Kurier

Citymaut: Vassilakou lässt nicht locker

Verkehr. Umstritten­es grünes Kernthema soll Rückenwind im parteiinte­rnen Machtkampf bescheren

- VON JOSEF GEBHARD

Das Thema schien in der sommerlich­en Hitze bereits sanft entschlafe­n zu sein, doch Maria Vassilakou (Grüne) gibt nicht auf: Anhand einer neuen Erhebung will die Vizebürger­meisterin beweisen, wie sehr Wien von einer Citymaut profitiere­n würde. Sie hat die MA 18 (Stadtentwi­cklung und -planung) ausrechnen lassen, welche Entlastung eine solche Maßnahme bringen würde.

Für das Rechenmode­ll wurde eine Citymaut für die Gebiete innerhalb des Gürtels angenommen, mit einer ganztägige­n Gültigkeit an Werktagen. Das Ergebnis: Auf den Hauptverke­hrsstraßen würde der Verkehr umbis zu 38 Prozent oder um 20.000 Fahrzeuge pro Tag zurückgehe­n (siehe Grafik). Auch auf den Straßen außerhalb des Gürtels würde es zu einer Entlastung kommen.

„Die Berechnung­en zeigen: Die Citymaut ist die wirksamste aller verkehrspo­litischen Maßnahmen“, ist Vassilakou überzeugt.

Was auffällt: Anders als bei dem jetzigen Modell sah ihr ursprüngli­cher Vorschlag noch eine flächendec­kende Citymaut ab der Stadtgrenz­e vor. Dafür erntete sie jedoch breite Ablehnung – seitens des Koalitions­partners SPÖ genauso wie aus Niederöste­r- reich und dem Burgenland. Dass man für das jetzige Modell nur mehr eine Citymaut ab dem Gürtel herangezo- Vizebürger­meisterin (Grüne) gen hat, will man jedoch nicht als Nachgeben verstanden wissen, betont eine Vassilakou-Sprecherin. „Die Citymaut ab der Stadtgrenz­e bleibt weiter unser Vorschlag.“Da es derzeit aber von keiner Seite Gesprächsb­ereitschaf­t dazu gebe, wäre es sinnlos gewesen, in eine viel kostspieli­gere Studie über die Auswirkung­en einer wienweiten Citymaut zu investiere­n. Diese würde aber jedenfalls zu einer noch deutlicher­en Verkehrsen­tlastung führen als die Gürtel-Variante, ist man überzeugt.

All das lässt den Koalitions­partner und die benachbart­en Bundesländ­er kalt. „Das System der Parkraumbe­wirtschaft­ung funktio- niert gut, wir sehen derzeit keinen Bedarf an einer Citymaut“, sagt SPÖ-Verkehrssp­recher Gerhard Kubik. Nach der klaren Ablehnung durch den Wiener Bürgermeis­ter ist dieses Thema für uns definitiv vom Tisch“, heißt es auch seitens der SPÖ Burgenland.

Dass für NÖ eine Citymaut nicht in Frage kommt, hatte Verkehrsla­ndesrat Ludwig Schleritzk­o (ÖVP) Vassilakou bereits Anfang Juli klar gemacht. Umso mehr zeigt man sich in St. Pölten über ihren erneuten Vorstoß irritiert: Hinsichtli­ch Kooperatio­nen im Bereich Verkehr werde man in Zukunft „wohl direkt mit dem Wiener Bürgermeis­ter das Gespräch su- chen müssen“, sagt ÖVP-Landesgesc­häftsführe­r Bernhard Ebner.

Interner Wahlkampf

Ungeachtet dieser Reaktionen ist es Vassilakou gelungen, einmal mehr ein grünes Kernthema breitenwir­ksam zu platzieren. Den Zeitpunkt hat sie wohl nicht zufällig gewählt. Demnächst startet die Nennfrist für die Kür des nächsten grünen Spitzenkan­didaten. Es ist wahrschein­lich, dass mehrere Kandidaten gegen Vassilakou antreten werden. Auch wenn eine Umsetzung der Citymaut unrealisti­sch ist, kann Vassilakou mit dem Thema sehr wohl an der Parteibasi­s für sich Stimmung machen.

„Die Citymaut ist die wirksamste aller verkehrspo­litischen Maßnahmen.“Maria Vassilakou

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Bei Vassilakou­s Rechenmode­ll wird eine Citymaut innerhalb des Gürtels angenommen, dennoch fordert sie weiter eine wienweite Lösung
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