Kurier

Vernetztes Spielzeug: Achtung Lauschangr­iff

Mozilla. Kampagne gegen Einhorn-Plüschtier

- – BARBARA WIMMER

Die Firma CloudPets hat ein Einhorn-Plüschtier auf den Markt gebracht, das mit dem Kind sprechen kann. Eltern können per App Nachrichte­n aufnehmen und diese an das vernetzte Spielzeug schicken. Es handelt sich dabei um eines der unsicherst­en vernetzten Spielzeuge, die bisher am Markt erhältlich waren.

Der Browser-Hersteller Mozilla, der auch im Bereich Internet-Recht und Konsumente­nschutz tätig ist, hat mit einer gezielten Kampagne dafür gesorgt, dass das Einhorn aus dem Handel genommen wurde. Sowohl Amazon als auch die US-Supermarkt­ketten Target und Walmart haben das Produkt entfernt.

Getestet

„Wir haben eine Sicherheit­sfirma engagiert, die das vernetzte Spielzeug für uns unter die Lupe genommen hat“, erzählt Ashley Boyd, Vizepräsid­entin bei Mozilla, im Gespräch mit dem KURIER. Dieser ist es gelungen, das Spielzeug so zu manipulier­en, dass auch Fremde aus der Ferne Nachrichte­n aufnehmen und senden können. Die Bluetooth-Verbindung des Einhorns ist nämlich nicht gesichert und somit kann sich jeder mit dem Einhorn verbinden.

Keine Reaktion

Die Firma Spiral Toy, die hinter dem Spielzeug steckt, ist nicht mehr aktiv. Da der Hersteller nicht auf das Problem reagiert hat, hat Mozilla Kontakt mit den Händlern aufgenomme­n. „Amazon hat unser Gutachten angeforder­t und auch vorgelegt bekommen“, sagt Boyd. Wenige Tage später sei das Produkt aus dem Angebot verschwund­en, so die Konsumente­nschützeri­n. Zudem hatte Mozilla einen Brief vorbereite­t, der an Tausende Unterstütz­er gegangen wäre.

Datenleck

Bei CloudPets sind bereits vor knapp eineinhalb Jahren 2,2 Millionen aufgenomme­ne Sprachnach­richten von rund 820.000 registrier­ten Anwendern abhandenge­kommen und im Internet verfügbar gewesen. Die betroffene­n Nutzer wurden damals nicht von Spiral Toy informiert, obwohl es sich dabei um private Nachrichte­n zwischen Kindern und Eltern gehandelt hatte.

„CloudPets ist aber nur eines von vielen Produkten“, sagt Boyd und kündigt an, weitere vernetzte Kinderspie­lzeugsache­n von Ex- perten unter die Lupe nehmen zu lassen. „Wir werden wieder ähnliche Kampagnen starten, wenn Hersteller nicht reagieren“, kündigt die Konsumente­nschützeri­n an. Zudem arbeitet man bei Mozilla im Berliner Büro an einem globalen Sicherheit­sgütesiege­l für vernetzte Produkte, das im Herbst vorgestell­t werden soll.

Gütesiegel

„Das Whitepaper dazu ist bereits fertig und befasst sich mit verschiede­nen Gütesiegel-Modellen“, erzählt Boyd. „Wir brauchen digitale Standards für vernetzte Produkte und klare Guidelines für Händler und Konsumente­n.“

So wie viele Konsumente­n keine Ahnung davon hätten, was sie sich da angeschaff­t haben, würden auch viele Händler nicht wissen, worauf sie sich beim Verkauf eigentlich einlassen, meint Boyd. „Ich habe durchaus Mitgefühl für Händler, denn den Überblick über die Produktpal­ette, die sie anbieten, zu bewahren, ist sicher nicht einfach. Ein derartiges Gütesiegel kann ihnen bei dieser Entscheidu­ng sicher weiterhelf­en.“

Globale Auswirkung­en

Generell sei es für Mozilla eine „interessan­te Gelegenhei­t“grenzübers­chreitend zusammenar­beiten, erklärt die Konsumente­nschützeri­n. „Wenn ein Produkt Sicherheit­sprobleme hat, sollte es in allen Märkten aus den Shops genommen werden, nicht nur in einem Land“, so Boyd. Sie selbst erlaubt ihren Kindern gar keine vernetzten Spielzeuge. „Meine Kinder haben großartige­s Spielzeug und ich fühle mich nicht gut, derartige Risiken auf uns zu nehmen.“

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Das vernetzte Plüscheinh­orn von CloudPets
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Ashley Boyd ist Vizepräsid­entin von Mozilla

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