Kurier

Parteien ringen um neue Facebook-Regeln

EU-Wahl. Warnung vor Fake-News-Attacken

- VON KLAUS KNITTELFEL­DER UND ANDREAS PUSCHAUTZ

Im Vorfeld der Wahlen zum Europäisch­en Parlament im kommenden Jahr warnt EUSicherhe­itskommiss­ar Julian King vor Cyberattac­ken und Fake-News-Kampagnen. Die heimischen Parlaments­parteien sind sich in der Einschätzu­ng der Gefahrenla­ge noch nicht ganz einig. Während sich SPÖ und Neos klar für verbindlic­he Regeln bei Wahlwerbun­g in sozialen Netzwerken aus- sprechen und sich auch die ÖVP der Gefahren bewusst ist, sieht die FPÖ „kein großes Thema“in der Bedrohung. Bundeskanz­leramt, Innenminis­terium und EUKommissi­on setzen dessen ungeachtet auf Medienkomp­etenzförde­rung. Im Oktober findet dazu im Rahmen der Ratspräsid­entschaft auch eine internatio­nal besetzte Konferenz in Wien statt.

Die kommende EU-Wahl steht in puncto Fairness unter keinem allzu guten Stern: Steve Bannon, US-Galionsfig­ur der Ultrarecht­en, ist im Anflug auf Europa, um die EU-Wahl im Sinne einer rechtspopu­listischen Allianz um Lega-Chef Matteo Salvini zu beeinfluss­en; Russland steht spätestens seit der US-Wahl 2016 ohnehin im ständigen Verdacht, ausländisc­he Urnengänge mit verdeckten Online-Manövern zu manipulier­en. Kurzum: Europa fürchtet sich gerade massiv vor Fake-News-Attacken bei der anstehende­n EU-Wahl im Frühsommer 2019. All dies veranlasst­e EU-Kommissar Julian King nun dazu, Alarm zu schlagen und vor Cyber- und FakeNews-Angriffen zu warnen.

Diese Sorge grassiert auch in Österreich, wie ein KURIER-Rundruf durch die heimischen Parteizent­ralen zeigt: SPÖ-Geschäftsf­ührer Max Lercher etwa erklärt, dass sich die SPÖ „deshalb wegen der geplanten rech- ten Allianz um Bannon große Sorgen macht“. Schließlic­h, so der oberste rote Wahlkampfm­anager, habe Russland in der Vergangenh­eit die Kampagnen von Politikern wie Salvini oder Le Pen unterstütz­t. Daher wünsche sich Lercher, der die SPÖZentral­e erst nach dem roten Fake-News-Skandal rund um Berater Tal Silberstei­n übernommen hat, mehr Transparen­z bei der immer wichtiger werdenden Wahlwerbun­g in sozialen Netzwerken. „Alle Werbeaktiv­itäten auf Facebook“, so Lercher zum KURIER, „sollen offengeleg­t werden“. Derzeit ist dies nicht der Fall. Was Parteien auf Facebook treiben und wie viel Geld sie dafür in die Hand nehmen, ist nicht bekannt. Geht es nach der SPÖ, sollen diese Regeln mit einem Gesetz fixiert werden.

„Angriffe realistisc­h“

Nikola Donig, Generalsek­retär und Wahlkampf-Chef der Neos, schließt sich dem SPÖVorschl­ag an: „Technisch liegt die Sache natürlich bei Facebook, da muss man das Unternehme­n in die Pflicht nehmen. Wir Parteien aber können dafür sorgen, alle Online-Aktivitäte­n so transparen­t wie möglich zu machen – da ist auch ein Gesetz eine Überlegung wert.“Nachsatz: „Je verbindlic­her, desto besser.“Als Alternativ­e zu einer Rechtsnorm sei auch eine Art Fairness-Vereinbaru­ng zwischen den Parteien möglich, so Donig. Der Neos-Mann hält es zudem für „absolut realistisc­h“, dass es ausländisc­he Fake-News-Angriffe auf den kommenden Wahlkampf gibt, auch in Österreich. Nutznießer wären ihm zufolge rechte Parteien, etwa die FPÖ.

Aufseiten der ÖVP wird ebenfalls Interesse an mehr Online-Transparen­z geäußert, wie es aus der Partei heißt. Wenngleich Karl Nehammer, Generalsek­retär und damit auch türkiser Wahlkampf-Boss, auf den Silberstei­n-Skandal anspielt: „Wie wir gesehen haben, braucht es nicht unbedingt russischen Einfluss, um FakeSeiten zu betreiben.“Auch im kommenden Wahlkampf sei jedenfalls aber „besondere Vorsicht notwendig“.

Einzig die FPÖ kalmiert: Zwar unterstütz­e man die Forderung nach mehr Transparen­z bei Facebook-Werbung – „ein großes Thema“, heißt es auf die Frage nach der Bedrohung durch Fake-News-Attacken im Netz, „ist das unserer Meinung nach aber nicht“.

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