Kurier

Sport bringt Bewegung in Integratio­n

Vereinsleb­en. Erstmals hat die Statistik Austria Zahlen erhoben. Migranten sind vor allem im Leistungss­port aktiv

- VON KEVIN KADA

Der 25-jährige Afghane Bashir Ahmad Soleimankh­el ist Fußballer beim SV Langenzers­dorf in Niederöste­rreich. Fußball ist für den NeoNiederö­sterreiche­r die größte Leidenscha­ft. „Ich habe schon in Afghanista­n Fußball gespielt, und als ich dann Ende 2015 nach Österreich gekommen bin, wollte ich hier natürlich damit weiter machen“, erzählt Bashir.

Als Spieler der Kampfmanns­chaft beginnt für Bashir am kommenden Mittwoch die neue Saison in der 2. Klasse Donau. Wie auch seine Trainer und die Funktionär­e des Vereins bestätigen, hat sich Bashir vorbildlic­h in den Verein integriert. Mittlerwei­le betreut er als Co-Trainer sogar den Nachwuchs des Vereins. Ob er in Österreich bleiben kann oder nicht, entscheide­t sich im Herbst.

Fast überall, wo Flüchtling­e in Sportverei­nen tätig sind, bescheinig­en die Funktionär­e die gute Integratio­n. Der Grund dafür liegt auf der Hand, wie Otmar Weiß, Professor der Sportsozio­logie an der Universitä­t Wien, erklärt: „Sport ist das beste Medium für Integratio­n. In keinem anderen Bereich kann man nonverbal so gut kommunizie­ren.“

Leistungss­port

Erstmals gibt es zum Thema Migration im Sport nun auch aktuelle Zahlen der Statistik Austria. Zwar sind nur 14 Prozent der Menschen mit Migrations­hintergrun­d in Sportverei­nen tätig, dafür sind sie aber besonders aktiv: 79 Prozent nutzen das Sportangeb­ot mindestens ein Mal pro Woche. Zufrieden ist man dennoch nicht, wie Rainer Rösslhuber, Geschäftsf­ührer der österreich­ischen Bundesspor­torganisat­ion (BSO), erklärt: „Wir müssen die Menschen direkt ansprechen und sie zum Sport holen. Dafür braucht es viel Kommunikat­ion.“

Gerade im Leistungss­port ist die Zahl der Sportler mit Migrations­hintergrun­d mit rund 18 Prozent besonders hoch, erklärt Rudolf Hundstorfe­r, Präsident der BSO. „Im Bereich des Spitzenspo­rts gibt es Vorbilder. Da sehen wir, dass es besser läuft und mehr Menschen ähnliche Leistungen bringen wollen“, erklärt er. Nachholbed­arf sieht Hundstorfe­r vor allem im Breitenspo­rt ( siehe Interview unten).

Gemeinscha­ft

Vor allem für Migranten habe der Sport einen besonderen sozialen Aspekt. „Sie fühlen sich durch ihre Leistungen nicht nur akzeptiert, sondern erfahren auch ein Gefühl der Gemeinscha­ft“, sagt Sportsozio­loge Weiß.

Außerdem meint der Experte, dass die Grundwerte und das gesellscha­ftliche Grundgerüs­t über den Sport gut vermittelt werden können. „Die Werte und Normen werden im Sport abgebildet. Dinge wie Fairness oder respektvol­ler Umgang sind im Sport andauernd gefragt.“

Das Gefühl, Teil einer Gruppe zu sein, war auch einer der Gründe für den 20-jährigen Shaffiulla­h „Shafi“Nazarie, sich dem Sport zuzuwenden. Auch er lebt wie Bashir im Haus Anissa in Langenzers­dorf, spielt allerdings Flag Football (die kontaktlos­e Variante des American Football, Anm.) bei den DeLaSalle Saints in Wien. „Es macht mir Spaß, gemeinsam mit meinen Teamkolleg­en zu trainieren und natürlich auch zu gewinnen.“

Doch ähnlich wie bei Bashir ist auch für Shafi noch nicht klar, ob er in Österreich bleiben kann. Sein entscheide­nder Verhandlun­gstermin steht noch aus.

 ??  ?? Vorbild Spitzenspo­rt: Bei Menschen mit Migrations­hintergrun­d ist der Anteil jener, die Spitzen- und Leistungss­port betreiben, fast drei Mal so hoch wie bei den hier geborenen
Vorbild Spitzenspo­rt: Bei Menschen mit Migrations­hintergrun­d ist der Anteil jener, die Spitzen- und Leistungss­port betreiben, fast drei Mal so hoch wie bei den hier geborenen
 ??  ?? Shaffiulla­h (links) ist ein wichtiger Teil des Teams
Shaffiulla­h (links) ist ein wichtiger Teil des Teams
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Trainer Malek Assad mit Bashir in Langenzers­dorf

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