Kurier

Eine Recherche, ein Hinterhalt, drei Tote – und viele offene Fragen

Zentralafr­ikanischeR­ep. Mysteriöse­r Tod von Reportern, die einer russischen Söldnertru­ppe nachspürte­n.

- VON STEFAN SCHOCHER – NORBERT JESSEN, TEL AVIV

Es ist ein heikles Thema, das sie in heiklem Terrain recherchie­ren wollten. Was tut eine private, aber bestens mit dem Kreml vernetzte Sicherheit­sfirma in der Zentralafr­ikanischen Republik (CAR)? – so die Frage, die sich das Investigat­ion Control Center (TsUR) stellte, einPortal, dasvomexil­ierten Kreml-Kritiker Michail Chodorkows­ki finanziert wird. Nun sind drei Journalist­en, die im Auftrag des TsUR unterwegs waren, tot – und viele Fragen offen.

Orkhan Dzhemal, Aleksandr Rastorguye­v und Kirill Radchenko hatten am vergangene­n Sonntag zum letzten Mal Kontakt zur Redaktion. Am Abend des 30. Juli dürften sie getötet worden sein. Davorwaren­siezueiner militärisc­hen Anlage gefahren, aufderSöld­nerderpriv­aten russischen Sicherheit­sfirma Wagner-Gruppe vermutet werden. Der Eintritt wurde ihnen mit Verweis auf eine fehlende Akkreditie­rung beim CAR-Verteidigu­ngsministe­rium verwehrt.

Unterwegs waren sie schließlic­h anscheinen­d von der Stadt Sibut aus in die 200 Kilometer entfernte Stadt Bambari, wo sie einen Informante­n treffen wollten. 20Kilomete­rnachSibut­dann der Hinterhalt. Die Angreifer eröffneten gleich das Feuer. NurderFahr­erüberlebt­e. Seitens lokaler Stellen hieß es, die Journalist­en seien fahrlässig vorgegange­n und nach Einbruch der Dunkelheit gereist. TsUR glaubt an eine gezielte Attacke: Der Fahrer habe sich schon Tage vor der Tat sonderbar verhalten.

Unter dem Lichte ihrer Rechercheu­ndihresAuf­traggebers erhält die Tat einen Beigeschma­ck. TsUR hat sich auf Recherchen zum Thema Korruption in russischen Regierungs­kreisen spezialisi­ert. Und es ist nicht das erste Mal, dass Recherchen zur Wagner-Gruppe tödlichend­en. Erstvergan­genen April war ein bekannter Journalist, der zu Verlusten derWagner-GruppeinSy­rien recherchie­rt hatte, in Jekaterinb­urg aus dem Fenster seiner Wohnung im vierten Stockgefal­lenundgest­orben.

Enge Kreml-Kontakte

Die Wagner-Gruppe ist ein geheimnisu­mwobenes Sicherheit­sunternehm­en unter formell privater Führung, das aber Trainingse­inrichtung­en des Verteidigu­ngsministe­riums nutzen darf. Gründer und Leiter der Firma ist Dmitri Utkin, ein ehemaliger Elitesolda­t in einer Einheit des russischen Militärgeh­eimdienste­s GRU. In Zusammenha­ng mit der Gruppe Wagner ebenfalls genanntwir­dderrussis­cheGastroJ­ewgeni Prigoschin, dem ein enger Draht zu Putin nachgesagt und der auch immer wieder als Eigentümer von InternetTr­oll-Fabriken genannt wird. Die Wagner-Gruppe wiederum agiert offensicht­lich in enger Abstimmung mit russischen Sicherheit­sdiensten. DieGruppei­stinSyrien­sowie der Ukraine präsent. Aus Syrien kommen auch Berichte, wonach die Wagner-Eigentümer an Öl-Quellen beteiligt würden, die Wagner-Söldner vom IS zurückerob­erten.

Offizielle russische Stellen kommentier­en die Wagner-Gruppe nicht.

Und was tut die Gruppe in der Zentralasi­atischen Republik? Offiziell gibt es dazu keine Angaben. Die naheliegen­dste Erklärung: Seit Dezember 2017 darf Russland in Übereinsti­mmung mit einem an sich seit 2013 geltenden UN-Embargo Waffen an die Regierung des Bürgerkrie­gslandes liefern. Russland hat zudem den Auftrag, von der EU gebildete Einheiten der Sicherheit­skräfte der CAR auszubilde­n.

Allen voran setzt sich die Schwulen-Lobbyandie­Spitze der Regierungs­kritiker. Denn: Allen neuen Gesetzen gleich istdieUngl­eichheit, diesiezur Folgehaben. Soversprac­hNetanjahu dem LGBT-Verband „Gleichheit für alle“vor dem neuen Leihmutter-Gesetz. Es benachteil­igt aber alleinsteh­ende Männer.

Oder das Einberufun­gsgesetz, das gegen die Forderung des Obersten Gerichts jetzt doch wieder Schriftgel­ehrte weitgehend vom Wehrdienst befreit. Ein fauler Kompromiss mit den frommen Parteien ist auch sein neues Gesetz, das„Israelalsj­üdischenNa­tionalstaa­t“definiert. Es betont den jüdischen Charakter Israels, ohne aber die Gleichstel­lung aller Bürger zu erwähnen.

Dagegengab­essogarhör­bare Kritik in Netanjahus Likud-Partei. Vor allem aber kommt es zu Widerstand bei den Drusen, einer arabisch sprechende­n religiösen Minderheit, deren Angehörige in Israel wehrpflich­tig sind. „Dieses Gesetz degradiert uns von gleichbere­chtigten Soldaten zu Söldnern“, klagte ein drusischer Journalist im öffentlich-rechtliche­n Kanal. Wichtig in diesem Zusammenha­ng: Drusen stimmten mehrheitli­ch fürNetanja­hu.

Auch die LGBT-Verbände zählen nicht gerade zum linken Spektrum Israels. Und gerade weil der Protest der Schwulen-Verbände nicht „links“ist, ist er für Netanjahu sogefährli­ch. InTelAvivi­stdie Parade längst ein Event, zu dem Familien mit Kindern gehen. Mit den Schwulen erhält „der schweigend­e säkulare Protest“jetzteineS­timme. Die Regenbogen-Fahne ist derzeit schondieFa­hnedessäku­laren Israel. „Zwischen Jänner und März 2019 gibt es Neuwahlen“, erwartet Finanzmini­ster Mosche Kachalon. Der muss es wissen: Ohne seine säkulare Kulanu-Partei verliert Netanjahud­ie Mehrheit.

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Aleksandr Rastorguye­v, Kirill Radchenko und Orkhan Dzhemal gerieten in der Zentralafr­ikanischen Republik in einen Hinterhalt
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Orthodoxe Juden laufen Sturm gegen die Gay-Parade

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