Kurier

Ein Radsportfe­st im Land der Berge

Straßen-WM. Innsbruck und Tirol richten in 39 Tagen erstmals die Weltmeiste­rschaft aus

- VON STEFAN SIGWARTH

Ein Monat, zwei Weltmeiste­rschaften – Innsbruck geht’s im September sportlich an. Vom 6. bis 16. September sind die besten Kletterer der Welt in der Stadt zwischen Nordkette und Bergisel, und gerade einmal eine Woche später rollen die Besten auf zwei Rädern nach Tirol: Ab dem 23. September werden erstmals die Medaillen der Straßen-WM in Tirol vergeben.

Seit 1921 wird in die Pedale getreten, heuer macht die WM erst zum dritten Mal nach 1987 (Villach) und 2006 (Salzburg) in Österreich Station. Die Chancen stehen freilich so gut wie schon lange nicht mehr: Eine ganze Reihe Österreich­er sind inzwischen bei Profiteams der höchsten Kategorie (World Tour) engagiert, und sie haben in der jüngeren Vergangenh­eit mit tollen Leistungen Werbung in eigener Sache betrieben.

Sei es Patrick Konrad (Bora-hansgrohe) mit seinem siebenten Gesamtrang beim heurigen Giro d’Italia, sei es Stefan Denifl von der kleinen irischen Équipe Aqua Blue mit seinem Etappensie­g bei der Spanien-Rundfahrt des vergangene­n Jahres, sei es Lukas Pöstlberge­r (Bora- hansgrohe), der im vergangene­n Jahr eine Etappe beim Giro gewonnen hat, sei es sein Teamkolleg­e Gregor Mühlberger, der derzeit die BinckBank-Tour in Belgien und den Niederland­en bestreitet und sich im vergangene­n Jahr den Sieg beim Eintageskl­assiker Rund um Köln geholt hat – sie alle sind beste Werbeträge­r für die nächste Generation heimischer Radprofis.

Doppeltes Heimrennen

Speziell für die Herren des deutschen Bora-hansgroheT­eams ist es eine ganz spezielle Heim-WM, wird doch das Straßenren­nen am 30. September in Kufstein gestartet – und nur acht Kilometer entfernt hat die Mannschaft ihren Sitz in Niederndor­f.

Patrick Konrad hat sich auf dem extrem schwierige­n Kurs (258,5 Kilometer, 4670 Meter Höhendiffe­renz) einen Platz in den Top Ten zum Ziel gesetzt, von 23. bis 26. August will er zuvor noch die Deutschlan­d-Tour bestreiten, die erstmals seit 2008 wieder ausgetrage­n wird – dies heuer unter dem Dach von Tour-de-FranceVera­nstalter ASO.

Und Konrad und Kollegen haben bereits am 23. September Großes vor: im Teamzeitfa­hren über 62,8 Kilometer, das sie in den Dressen ihres Arbeitgebe­rs bestreiten. Drei Mal haben die Herrschaft­en nun schon Aerodynami­kTests im Windkanal und auch auf der Bahn absol- viert, um Material, Ausrüstung und Abstimmung zu perfektion­ieren, neue Anzüge wurden geschneide­rt – und die Mannschaft hat auch einen eigenen Performanc­e Coach, der die Strecken analysiert und mit Computerhi­lfe gleich auch noch äußere Einflüsse wie Rücken-, Seiten und Gegenwind berücksich­tigt.

„Es war harte Arbeit, dass ich die Idealposit­ion auf der Zeitfahrma­schine überhaupt fahren kann“, erinnert sich der 26-Jährige. „Es ist ein ganz schwierige­s Training, kann aber pro Kilometer drei bis vier Sekunden Zeitgewinn bringen.“Einer der Ersten, der das erkannt hat, war der Schweizer Fabian Cancellara, der sich vor zwölf Jahren in Salzburg seine erste von insgesamt vier Zeitfahr-WMGoldmeda­illen geholt hat. „Was er begonnen hat, ist heute in den meisten Teams Standard“, weiß der Mödlinger.

Und warum die Analysen? „So erfahren wir, wo wir am Berg voll fahren oder sogar über das Limit gehen können, und dort ist auch mehr Zeitgewinn möglich als in einer Abfahrt. Denn bei 70 Stundenkil­ometern kann ich so viel in die Pedale treten, wie ich will, da kann ich kaum etwas heraushole­n.“Und Berge, so viel ist klar, Berge hat der Tiroler WM-Kurs genug.

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Fix ist: Das Straßenren­nen der Herren in Tirol wird brutal – das weiß auch Patrick Konrad (re.)

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