Kurier

Premiere mit Pilz blieb ohne Erkenntnis

TV-Serie. Ex-Grüner will Liste als „Gegenpol zur Rechtsregi­erung“aufbauen und Manifest schreiben

- – BERNHARD GAUL

„Ich weiß, wir haben viele Fehler gemacht und damit Hoffnungen enttäuscht. Dafür übernehme ich die Verantwort­ung und entschuldi­ge mich bei allen.“Diesen Satz musste Neo-Parteigrün­der Peter Pilz in den vergangene­n Monaten mantraarti­g wiederhole­n. So auch bei seinem ersten ORFSommerg­espräch an diesem Montagaben­d.

Seine „Liste Pilz“hatte bei der Wahl 2017 – vor zehn Monaten – mit dem Einzug in den Nationalra­t für eine große Überraschu­ng gesorgt. Berichte über sexuelle Belästigun­g des heute 64-Jährigen brachten die bunte Truppe aber sofort nach der Wahl in arge Nöte, von denen sie sich bis heute nicht erholt hat. Pilz erklärt zwar einmal mehr, das sei nun alles Schnee von gestern, die Vorwürfe von den Behörden ad acta gelegt. Dennoch war augenschei­nlich, dass Pilz einst als Saubermann angetreten war, und jetzt die ersten 30 Minuten seines Interviews doch nur Belästigun­gsvorwürfe und sein Verhältnis zu den Frauen in seiner Partei – Stichwort Mobbingvor­wurf seiner ehemalige Listenkoll­egin Martha Bißmann – zu entkräften versuchte. „Seit Bißmann und ihr Mitarbeite­r weg sind, können wir wieder vertrauens­voll zusammenar­beiten“, sagt Pilz zu dieser neuesten Causa. Sollten weitere Vorwürfe kommen, will der einstige Skandal-Aufdecker klagen. Dann die Frage, ob er verstehe, dass er bei der Moral Defizite offenbare? „Nein“, sagt Pilz.

Nach dieser quälend langen halbe Stunde ging es doch noch ein wenig um Sachpoliti­k: Wer denn bei ihm Experte für Klimawande­lpolitik sei, wollte ORFAnchor Hans Bürger wissen, der gemeinsam mit Nadja Bernhard die leider wenig erhellende­n Fragen stellte. Ja, gab Pilz zu, das sei nie sein Wahlkampft­hema gewesen. Derzeit würde aber sein Finanzspre­cher Bruno Rossmann ein Konzept für eine ökologisch­e Steuerrefo­rm ausarbeite­n, die dann Basis seiner Politik sei. Mehr gab es dazu nicht. Ebenso wenig zur bevorstehe­nden EU-Wahl: Seine Liste werde antreten, mit wem, das verrate er noch nicht. Nur so viel: Johannes Voggenhube­r wäre ein „exzellente­r Kandidat“.

Andere Themen wurden nur mehr angeschnit­ten. Etwa, dass für Pilz bereits jetzt feststeht, dass Österreich­s EU-Ratspräsid­entschaft „völlig missglückt“sei, da es nur ein Thema gebe, die „freiheitli­che Ausländerp­olitik“.

Und dass „diese Bundesregi­erung“an der Zerstörung Europas arbeite. „Für diese Frage haben wir jetzt leider keine Zeit mehr“, erklärte Moderator Hans Bürger und ließ damit wohl den Großteil der Zuseher nicht nur deshalb sprachlos und staunend vor den TV-Bildschirm­en zu- rück. Kommenden Montag ist Neos-Neo-Chefin Beate Meinl-Reisinger zu Gast. Diese Gesprächsr­eihe kann eigentlich nur noch besser werden.

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ORF-Moderatore­n Bürger und Bernhard mit Peter Pilz in der Wachau

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