Richard Strauss, Superstar der Salzburger Festspiele
Salome. Die Wiener Uraufführung wurde verboten
Man kann es jetzt schon sagen: Die Oper „Salome“wird zu den Höhepunkten der heurigen Salzburger Festspiele zählen. KURIER-Kritiker Gert Korentschnig verlieh der Aufführung die Höchstnote von fünf Sternen und nannte sie „faszinierend, spannend und enorm ästhetisch“. Für Richard Strauss ist eine Premiere in der Mozartstadt fast ein Heimspiel, war er doch einer der Gründer der Salzburger Festspiele.
Dabei hat die heute bejubelte „Salome“in Österreich keine glorreiche Geschichte. Die Oper, nach einem Drama von Oscar Wilde, sollte 1905 an der Wiener Hofoper uraufgeführt werden, wurde aber von der k. u. k. Zensurbehörde „aus religiösen und sittlichen Gründen“nicht zugelassen, „weil die Darstellung von Vorgängen, die in das Gebiet der Sexualpathologie gehören, nicht für unsere Hofbühne geeignet ist.“Operndirektor Gustav Mahler erklärte darauf hin seinen Rücktritt (der erst zwei Jahre später angenommen wurde), und die Uraufführung der „SkandalSalome“fand nicht in Wien, sondern in Dresden statt.
Im Wiener Milieu
Richard Strauss war als Sohn eines Musikers in München zur Welt gekommen, er komponierte bereits mit sechs Jahren und sah sich in der musikalischen Tradition Richard Wagners. Strauss hatte eine starke Beziehung zu Österreich, schon weil die Libretti einiger seiner bedeutendsten Werke von Hugo von Hofmannsthal stammen („Elektra“, „Der Rosenkavalier“, „Ariadne auf Naxos“, „Die Frau ohne Schatten“). Die Strauss-Opern spielen oft im Wiener Milieu, seine Musik hat wienerisches Kolorit.
Knapp vor Gründung der Salzburger Festspiele, im ersten Nachkriegsjahr 1919, wurde Richard Strauss Direktor der Wiener Staatsoper. Um den berühmten Komponisten und Dirigenten für diesen Posten zu ködern, überließ ihm die junge Republik einen Prachtgrund im Belvederepark, auf dem er eine feudale Villa errichtete, die sich heute noch im Besitz der Familie Strauss befindet und als Residenz an die niederländische Botschaft vermietet wird. Als das Schlössl im Belvederepark fertig war, war Strauss allerdings schon wieder Ex-Direktor der Staatsoper, die er 1924 im Streit mit dem Co-Direktor Franz Schalk verlassen hatte.
Arrangiert mit den Nazis
Strauss arrangierte sich 1933 mit den Nationalsozialisten, wurde dafür Präsident der Reichsmusikkammer und von Hitler auf die Liste der „Gottbegnadeten Künstler“gesetzt. Zwischendurch fiel er in Ungnade, als die Gestapo einen Brief von ihm an den jüdischen Schriftsteller Stefan Zweig abgefangen hatte.
Richard Strauss war 1902 zum ersten Mal mit seiner Frau Pauline, einer hochgeachteten Sopranistin, nach Wien gekommen, wo sie einen Liederabend mit Kompositionen ihres Mannes gab. Der gefürchtete Kritiker Eduard Hanslick schrieb damals über die Aufführung im Bösendorfersaal: „Sie ist entschieden seine bessere Hälfte!“
georg.markus@kurier.at