„Brauchen noch mehr Aktionen“
Interview. BSO-Präsident Rudolf Hundstorfer bei „Warum eigentlich?“
KURIER: Warum eigentlich ist nur ein Viertel der Österreicher in einem Sportverein tätig. Sind wir so unsportlich? Rudolf Hundstorfer: Grundsätzlich ist das ein guter Wert, denn das ist ja ein Viertel der gesamten Bevölkerung. Sie müssen ja die ganz Jungen und Älteren, die keinen Sport mehr betreiben, herausrechnen.
Im Westen ist der Anteil derer, die in Sportvereinen engagiert sind, wesentlich höher als in Wien. Hinkt Wien hinterher?
Das hängt mit dem Angebot vor der Haustüre zusammen. In ländlicheren Regionen ist man eher bereit, bei einem Sportverein dabei zu sein. In der Großstadt ist man anonymer. Fast 500.000 Österreicher arbeiten ehrenamtlich im Sportwesen. Allerdings hört man gerade auf dem Land, es fehle – etwa bei Funktionären – der Nachwuchs?
Wir haben zwei Entwicklungen. Wenn es darum geht, dass Leute bei Veranstaltungen mithelfen, haben wir überhaupt kein Problem. Wir suchen aber bei vielen Vereinen Obmänner und Kassiere, das ist schwierig.
Ein interessanter Vorstoß des BSO ist, Zivildiener in Sportvereine zu bringen. Macht man da dem Roten Kreuz Konkurrenz?
Nein, wir wollen eine sinnvolle Ergänzung bieten. Vor allem im Behindertensportbereich sehen wir gro- ßen Bedarf. Aber natürlich auch bei der Integration.
Wie kann der Sport bei der Integration helfen?
Hier tun wir sehr viel, denn Sport ist ein großer Faktor. Wir würden gerne noch mehr tun und noch mehr zur Verfügung stellen. Dafür fehlen aber wieder die ehrenamtlichen Mitarbeiter und auch die Infrastruktur.
Der Anteil der Leistungssportler mit Migrationshintergrund ist drei Mal so hoch wie der ohne Migrationshintergrund. In den Vereinen kommt das nicht an, nur 14 Prozent haben Migrationshintergrund. Warum?
Es läuft im Spitzen- und Leistungssport gut, weil die Vorbildwirkung groß ist. Aber im Breitensport haben wir noch Handlungsbedarf. Wir brauchen mehr Aktionen wie „Bewegung im Park“, wo wir direkt in die Parkanlagen des Landes gehen, um dort die Menschen mit Migrationshintergrund zum Sport zu holen und ihnen das Angebot zu zeigen.