Katholiken gegen Evangelikale
Drama. Ein Ausnahme-Rache-Thriller aus der Dominikanischen Republik
Ein Palmengarten mit Swimming Pool im Reichenviertel von Santo Domingo, Hauptstadt der Dominikanischen Republik. Eine Frau rastet im Liegestuhl, Kinder spielen im Wasser, ein Gärtner werkt im Hintergrund.
Die Kamera verhält sich abwartend. Wessen Geschichte wird sie erzählen? Die der Frau, der Kinder, des Gärtners?
Es ist der Gärtner Alberto, der den Filmemacher Nelson Carlo de Los Santos Arias interessiert und dessen Schicksal er in vibrierenden Bildern – oszillierend zwischen Farbe und Schwarz-Weiß – zu einem charismatischen Gemeinschaftsporträt verwebt.
Alberto reist zurück in sein Heimatdorf. Sein Vater wurde ermordet, Mutter und Schwester sinnen auf Vergeltung. Als Oberhaupt der Familie soll er den Täter bestra- fen. Im losen narrativen Rahmen des Rache-Thrillers entfesselt De Los Santos Arias lokale Konflikte anhand kollidierender Religionszugehörigkeiten. Alberto selbst ist zum evangelikalen Christentum konvertiert und hat den volkstümlichen Katholizismus seiner Familie verlassen. Die ausufernden Begräbniszeremonien seiner Verwandten, die De Los Santos Arias in atemberaubender Nähe zu deren ekstatischen Körpern filmt, sind ihm fremd gewor- den. Aber nicht nur die Farben, auch die Filmformateund Materialen wechseln und lassen die Bilder im kontrollierten Chaos aufeinander stürzen. „Chamäleonartig“nennt der Regisseur seinen Stil, dessen ästhetische Vielfalt die Zerrissenheit seines Landes verdeutlicht. Nachtschwarze, schrille, schöne und intime Bilder bettet er in die fantastische Umgebung einer karibischen Landschaft und macht sie zur Ausnahmeerscheinung im Weltkino. Produziert wurde „Cocote“übrigens von dem Salzburger Lukas Valenta Rinner, Regisseur von „Die Liebhaberin“. Und wer hatte schon die Gelegenheit, einen Film aus der Dominikanischen Republik zu sehen?
Cocote. ARG/D/QAT/DOM 2017. 106 Min. Von Nelson Carlo de Los Santos Arias. Mit Vicente Santos. KURIER-Wertung: