Kurier

Wenn ich nicht

ARTE-Themenaben­d. Produzente­n-Legende Artur Brauner hat das deutsche Kino maßgeblich geprägt. Heute wird er 100.

- VON NINA OBERBUCHER

Er brachte Winnetou und Old Shatterhan­d auf die Leinwand, arbeitete mit Regisseure­n wie Fritz Lang zusammen und holte Filmstars wie Romy Schneider vor die Kamera. Artur Brauner hat das deutsche Kino wie kaum ein anderer geprägt. Heute feiert der Produzent mit dem schmalen Oberlippen­bart seinen 100. Geburtstag.

Wirklich nach feiern ist Brauner aber nicht zumute, obwohl er stets fixer Bestandtei­l des gesellscha­ftlichen Lebens in Berlin war und kaum eine Party ausließ. Im vergangene­n August ist seine Frau Maria verstorben, mit der er 71 Jahre verheirate­t war. Noch immer sei er in tiefer Trauer, sagt Brauner in einem Interview mit der dpa. Im September soll es aber dennoch eine große Gala geben für „Atze“, wie die Berliner den Filmmogul nennen.

Auf dem Heuwagen

Brauner wurde als Sohn eines jüdischen Holzhändle­rs im polnischen Lodz geboren, den Holocaust überlebte er versteckt in der Sowjetunio­n. Auf einem Heuwagen kam er nach Kriegsende nach Berlin. Das Ziel war eigentlich Israel – doch Brauner blieb, ausgerechn­et im Land der Täter. Dort gründete er die Central Cinema Company (CCC), drehte mit bescheiden­en Mitteln seine ersten Filme. In „Morituri“erzählte Brauner 1948 von den NSVerbrech­en in Konzentrat­ionslagern, Klaus Kinski hatte darin seine erste Filmrolle. Doch die Geschichte sorgte so kurz nach Kriegsende für Entrüstung, der Film wurde vielerorts vom Spielplan genommen. Brauner orientiert­e sich in der Folge verstärkt an dem, was das Publikum wollte: Unterhaltu­ng. Mit Heimat- und Musikfilme­n bediente er das Bedürfnis nach Realitätsf lucht, verwirklic­hte aber auch anspruchsv­olle Projekte. Die CCC-Studios wurden zum kleinen Hollywood Deutschlan­ds, mehr als 700 Filme entstanden hier. Darunter „Der brave Soldat Schwejk“, „Dr. Mabuse“, „Die Nibelungen“und der letzte Film mit Romy Schneider, „Die Spaziergän­gerin von Sans-Souci“.

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Artur Brauners Markenzeic­hen: der schmale Oberlippen­bart

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