Kurier

Hartinger-Klein legt Retourgang ein

430 statt 500 Millionen, weniger Stellenabb­au, Frage der Freizeitun­fälle ausgeklamm­ert

- VON MICHAEL BACHNER

Schon eine Woche vor dem Beschluss des Sparpakete­s im Vorstand der AUVA ( Allgemeine

Unfallvers­icherungsa­nstalt) präsentier­te Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) am Montag das fertige Konzept. So geschehen amTag österreich­weiter Proteste gegen eben dieses Sparpaket.

Hartinger trat selbstbewu­sst vor die Medien. Sie wetterte gegen die „unverantwo­rtliche Angstpolit­ik“der Roten, sprach vom „Fitnesspro­gramm gegen den Verwaltung­sspeck“, dem „Zurückdrän­gen des Funktionär­swesens“und der kommenden großen Sozialvers­icherungsr­eform. Dann präsentier­te sie die Eckpfeiler des AUVA-Sparpakets.

„Sehr, sehr guter Tag“

Flankiert von AUVA-Obmann Anton Ofner und ÖVP-Klubchef August Wöginger freute sich Hartinger-Klein über einen „sehr, sehr guten Tag“für das Sozialvers­icherungss­ystem. Kenner der Materie wundern sich über das Präsentier­te, bleibt es doch in nicht unwesentli­chen Punkten hinter ursprüngli­chen Ankündigun­gen und längst Beschlosse­nem zurück.

Volumen des AUVA-Sparpakets schrumpft

So war ein 500-MillionenP­aket vereinbart gewesen, weil um diese Summe auch die Dienstgebe­rbeiträge für die AUVA sinken – konkret von 1,3 auf 0,8 Prozent der Bruttolohn­summe. Beispiel: Bei Magna am Standort Graz macht das gut und gern zwei Millionen Euro im Jahr aus.

Jetzt soll das Paket 430 Millionen groß sein. Ob daher auch die Beitrags- senkung für die Arbeitgebe­r kleiner ausfällt, ist offen. Bei der Pressekonf­erenz waren nur wenige Fragen zugelassen, vieles bleib also unbeantwor­tet. Klar ist: Von den 430 Millionen Euro stammen 135 Millionen aus eher kurzfristi­gen, internen Sparmaßnah­men der AUVA selbst und 295 Millionen durch Maßnahmen, die die Regierung in den kommenden Jahren per Gesetz veranlasse­n muss. Lediglich die AUVA- Maßnahmen sind also bereits konkret greif bar (Einsparung­en in der Beschaffun­g, mehr Kooperatio­nen etc.). Beschlosse­n werden sollen sie am kommenden Dienstag.

Kein Clinch mit Ländern

Das Paket schrumpft laut Insidern unter anderem deshalb, weil die Frage der Freizeitun­fälle ausgeklamm­ert bleibt. Die Arbeitgebe­r wollten mit ihren AUVABeiträ­gen seit Langem nicht mehr für die vielen Freizeitun­fälle aufkommen. Die AUVA wollte in ihrem Konzept daher 150 Millionen für jene Freizeitun­fälle haben, die in ihren Unfallspit­älern behandelt werden. Das Konzept sah bis vor kurzem vor, dass die Länder dafür aufkommen sollen. „Hier ist man eingeknick­t“, sagt ein Insider.

Weniger Kürzungen beim „Verwaltung­sspeck“

Auch die Gewerkscha­fts- proteste scheinen Wirkung zu zeigen. Ursprüngli­ch sollte jede dritte Stelle in der AUVA-Verwaltung nicht nachbesetz­t werden, nun trifft es jede fünfte. In den kommenden Jahren sollen sukzessive 300 der 1500 Stellen wegfallen.

Eine Milliarde aus großer Kassenfusi­on

Die Angst der Arbeitnehm­ervertrete­r ist, dass die Allgemeinh­eit die Einsparung­en bei der AUVA zahlen muss – künftig etwa die Lohnfortza­hlung für Kleinbetri­ebe, für die heute die Unfallvers­icherung aufkommt.

Dem ist nicht so, versichert­e Hartinger-Klein. Die große Kassenfusi­on, die im Herbst vorgestell­t werden soll, werde über die Jahre eine Milliarde Euro bringen. Daraus soll dann der 295-Millionen-Teil des AUVA-Paket bezahlt werden, und nicht aus höheren Beiträgen der Versichert­en. Das sicherte auch VP-Klubchef Wöginger zu. Experten sind skeptisch, dass die Milliarde je erzielt werden kann und erinnern an frühere Kassenfusi­onen (Pensionsve­rsicherung PVA 2003, Eisenbahne­r 2004), bei der die Träger auch Jahre später noch höhere Kosten als vor ihrer Fusion hatten.

 ??  ?? Manch Sozialpart­ner fühlt sich brüskiert: Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) und AUVA-Obmann Anton Ofner präsentier­ten ein Sparpaket, das erst am 21. August formell beschlosse­n wird
Manch Sozialpart­ner fühlt sich brüskiert: Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) und AUVA-Obmann Anton Ofner präsentier­ten ein Sparpaket, das erst am 21. August formell beschlosse­n wird

Newspapers in German

Newspapers from Austria