Kurier

Pianist Arcadi Volodos – ein empfindsam­er Musikreise­nder

- – SUSANNE ZOBL

Kritik. Ohne große Gesten, ganz unprätenti­ös nahm Arcadi Volodos auf einem Sessel, keinem konvention­ellen Klavierhoc­ker, am Steinway im abgedunkel­ten Saal des Mozarteums Platz. Als gelte es, ein paar Lockerungs­übungen vor dem Langstreck­enlauf – in seinem Fall Schuberts „B-Dur Sonate“– zu absolviere­n, hob der russische Klaviervir­tuose Robert Schumanns „Kinderszen­en“an.

Verspielt, naiv, wie ein Bub, der auf Schumanns „Steckenpfe­rd“reitet, ließ er seine Finger über die Tasten galoppiere­n. Einen Ausblick auf seine sehr eigene Art zu musizieren, gab er erst in der siebenten Szene, „Träumerei. Mit anmutiger Andacht führte er mit Anschlägen von feinster Zartheit in die Traumwelt eines Kindes. Das war einfach schön!

Meditativ

Mit zwölf Stücken aus Federico Mompous „Musica callada“(„Musik der Stille“) setzte er fort. Die schlichten, leisen Miniaturen begannen, als wären sie von Erik Satie oder Claude Debussy, verf lüchtigen sich aber immer mehr in ein unbestimmt­es Nichts. Das hatte etwas Meditative­s.

Bei Franz Schuberts „Sonate für Klavier B-Dur“(D 960) offenbarte sich das Phänomen Volodos. Da war Technik kein Thema, über die verfügt er ohnedies in hohem Maß. Es ging nur noch um seine Reise durchs Zauberreic­h der Schubert’schen Klangwelt und um große Emotionen, die in der außergewöh­nlichen, kantablen Melodiefüh­rung hörbar wurden.

Feinfühlig ertönte das Hauptthema, dämonisch, kraftvoll die Akkorde, liebevoll das Scherzo. Das Presto am Ende geriet gar zum Prestissim­o. Die Ovationen vergütete er mit 20 Minuten Zugaben. Auf zwei Intermezzi von Brahms ließ er den langsamen Satz aus Schuberts „ADur Sonate“(D 959) folgen. Das war pure Empfindsam­keit.

KURIER-Wertung:

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