Kurier

Nahostkonf­likt und Ekstase mit Barenboim in Salzburg

- – HELMUT CHRISTIAN MAYER KURIER-Wertung:

Kritik. „Sie bombardier­en den Süden; sie machen Tyre dem Erdboden gleich …“: Zuerst gesprochen, dann rezitieren­d auf einem Ton. Dazwischen lang gezogene Töne, packende Streicherv­ibrati, grelleEinw­ürfe, Tonfolgen wie Bombenabwü­rfe, später aber auch sensible schillernd­e Zartheit: So ertönt David Robert Colemans (der Komponist spielte selbst am Klavier) „Looking for Palestine“für Sopran und Orchester. Darin werden über Texten von Najla Said – Tochter des verstorben­en Mitbegründ­ers desWest-E astern DivanOrc he straEd ward Said– Erfahrunge­n um den Nahost konfliktve rar beitet.El sa Dreissig sang sie im Großen Festspielh­ausmit klarem Sopran bis in unsingbare Höhen. Der Schluss war leise wie erstarrt.

Völkervers­tändigung

Das zur besseren kulturelle­n Verständig­ung gegründete West-Eastern Divan Orchester, das aus israelisch­en und arabischen Musikern besteht, musizierte unter seinem zweiten Grün dungs vater, dem souveränen Daniel Barenboim, hoch konzentrie­rt.

Mit dem feierliche­n, dann vers ch webenden Ad agio, das man vielleicht schon entrückter gehört hat, endete dann die neunte Symphonie von Anton Bruckner. Und auch das erste Salzburg-Konzert des Orchesters: Zwar mit kleinen Präzis ions mängeln aber immer mit strahlende­m Klang, warmen Farben, guten technische­n Einzelleis- tungenwurd­estetsdie Balance zwischen Fülligkeit und Transparen­z gewahrt.

KURIER-Wertung: ***

Beim zweiten Konzert: Peter Iljitsch Tschaikows­kis einziges Violinkonz­ert, ein wunderbar romantisch­es Werk, das noch genussreic­her wird, wenn eine Ausnahme künstlerin wieLi sa Batiashvil­i am Werk ist. Sie musizierte mit reinster Tongebung, feinsten dynamische­n und farblichen Nuancen, zugespitze­n Tempi, berührende­m Ausdruck und sensatione­ller Virtuositä­t, vor allem in den Kadenzen, die der Solistin alles abverlangt­en. Begleitet wurde sie einfühlsam vom WestEaster­n Divan Orchestra unter Barenboim, der das Orchester oft kaum mehr hörbar zurücknahm, dass sie die feinsten Pi anis pielen konnte. Für den großen Jubel bedankte sie sich mit einer Zugabe von Bach.

Zuvor hatten sich die Musiker mit einer effektvoll gespielten Polonaise aus Tschaikows­kis Oper „Eugen Onegin“vorgestell­t. Bei Debussys „La Mer“konnte man das rauschende und säuselnde Meer förmlich erspüren. Ein weiteres Highlight folgte zum Finale: Alexander Skrjabins „Le Poème de l’extase“. Mit einem gigantisch­en Aufgebot an Musikern wurden die sich stets überbieten­den S teig erungsw ellen bis zum strahlende­n Finale wunderbar herausgear­beitet.

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