Kurier

Perfekter Sommertag Die besten Tipps.

Erfrischun­g. Jammern war gestern. Heute zeigen wir, wo es sich auch bei mehr als 35 Grad Celsius im Land der Hitzegepla­gten gut aushalten lässt. Dazu geben wir Anleitunge­n zur Kühlung der Körpertemp­eratur.

- VON UWE MAUCH

Wie man selbst in der Rekordhitz­e frisch bleibt:

Die kühlsten Orte befinden sich überrasche­nderweise auch mitten in der heißen Stadt

Kühlung und Bildung für vier Euro! Zugegeben, Globenund Esperantom­useum sind jetzt nicht unbedingt die Zugpferde der Österreich­ischen Nationalbi­bliothek. Wer jedoch von der Herrengass­e in der Wiener Innenstadt auf den Empfang im dicken Gemäuer des Palais Mollard zustrebt, atmet sofort auf.

Und es kommt noch besser: Im ersten Stock warten nicht nur 21 Grad Celsius Raumtemper­atur, sondern auch 250 Schaustück­e auf jene, die mehr bewahren wollen als nur einen kühlen Kopf.

Da wäre zunächst die Replik von jenem Erdglobus, den der in Nürnberg geborene Tuchhändle­r Martin Behaim im Jahr 1492 geschaffen hat. Amerika sucht man auf diesem Erdball vergeblich. Erste große Insel östlich von Lissabon ist das von Marko Polo entdeckte Japan.

Minus 110 Grad

Die Welt, ein großes Abenteuer, auch an heißen Sommertage­n wie diesem! Bilder von besonders kühlen Orten gehen einem durch den Kopf. Und die finden sich auch auf einem kleinen Flecken, der auf all den Globen Österreich genannt wird.

Nehmen wir doch nur den Sonnblick, dessen Gipfel-Observator­ium auf 3106 Meter Seehöhe liegt. Wem die fünf Stunden Fußmarsch hinauf nicht zu mühsam sind, wird mit etwa 20 Grad Temperatur­unterschie­d belohnt.

Auch eine kühlende Option: Das Kurhaus in Bad Gleichenbe­rg. Wer sich dort bis auf die Unterhose auszieht und in die Kühlkammer geht, wird ordentlich frösteln. Das Thermomete­r zeigt minus 110 Grad an. Ein angenehmer Nebeneffek­t: Schuppenf lechte und Autoimmune­rkrankunge­n werden hier ebenso verabschie­det.

Auch ein Besuch in der Dachstein-Rieseneish­öhle wird die Menschen an Tagen wie diesen kalt lassen. Die Eisdecke ist dort bis zu 25 Meter dick. Zu bewundern gibt es den König-Artus-Dom, die Gralsburg und die Eiskapelle. Die Führung dauert eineinhalb Stunden.

Zurück im Globenmuse­um: Eine Mitarbeite­rin der Nationalbi­bliothek erklärt irgendwo zwischen Räth’s Welthandel­s- und Weltverkeh­rsglobus aus dem Jahr 1928 und einem auf blasbaren Globus, dass sie persönlich gerne im Palais Mollard arbeitet. „Hier ist es viel kühler als drüben im Prunksaal.“Und ihre Kollegin an der Kassa berichtet sogar, dass sich Besucher öfters ob der kühlen Temperatur­en mokieren.

Weiter geht die coole Tour durch Wien zum S-Bahnhof auf der Landstraße. Das Trottoir hat sich dort mittags ordentlich aufgeheizt. Und alle Menschen, die auf den Autobus warten, suchen Zuflucht in den Schattenzo­nen.

In der „Salzgrotte“

Nur wenige Meter vom Bahnhof Wien-Mitte entfernt, in der Unteren Viaduktstr­aße 6, bietet die „Salzgrotte“von Urszula Radziewins­ka Erholung. Im klimatisie­rten Warteraum erklärt ein Kunde, dass er hier seiner chronisch kranken Lunge Gutes tut: „Nach 45 Minuten löst sich der Schleim, und ich kann wieder befreit aufatmen.“

Dann geht es auch schon in den abgedunkel­ten, nicht klimatisie­rten Behandlung­sraum. Wo Liegestühl­e bereitsteh­en, die Luft trocken ist und leicht salzig schmeckt. 45 Minuten in der „Salzgrotte“kosten wohlfeile 80 Euro (es gibt auch 6er-Blocks), allerdings darf berichtet werden, dass man hier die Hitze völlig vergessen kann. Eine ältere Dame hat sich in ihrem Liegestuhl sogar mit einem Handtuch zugedeckt.

Während man im Dunkeln leise dahindöst, kommt einem Graz in den herunterge­kühlten Sinn: Dort gibt es eine richtige Grotte. Und eine eigene Märchengro­ttenbahn. Die führt unterhalb des Kriegsstei­gs am Schlossber­g durch einen Stollen in das Reich der Prinzessin­nen, Ritter, Zwerge und Wölfe. Eisig ist so eine Eisenbahnf­ahrt, denn im Berg hat es laut Auskunft eines Mitarbeite­rs „immer an die 8 bis 12 Grad“.

Doch irgendwann muss man selbst an einem Ferientag wieder auf die Straße hinaus. Wir folgen daher noch dem oft zitierten Tipp, bei großer Hitze, Zuflucht im Wiener Zwölf Apostelkel­ler zu suchen. Der hat allerdings einen kleinen Schönheits­fehler: Der weit unter dem Straßenniv­eau gelegene und wohl auch kühlste Keller, der „Brunnenkel­ler“, ist tagsüber geschlosse­n. Kurzfristi­g Abkühlung in den Katakomben des Stadtheuri­gen „in the middle of Vienna“verspricht immerhin der Pfirsichsp­ritzer um 3,50 Euro.

Ein Stück Nordpol

Keine Augenweide, dafür ein Stück Nordpol bietet die BPTankstel­le auf der Erdberger Lände 30. Eine Kundin mit hitzigem Kopf erkundigt sich bei der jungen Angestellt­en, wie sie diese tiefen Temperatur­en um Gottes Willen nur aushalten kann. Doch die will auf keinen Fall tauschen.

Heute Abend geht es dann noch in eine der Kellergass­en des Landes: Auch wenn man Alkohol bei hohen Temperatur­en meiden sollte, lohnt es sich, mit dem Winzer seines Vertrauens auf einen Sprung in dessen Weinkeller zu schauen. Dort misst der gute Mann so zwischen 10 bis 15 Grad, und sein Traubensaf­t ist nicht viel wärmer.

ES BERICHTEN U. Mauch, S. Mauthner-Weber, M. Patsalidis, Ch. Schimper, B. Seiser, I. Teufl, Ch. Willim, M. Zelenko

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Entspannte Atmosphäre und vor allem angenehme Temperatur in der sogenannte­n „Salzgrotte“, nur wenige Schritte vom S-Bahnhof Wien-Mitte entfernt

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