Museum eines Lebens
Selten habe ich Zeit, die Wolken zu beobachten, doch während meines Sommerurlaubs gelingt es doch dann und wann.
Erst vor Kurzem habe ich da eine lang gezogene Himmelsfigur ausnehmen können, ein duftiges Wesen, dass die Fantasie beflügelte, ob es nicht vielleicht ein Gruß von oben wäre.
Meine liebe Freundin Christiane Steiner fiel mir da ein, die Anfang Juli mit nur 51 leider verstorben ist. Zwanzig Jahre lang durfte ich ihren Rat und ihreKritikerlebenundalsheuer klar wurde, dass ihre Krebserkrankung zu weit fortgeschritten war, um noch Heilung zu erfahren, habe ich noch viele Gespräche mit ihr geführt. Über Dankbarkeit hat sie gesprochen und dass zum Schluss vor allem eines zählte: die Freunde und die Familie als liebende BegleiteramKrankenbettzuhaben. So oft war jemand da, der ihr die Hand hielt oder, so wie ihre Freundin Anita, die Füße massierte. Ich durfte ihr zum Schluss die Krankensalbung spenden, voll Inbrunst hat sie mitgebetet und bis zum Schluss versuchte ich sie mit der positiven Erinnerung an schöne Zeiten zu stärken. Wir freuten uns an den gemeinsamen Wallfahrten nach Mariazell oder lachten darüber, wie sie, die Modekundige, mirtextileEleganzverordnete, zuderichsonstniegekommen wäre. Oder wir schwärmten über die fantastischen Abendessen bei unseren lieben Freunden Leo Werner und Christine, die sogar mir zu Ehren die Runde „Toni&Friends“ins Leben gerufen hatten. Sich schöner Stationen unseres Lebensweges zu erinnern kann sehr helfen, bevor wir die letzte Reise ins Ungewisse antreten, das ist meine Erfahrung.
Schöne Exponate
Doch wie nützen wir unsere Zeit wirklich, setzen wir die richtigen Prioritäten und was bleibt zum Schluss? WennichSterbendebegleite, denkeichbesondersdarüber nach. Einen interessanten Gedanken dazu habe ich in John StreleckysBuch„TheBigFivevor Life“gefunden. DerAutorschlägt darin vor, sich sein Leben als Museum vorzustellen, in dem jeder TageinExponatist. Gehtmandie meiste Zeit seines Lebens einer unliebsamen Tätigkeit nach, würde das wohl den größten Raum ausmachen, mit Bildern und Zitaten sowie kurzen Videofilmen, die Szenen verschiedenen unglücklicher Momente zeigen. Tut man das, was man liebt, wäre das der wichtigste Teil des Ausstellung, vernachlässigt man dieZeitmitseinemPartner, dann wäreneswohlnureinpaarBilder am Ende des Flures. Ich blicke in den Himmel und denke über mein Lebensmuseum nach. Und wünsche Ihnen, dass sie aus vielen Tagen schöne Exponate machen. Denn oft bietet das Museum weniger Räume, als wir gedacht hatten. Doch Hauptsache sie zeigen ein Leben, dass für jeden Einzelnen das Richtige war. Der Autor ist Dompfarrer zu St. Stephan