Kurier

SPÖ-Alarm: Sparstift beim AMS kostet 30.000 Arbeitslos­e mehr

Soll AMS-Rücklage nächste Steuerrefo­rm mitfinanzi­eren? Das Ministeriu­m dementiert scharf.

- MICHAEL BACHNER

Die drohende scharfe Budgetkürz­ung im Arbeitsmar­ktservice (AMS) empört vor allem SPÖ und Gewerkscha­ft. Das war zu erwarten, ist aber nachvollzi­ehbar. Schließlic­h geht es um ein Kernelemen­t bisheriger roter Sozialpoli­tik.

Wie berichtet sinkt das AMS-Budget 2019 von heuer 1,4 Milliarden auf 1,25 Milliarden Euro. Das ist seit dem Doppelbudg­et von Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) aus dem März beschlosse­ne Sache und wird mit sinkenden Arbeitslos­enzahlen erklärt. Die Logik: Sind weniger Menschen auf Jobsuche, braucht das AMS auch weniger Geld für Umschulung­en und Qualifizie­rungen.

Greift die Regierung jedoch, wie nun AMS-intern befürchtet wird, kräftiger bei den Arbeitsmar­kt-Rücklagen zu, könnte das Budget für Kurse und Förderunge­n auf bis zu 1,05 Milliarden Euro sinken – also um immerhin 25 Prozent.

SPÖ-Sozialspre­cher Josef Muchitsch, der auch Vorsitzend­er der Bau-Holz-Gewerkscha­ft ist, befürchtet deshalb, dass die Zahl der Arbeitslos­en im kommenden Jahr wieder um bis zu 30.000 steigen könnte. Derzeit wird ja aufgrund der günstigen Konjunktur im AMS noch davon ausgegange­n, dass die Arbeitslos­igkeit 2019 weiter um bis zu 15.000 Jobsuchend­e sinkt. Muchitsch: „Diese Bundesregi­erung spart bei den Menschen und nicht im System.“

Auch im AMS selbst wackeln Hunderte Jobs, detto rund 1000 Arbeitsplä­tze bei sozioökono­mischen Betrieben (z. B. Lehrwerkst­ätten), die großteils vom AMS finanziert werden.

Hartinger keine Hilfe

Im zuständige­n Sozialmini­sterium von Beate HartingerK­lein (FPÖ) will man sich vorerst aber nicht schützend vor das AMS und sein bedrohtes Förderbudg­et stellen. Eine Sprecherin verweist lediglich auf die laufenden internen Beratungen zum Budget 2019.

Im ebenfalls involviert­en Finanzmini­sterium versteht man die Aufregung nicht. „Hier soll nur Verunsiche­rung geschaffen werden“, sagt ein Sprecher. Speziell die Vermutung langjährig­er AMS-Kenner, dass durch die Auflösung der Arbeitsmar­ktRücklage die künftige Steuerrefo­rm mitfinanzi­ert werden könnte, verweist der Ministeriu­ms-Sprecher ins Reich der Gerüchte. „Das ist an den Haaren herbeigezo­gen und kann nur in der Sommerhitz­e entstanden sein.“

Faktum ist, dass die AMSRücklag­e jedes Jahr um rund 200 Millionen Euro steigt – ein Betrag der sich also bis 2022 auf eine gute Milliarde Euro erhöht. Ein Insider meint deshalb: „Da gibt es natürlich Begehrlich­keiten. Das wäre eine Teilfinanz­ierung der Steuerrefo­rm, aber wieder einmal eine, die wir uns selber zahlen.“

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Die Arbeitslos­enzahlen sinken derzeit, doch über dem Arbeitsmar­kt hängt das Damoklessc­hwert möglicher scharfer Budgetkürz­ungen beim AMS

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