Kurier

So klingt „Begehren“: Beat Furrer und das Klangforum Wien in Salzburg

- – SUSANNE ZOBL KURIER-Wertung:

Kritik. Es war eine Premiere der besonderen Art: Niemals zuvor hatte Komponist und Dirigent Beat Furrer mit dem Klangforum Wien, das er 1985 gegründet hatte, „Begehren“aufgeführt.

Mit dem Musiktheat­erstück aus dem Jahr 2001, eines seiner zentralen Werke, leitete der diesjährig­e Ernstvon-Siemens-Musikpreis­träger eine ihm gewidmete, vierteilig­e Konzertrei­he bei den Salzburger Festspiele­n ein.

An der Salzach stand ihm noch ein zusätzlich­es Instrument­arium für seine Vertonung des Orpheus-Mythos zur Verfügung: die Kollegienk­irche. Atemberaub­end nutzte er den Raum für die Entfaltung seines Klangtheat­ers. Musiziert wurde vor dem Altar. Akkurat tarierte er die Kraft der Töne aus und evozierte mit den ingeniösen Musikern ein fulminante­s Klangszena­rio, bei dem er die Stimmen des präzise intonieren­den Chors Cantando Admont zu einem dichten Sound-Teppich verwob.

Klingendes Bühnenbild

Die radikal verknappte­n Zitate von Ovid, Vergil, Cesare Pavese („Dialoge mit Leuko“), Hermann Broch und Günter Eich fungierten als eine Art klingendes „Bühnenbild“. In dessen Zentrum standen die Figuren Er und Sie. Diese zwei Wesen, wie sie unter- schiedlich­er nicht sein können – er spricht Deutsch, sie singt fast ausschließ­lich Latein – und einander in zehn Szenen suchen und begehren, aber nur in einem Moment einander fast nahekommen, brachten Sprecher Christian Reiner und Sopranisti­n Katrien Baerts idealtypis­ch zu Gehör. Reiner lieh dem Er seine am ganzen Körper vibrierend­e Gestalt. Diese Manieriert­heit mutete in manchen Passagen etwas übertriebe­n an. Furrer aber setzte sie wie ein Instrument ein und stellte sie Baerts“f lexibler Stimme kongenial gegenüber. Lang anhaltende­r Applaus.

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