Inniger Schubert, expressiver Schumann
Kritik. Riccardo Muti und die Wiener Philharmoniker begeisterten im Großen Festspielhaus
„Dona nobis pacem“: Voll Innigkeit und Lieblichkeit erklang beim Chor die finale Friedensbitte. In der „Messe Es-Dur“(D 950) von Franz Schubert, seiner letzten, steht dieser aber auch im Mittelpunkt. Das ganze farbenreiche Werk, wo der Komponist mystische Welten aufbaut, hindurch hörte man den Wiener Staatsopernchor (Einstudierung: Ernst Raffelsberger) homogen, ausbalanciert und voll Schönheit.
Da kurz vor seinem Tod geschrieben, wird es oft als sein eigenes Requiem bezeichnet. Während der Chor also im Dauereinsatz war, traten die Solisten nur dreimal in Erscheinung.
Da das sakrale Stück allein fünf Gesangssolisten benötigt, wird es eher selten aufgeführt: Feinsinnig und wunderbar hörte man diese: Krassimira Stoyanova (Sopran), Alisa Kolosova (Alt), Michael Spyres und Maciej Kwasnikowski (beide Tenor) und Gianluca Buratto (Bass).
Etwas störend war, dass die Solisten bei der lateinischen Messe die deutsche, der Chor aber die italienische Aussprache wählte. Die Wiener Philharmoniker unter Riccardo Muti begleiteten mit sehr zurückhaltendem, weichgezeichneten Tonfall sowie lichter Melodik und traumhaft schönen Tönen. Manches, wie etwa im „Et re- surrexit“hätte jedoch durchaus etwas mehr an dramatischen Akzenten vertragen.
„Halb krank“habe er sich beim Komponieren in seiner „dunklen Zeit“, nach seinem psychischen Zusammenbruch gefühlt: „Mir ist, als müsste man ihr dies anhören“. Und tatsächlich erspürte man am Beginn des ausverkauften Konzertes im Großen Festspielhaus bei der zweiten Symphonie von Robert Schumann im Adagio diese expressiven „Schmerzensklänge“, die, wie das gesamte Stück ungemein ausdrucksstark wie auch farbig musiziert wurden. Jubel!