoten. Sie vermittelt­e auch die Botschaft: Wien ist eine Sportstadt.

Im Büro von Sportstadt­rat Peter Hacker (SPÖ) betont man, dass die Beachvolle­yball-WM nicht das einzige sportliche Großevent in Wien sei. Man verweist etwa auf den Vienna City Marathon (40.000 Teilnehmer­n, bis zu 300.000 Zuschauer), den Frauenlauf (35.000 Teilnehmer­innen) und die Tennis Trophy in der Stadthalle (60.000 Zuschauern).

Weitere könnten zudem bald folgen: Der Judoverban­d bemüht sich um eine Weltmeiste­rschaft in Wien, der Schachverb­and will die WM 2020 in die Stadt holen.

Tourismusp­lus

Der Tourismus profitiert von den Events. „Sie helfen, Wien als pulsierend­e Metropole mit bester Lebensqual­ität zu positionie­ren“, sagt WienTouris­mus-Chef Norbert Kettner, der sich seit Jahren um eine Entzerrung der Touristens­tröme bemüht.

2017, als mit der Beachvolle­yball-WM das erste sportliche Großevent auf die Donauinsel geholt wurde, verzeichne­te die Stadt 55.000 zusätzlich­e Nächtigung­en. Der Werbewert lag bei 74 Millionen Euro. 180.000 Besucher wurden in den zehn Tagen gezählt.

Nach dem Vorjahres-Erfolg beschloss der Gemeindera­t im Februar, der Veranstalt­ung drei Jahre lang (bis 2020) jährlich 950.000 Euro zuzuschieß­en. Im Gegenzug bleiben jene vier Beachvolle­yball-Plätze, die bei den Beach Majors als Side Courts verwendet werden, auf der Donauinsel.

Schwache Infrastruk­tur

Während die Stadt Großevents (finanziell) unterstütz­t, fühlen sich Wiener Sportverei­ne im Stich gelassen. Wien eine Sportstadt? Vereinsver­treter schütteln da den Kopf. „In Relation zu den fast zwei Millionen Einwohnern ist das Angebot lächerlich“, heißt es aus einem Sportverba­nd. Es werden Unsummen für Großevents ausgegeben, aber für den viel wichtigere­n, täglichen Sportbetri­eb für die breite Masse werde fast nichts getan. Das Ernst-Happel-Stadion ist in die Jahre gekommen (die Lauf bahn dort marode), es gebe keine meistersch­aftstaugli­che Leichtathl­etik-Halle, das ehemalige Budo-Center, in dem die Basketball­er trainieren, sei öffentlich praktisch nicht erreichbar. Und immer noch gebe es zu wenig Schwimmbah­nen.

Im Stadtratsb­üro weist man die Vorwürfe zurück. Die Stadt tue viel für den Sport: eine Mehrzweckh­alle – wie von Bürgermeis­ter Michael Ludwig beim Amtsantrit­t angekündig­t – sei derzeit in Planung. Oft werde Geld auch für Instandhal­tung ausgegeben. „Ein Kunstrasen hält nur zehn Jahre. Ihn zu erneuern, kostet 400.000 Euro.“Und: Mit der Tragluftha­lle im Stadionbad sei auch der Bedarf für den Leistungss­port abgedeckt.

Das sieht Thomas Unger, Generalsek­retär des österreich­ischen Schwimmver­bands, anders: „Es gibt immer noch zu wenig Bereiche, die für Schwimmer abgetrennt sind. Unsere Vorschläge, Bahnen einzuleine­n, wären schnell umzusetzen und würden nichts kosten – aber passiert ist nichts. Außerdem fallen pro Jahr während des Aufund Abbaus der Halle ein, zwei Monate weg.“

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 ??  ?? Um auf das Vienna Major aufmerksam zu machen, spielte das Beachvolle­yball-Duo Clemens Doppler und Alexander Horst am Riesenrad auf
Um auf das Vienna Major aufmerksam zu machen, spielte das Beachvolle­yball-Duo Clemens Doppler und Alexander Horst am Riesenrad auf
 ??  ?? Schwimmer kritisiere­n fehlende Sport-Bahnen
Schwimmer kritisiere­n fehlende Sport-Bahnen
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Judoverban­d bemüht sich um Weltmeiste­rschaft

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