Schadenersatz wegen Glyphosat: Bayer-Aktie auf Talfahrt
Kurssturz. Der Kauf von Monsanto durch die Bayer AG war ein Geschäft mit großen Risiken.
Das Glyphosat-Urteil gegen Monsanto wird den Aktienkurs des deutschen Chemieriesen Bayer wohl noch länger belasten. Am Montag gab es ein Kursminus von mehr als zehn Prozent. In den USA warten weitere 4000 bis 5000 Klagen wegen Glyphosat auf eine Entscheidung durch die Gerichte.
Analysten haben daher Kaufempfehlungen für die Bayer-Aktie zurückgenommen. Bayer wird gegen das aktuelle Urteil in den USA Berufung einlegen. Doch es kann Jahre dauern, bis es ein Urteil in letzter Instanz gibt. Die Anleger mögen aber keine Unsicherheit, wenn es um Schadenersatzforderungen in enormer Höhe geht.
Die aktuelle Strafe in Höhe von 289 Millionen Dollar (253 Mio. Euro), die ein an Krebs erkrankter US-Bürger erstritt, kam für Bayer unerwartet, ein „richtungsweisendes Urteil“, wie bisweilen behauptet wird, ist die Entscheidung in erster Instanz aber nicht. Für einen Teil der Glyphosat-Sammelklagen in den USA ist Bundesrichter Vince Chhabria zuständig. Er ist skeptisch, ob die Beweislage für einen direkten Zusammenhang zwischen Krebserkrankung und Glyphosatanwendung ausreicht.
Der Grund für Skepsis des Richters ist leicht erklärt. Die internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) geht davon aus, dass Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend“ist. Das Mittel wurde in hohen Dosierungen getestet. In der EU wurde die Anwendung Ende 2017 um weitere fünf Jahre verlängert. Laut Europäischer Lebensmittelagentur besteht bei Einhaltung der Vorgaben für die Anwendung keine Gefahr für Krebserkrankungen.
Risiko-Bewertung
Derartige Feinheiten der Risiko-Bewertung scheinen die Geschworenen beim Prozess in den USA nicht beeindruckt zu haben. Wie die nächste Instanz entschieden wird, ist offen.
Glyphosat wird in den USA oft in Kombination mit gentechnisch veränderten Nutzpflanzen verwendet. Die Pflanzen sind gegen den Börse FrankFurt Unkrautvernichter resistent. Daher kann mehrmals bis vor der Ernte gespritzt werden. In der EU kann Glyphosat nur einmal vor der Aussaat angewendet werden. Ein späteres Versprühen würde sämtliche Pflanzen auf dem Feld vernichten.
Der Grund, warum Bayer den US-Konzern Monsanto um 63 Mrd. Euro gekauft hat, ist die Annahme, dass bei einer steigenden Weltbevölkerung Gentechnik für die Nahrungsmittelversorgung eine immer größere Rolle spielen wird. Länder wie China oder Brasilien setzen bereits seit Jahren massiv auf Gentechnik, um die Lebensmittelproduktion zu steigern.