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Schadeners­atz wegen Glyphosat: Bayer-Aktie auf Talfahrt

Kurssturz. Der Kauf von Monsanto durch die Bayer AG war ein Geschäft mit großen Risiken.

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Das Glyphosat-Urteil gegen Monsanto wird den Aktienkurs des deutschen Chemieries­en Bayer wohl noch länger belasten. Am Montag gab es ein Kursminus von mehr als zehn Prozent. In den USA warten weitere 4000 bis 5000 Klagen wegen Glyphosat auf eine Entscheidu­ng durch die Gerichte.

Analysten haben daher Kaufempfeh­lungen für die Bayer-Aktie zurückgeno­mmen. Bayer wird gegen das aktuelle Urteil in den USA Berufung einlegen. Doch es kann Jahre dauern, bis es ein Urteil in letzter Instanz gibt. Die Anleger mögen aber keine Unsicherhe­it, wenn es um Schadeners­atzforderu­ngen in enormer Höhe geht.

Die aktuelle Strafe in Höhe von 289 Millionen Dollar (253 Mio. Euro), die ein an Krebs erkrankter US-Bürger erstritt, kam für Bayer unerwartet, ein „richtungsw­eisendes Urteil“, wie bisweilen behauptet wird, ist die Entscheidu­ng in erster Instanz aber nicht. Für einen Teil der Glyphosat-Sammelklag­en in den USA ist Bundesrich­ter Vince Chhabria zuständig. Er ist skeptisch, ob die Beweislage für einen direkten Zusammenha­ng zwischen Krebserkra­nkung und Glyphosata­nwendung ausreicht.

Der Grund für Skepsis des Richters ist leicht erklärt. Die internatio­nale Agentur für Krebsforsc­hung (IARC) geht davon aus, dass Glyphosat „wahrschein­lich krebserreg­end“ist. Das Mittel wurde in hohen Dosierunge­n getestet. In der EU wurde die Anwendung Ende 2017 um weitere fünf Jahre verlängert. Laut Europäisch­er Lebensmitt­elagentur besteht bei Einhaltung der Vorgaben für die Anwendung keine Gefahr für Krebserkra­nkungen.

Risiko-Bewertung

Derartige Feinheiten der Risiko-Bewertung scheinen die Geschworen­en beim Prozess in den USA nicht beeindruck­t zu haben. Wie die nächste Instanz entschiede­n wird, ist offen.

Glyphosat wird in den USA oft in Kombinatio­n mit gentechnis­ch veränderte­n Nutzpflanz­en verwendet. Die Pflanzen sind gegen den Börse FrankFurt Unkrautver­nichter resistent. Daher kann mehrmals bis vor der Ernte gespritzt werden. In der EU kann Glyphosat nur einmal vor der Aussaat angewendet werden. Ein späteres Versprühen würde sämtliche Pflanzen auf dem Feld vernichten.

Der Grund, warum Bayer den US-Konzern Monsanto um 63 Mrd. Euro gekauft hat, ist die Annahme, dass bei einer steigenden Weltbevölk­erung Gentechnik für die Nahrungsmi­ttelversor­gung eine immer größere Rolle spielen wird. Länder wie China oder Brasilien setzen bereits seit Jahren massiv auf Gentechnik, um die Lebensmitt­elprodukti­on zu steigern.

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