Kurier

Karl May im Kühlen: Vom Schwindel erregt

Kritik. Das Mödlinger Theater Im Bunker befasst sich heuer mit dem seltsamen Leben von May.

- VON GUIDO TARTAROTTI – GUIDO TARTAROTTI

Derzeit bieten die Medien gerne Abkühlungs-Serviceges­chichten an: Wo kann man sich am besten vor der Hitze verstecken?

Ein idealer Ort sind die ehemaligen Luftschutz­stollen in Mödling. Dort hat es nur knapp über zehn Grad. Zusätzlich kann man dort jeden Sommer auch höchst unterhalts­ames Stationent­heater erleben.

Schon seit Jahren bietet Bruno Max – er leitet auch das Mödlinger Stadttheat­er und das Theater Scala in Wien – dort ungewöhnli­che, oft ein wenig gruselige Inszenieru­ngen an. Und das mit großem Erfolg – die Auslastung liegt konstant bei mehr als 95 Prozent.

Heuer hat man sich das vom Schwindel erregte, schwindele­rregende Leben von Karl May als Thema genommen: Geboren in ärmste Verhältnis­se geriet der begabte junge Mann bald in Konflikte mit der Autorität und machte eine recht spektakulä­re Karriere als Dieb und Trickbetrü­ger, bevor er als „Reiseschri­ftsteller“zum Star wurde, aber zunehmend die Fähigkeit verlor, zwischen der Realität und seiner Fantasie zu unterschei­den. Sein Privatlebe­n war komplizier­t, er lebte lange in einem Dreiecksve­rhältnis mit erster und zweiter Frau.

Gegen Ende seines Lebens verstrickt­e er sich in zähe Prozesse mit Journalist­en, die aufdeckten, dass er nie Old Shatterhan­d war und es nie einen Winnetou gegeben hat.

Wanderung

Unter dem Titel „Karl MayBe“gestaltet Regisseur Max eine 24 Stationen (oder 85 Minuten) lange Wanderung durch das Leben dieses ungewöhnli­chen Mannes. Gespielt wird auf sehr hohem Niveau, der einen Kilometer lange Spaziergan­g durch den Berg ist ein echtes Erlebnis (läuft noch bis zum 2. September). Übrigens: Winnetou kommt nur kurz vor.

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Dreiecksve­rhältnis: Karl May mit erster und zweiter Ehefrau

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