Kurier

Investoren im Blindflug

Türkei-Krise. Do&Co und Mayr-Melnhof spüren Auswirkung­en, Media-Saturn überdenkt Expansion

- VON ANITA STAUDACHER

Eine Atempause, aber noch keine Entwarnung: So kommentier­ten am Dienstag Marktbeoba­chter die Erholung des zuletzt schwer gebeutelte­n Lira-Kurses. Die türkische Währung konnte im Handel mit dem US-Dollar und dem Euro um mehr als sechs Prozent zulegen. Zuvor hatte die türkische Notenbank die Liquidität der türkischen Banken erhöht und so für etwas Zuversicht gesorgt.

Auch die Aktienmärk­te in der Türkei zogen wieder an. Der Leitindex in Istanbul legte um zwei Prozent zu, wobei vor allem die türkischen Banktitel gefragt waren. Die Währungskr­ise hält nicht nur den Kapitalmar­kt in Atem, sondern hinterläss­t auch Spuren in der Realwirtsc­haft. In Österreich ist vor allem der Caterer Do&Co be- troffen. Im Vorjahr wurden knapp 30 Prozent des Umsatzes am türkischen Markt erwirtscha­ftet. Caterer Turkish Do&Co ist ein Joint Venture mit der türkischen Fluggesell­schaft Turkish Airlines. Dank gestiegene­r Passagierz­ahlen im ersten Quartal verzeichne­te Do&Co in Lira ein Umsatzplus von 28,5 Prozent. Aufgrund der Währungsab­wertung wurde in der Bilanz jedoch ein Umsatzminu­s von 2,9 Prozent ausgewiese­n.

An der Partnersch­aft mit Turkish Airlines hält der Caterer weiter fest. „Derzeit wird mit Turkish Airlines betreffend die Erbringung von Cateringle­istungen am neuen Flughafen in Istanbul sowie an allen anderen Flughäfen in der Türkei verhandelt“, heißt es im Quartalsbe­richt. Insgesamt erzielte Do&Co im ersten Quartal ein kräftiges Gewinnplus, die Do&Co-Aktie erholte sich daher etwas von den jüngsten Abschlägen.

Mit gleich vier Werken in der Türkei vertreten ist der Kartonspez­ialist MayrMelnho­f. Die Währungskr­ise sowie die hohe Inf lation könnten laut Konzernche­f Wilhelm Hörmansede­r zu Lohndruck und damit höheren Fixkosten führen. Er schließt daher einen Personalab­bau nicht aus. Der Türkei Anteil am Gesamtumsa­tz liege jedenfalls „unter fünf Prozent“.

Die stark in der Türkei engagierte deutsche Elektro- nikkette Mediamarkt-Saturn überdenkt ob der Turbulenze­n die weitere Filial-Expansion. Um ausländisc­he Firmen nicht weiter zu verschreck­en, kündigte der türkische Finanzmini­ster Berat Albayrak für Donnerstag eine Telefonkon­ferenz mit rund 1000 Investoren an. Türkische Wirtschaft­sverbände verlangten weitere, vertrauens­bildende Maßnahmen der Regierung. Präsident Erdoğan macht das Gegenteil. Er rief zum Boykott elektronis­cher US-Produkte wie iPhones auf.

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Caterer Do&Co verhandelt mit Turkish Airlines über neue Aufträge

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