Wo weiteres Ungemach droht
Wirtschaftliche Risiken. Noch brummt Europas Konjunktur, aber die Aussichten trüben sich ein
Neben der Türkei gibt es weitere Schauplätze, die Europas Finanzwelt seit einiger Zeit Sorgen bereiten. Infolge dessen wurden bereits viele Wachstumsprognosen nach unten revidiert.
– USA Die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten brummt, eine Krise wie vor zehn Jahren infolge aufgeblähter Kredit- und Immobilienmärkte ist nicht in Sicht. Jedoch ist mit Präsident Trump eine Komponente im Spiel, die äußerst unberechenbar ist. Manche seiner Tweets sorgten an den Börsen schon kurzfristig für Irritationen, wesentlich nachhaltiger wirkt jedoch seine Standortpolitik. Beschlossene (und angedrohte) Zölle führen zu Verwerfungen in der globalisierten Handelswelt. Trump hat sich bisher nicht nur mit der Türkei angelegt (wobei er hier einen politischen Grund angibt), sondern auch mit seinen Nachbarn Kanada und Mexico, indem er das seit 1994 bewährte Freihandelsabkommen NAFTA neu verhandeln will. Zudem ist er mit Russland, China und der EU im Clinch (im Juli bezeichnete er alle drei als „Gegner“), wobei überraschenderweise EUKommissionspräsident Juncker vor kurzem bei einer Reise nach Washington weitere Zölle abwenden konnte. Generell gelten Zölle als wachstumshemmend.
– Russland Die Sanktionen infolge des Konflikts mit der Ukraine sind in Europa noch nicht zur Gänze verdaut, schon droht neues Ungemach wegen des Russland angelasteten Anschlags auf den russischen Ex-Agenten Skripal und dessen Tochter. Die US-Sanktionen sollen Exporte aus den Bereichen Elektronik, Laser, Sensoren sowie Öl- und Gastechnologie betreffen und um den 22. August in Kraft treten. Die Regierung in Moskau warnte vor einem Wirtschaftskrieg mit unabsehbaren Folgen. Der Rubel fiel bereits zum Dollar auf ein Zwei-JahresTief. Laut Einschätzung Moskaus wird Russlands Wirtschaft nächstes Jahr nur noch 1,4 Prozent wachsen (nach 1,9 Prozent heuer). – Großbritannien Ein Unsicherheitsfaktor liegt in Europa selbst. Mit dem EU-Austritt Großbritanniens – geplant für Ende März 2019 – drohen Verwerfungen quer durch Europas Wirtschaft, sofern es nicht gelingt, die Trennung sauber durchzuführen. Ein entsprechendes Abkommen soll bis Oktober unter Dach und Fach sein – doch die Verhandlungen stocken. Die Briten wollen u.a. eine Freihandelszone mit der EU bilden, aber ihren Bankbereich davon ausnehmen. Brüssel lehnt das als Rosinenpickerei ab. Ohne Abkommen (harter Brexit) könnte es gravierende Folgen für den Waren- und Personenverkehr zwischen EU und Großbritannien geben.