Kurier

„Geheimhalt­ungswünsch­e“regen Opposition auf

Klage. Gericht soll Druck auf Kickl ausüben

- – K. MÖCHEL/D. SCHREIBER

In drei Wochen startet der U-Ausschuss seine Auf klärungsar­beit rund um die umstritten­e Razzia im Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT). Bereits jetzt werfen SPÖ, Neos und Liste Pilz FPÖ-Innenminis­ter Herbert Kickl Sabotage des Ausschusse­s vor.

„Das Innenminis­terium hat uns zwar Akten geliefert, aber nicht die relevanten und nicht die wichtigste­n“, wettert Neos-Sicherheit­ssprecheri­n Stephanie Krisper. Und SPÖ-Nationalra­t Jan Krainer fügt hinzu: „Wir schätzen, dass das Innenminis­terium nur zehn Prozent der BVT-Akten an den Ausschuss geliefert hat.“Listen-Führer Peter Pilz ortet sogar „einen saftigen Amtsmissbr­auch“Kickls.

Die drei Opposition­sparteien nehmen Kickl nun in die Pflicht. Gestern, Dienstag, haben sie gegen das Innenminis­terium Klage beim Verfassung­sgerichtsh­of eingebrach­t, denn Kickl hätte alle BVT-Akten bis 2. August übergeben müssen.

Ominöser Akt

In dieser brisanten Klage fordern sie u.a. die vollständi­ge Vorlage des Aktes mit der Geschäftsz­ahl 34110/KBM/2018 aus Kickls Kabinett zum Thema BVT, aus dem ihnen nur einzelne Teile übermittel­t wurden. Das Innenminis­terium räumt zwar ein, dass unter dieser Geschäftsz­ahl tatsächlic­h „Akten des Kabinetts des Bundesmini­sters im Zusammenha­ng mit den BVT“erfasst sind. Dass bloß Auszüge aus dem „Sammelakt“geliefert wurden, begründet das BMI damit, dass die nicht übermittel­ten Aktenteile mit dem Untersuchu­ngsgegenst­and des Ausschusse­s nichts zu tun hätten. Das glauben Krisper, Krainer und Pilz nicht.

Denn es fehlen dem UAusschuss auch die Akten der „Einsatzgru­ppe zur Bekämpfung der Straßenkri­minalität (EGS)“. Diese Truppe um den blauen Polizei-Oberst Wolfgang Preiszler jagt eigentlich Taschendie­be und Drogendeal­er. Kickls Generalsek­retär Peter Goldgruber hatte sie aber der Staatsanwa­ltschaft zur technische­n Abwicklung der Razzia im BVT angedient, weil man anderen Einheiten misstraut.

Bereits eine Woche vor der Razzia soll der EGSChef von diesem Einsatz informiert worden sein. Darüber müsste es mehr als Aktenverme­rke im BMI geben.

Laut Krisper fehlen die EGS-Besprechun­gsprotokol­le, die Einsatzpla­nung und die Kommunikat­ion mit Kickls Ministerbü­ro.

Geheime Befragung

Dazu muss man wissen, dass gleich zu Beginn des UAusschuss­es fünf EGSBeamte zur BVT-Razzia befragt werden will. Doch der Wiener Polizeiprä­sident Gerhard Pürstl, der Dienstherr der EGS, hat dem UAusschuss kürzlich mitgeteilt, dass die EGS-Beamten nur in „geheimer Sitzung“befragt werden können. Eine geheime Befragung würde den U-Ausschuss beeinträch­tigen. Die Abgeordnet­en dürften die geheimen Aussagen der Beamten zur weiteren öffentlich­en Aufklärung nicht verwenden.

Peter Pilz: „In der Geschichte der U-Ausschüsse hat es noch nie eine geheime Befragung gegeben.“

Polizeiprä­sident Pürstl begründete seine Geheimhalt­ungswünsch­e so: „Das Bekanntwer­den von Interna dieser Dienststel­le könnte eine erhebliche Schädigung von Staatsinte­ressen nach sich ziehen.“

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