Dem Fischmarkt am Rialto droht das Aus
Venedig. Zahl der Einwohner sinkt stark, die vielen Touristen brauchen Frischfisch nur für Selfies
Wer jemals in Venedig war, kennt sie: die neugotische Markthalle nahe der RialtoBrücke, in der Fischhändler ihre Waren verkaufen. Diesen Fischmarkt soll es schon seit fast tausend Jahren geben, immer wurde er von Venezianern geleitet. Vor einigen Jahren hatten immerhin noch 18 Fischhändler ihre Stände dort, jetzt sind es nur noch halb so viele. Demnächst droht dem Fischmarkt sogar das Aus.
Besucht wird die Markthalle zwar von Tausenden Touristen täglich. Für sie steht allerdings Selfie mit Fischen auf dem Programm statt einem üppigen Einkauf, von dem die Händler leben könnten. „Bald wird man uns als Statisten zahlen müssen, denn als Fischhändler zu überleben, wird immer schwieri- ger“, zitiert die Tageszeitung La Stampa einen Händler, der seinen Stand schon seit 50 Jahren besitzt.
Bis zum Jahr 1990 kostete die Lizenz für einen Stand laut Zeitung umgerechnet 100.000 Euro. Derzeit sind es nur noch 12.000 Euro. Der Fischhandel leidet nicht nur unter der Konkurrenz des Großhandels. Vor allem die sinkende Einwohnerzahl von Venedig und damit sinkende Einnahmen lasten auf den verbliebenen Händlern. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist die Zahl der in Venedig lebenden Einwohner von 175.000 auf weniger als 55.000 gefallen. Als Folge davon ist auch die Zahl der Lebensmittelgeschäfte stark gesunken.
Die Fischhändler fordern jetzt Unterstützung von den Behörden ein.