Die Qual mit dem Pokal
Kampf um den Sieg. Eine Trophäe als Interieur ist vor allem eines: Provokation!
Sie
Du, ich hab was g’wonnen. An der Art, wie der Mannnebenanmichdabeiansah, warklar: Es wird wie immer von völliger Bedeutungslosigkeitsein. NurderOrdnunghalberreagierte ich darauf mit einer Gegenfrage: „Was genau haben der Herr denn gewonnen? Den höheren Butterpreis? Preiselbeeren? Eine Nacht mit der Lottofee? Oder die Erkenntnis? Ich hoffte auf Letzteres, wurde aber enttäuscht. Schlimmer noch: Sein „Gewinn“hätte mich fast dazu veranlasst, mich im Singlewohnungssegment umzusehen.
Trophäe, hässlich
DennnunnestelteerumständlichineinSackherum, umdaraus die vermutlich hässlichste Trophäe der Welt hervorzukramen. Eine Installation, die nur für Leute auf LSD als Golfspieler zu erkennen ist. Ich hingegen fragte, ob es sich dabei um eine Mistgabel handelt oder um etwas, mit dem man nachtsandereMenschenerschreckenkönne. Ermeinte, dass ich wahnsinnig ignorant sei und diese, bei genauer Betrachtung, tolle Trophäe, von einem Nachwuchskünstler aus Schleswig-Holstein gemacht wurde, der bei einem Pokalgestaltungs-Wettbewerb den vierten Platz gemacht hat. Er schloss mit einem entschiedenen IchmöchtediezweiWochen im Wohnzimmer aufstellen, damit ich sie sehen kann. Ja, man könnte nun vermuten, er hätte ein sehr wichtiges Turnier gewonnen, das ihm womöglich ein kleines Preisgeld eingebracht hat, von dem er sich zumindest zwei Paar Golfsocken kaufenkann. Nixda– ergestand, dassessichdabeiumeinen superlustigen Jux vom superlustigen Schorschi handelt, der genau weiß, wie sehr ich Pokale verabscheue. Nun war klar, wem die Mistgabel wirklich galt: mir. Und nur mir.
Notizanmich: TelefonnummervomNachwuchskünstler checken, der lustige Schorschi hat demnächst Geburtstag. Er
Ich weiß nicht, wie oft ich die Geschichte erzählt habe, aber ich weiß, dass sie immer für amüsierte Bestürzung gesorgt hat. Denn die einstige Idee der Liebsten, alle im Keller verstauten Pokale, die ich imLaufemeinestriumphalenLebenseroberthabe, heimlich zu entsorgen, fiel durchaus in die Kategorie „Sonst geht’s dir eh gut, oder?“Ich habe zwar erst Jahre später erkannt, dass beispielsweisedieTennis-TrophäefürdendrittenPlatzbeim Seekrötencup 1993 im Sondermüllcontainer der MA 48 in Hernalsgelandetist, aberwurscht. Wiewohlichechtgrößtes Verständnis für gnä Kuhns Allergie gegen hässliche Staubfängerhabe(unsere43Teelichterbehältersinddavonselbstverständlich ausgenommen), war für mich immer klar: Die Pokalrache muss und wird kommen.
Das Ungetüm
Und genau dieses Bewusstsein wird noch um eine reizvolle Facette erweitert: ihren Blick. Also jenen ganz besonderen Gesichtsausdruck, der einige Sekunden lang nicht weiß, ob ersichfürEntgeisterungundAnklageoderfürUngläubigkeit und Verzweiflungslachen entscheiden soll – ein Fest für den gutgeübtenProvokateur. Undsostandichtatsächlichmitten im Raum, stemmte Schorschis als Pokal getarntes Ungetüm in die Höhe, täuschte den ehrlichen Stolz eines Siegertypen vor und genoss ihr fassungsloses Schweigen. Es dauerte (ausnahmsweise) einige Sekunden, ehe sie die Worte fand: „Nabravo, washast’ng’wonnen, duWaldundwiesenwuzzi?“Ichignoriertedie ödePolemikund schlugdasSchlafzimmer als Trophäenstandort vor, eh nur für eine gemeinsame Nacht. Und wieder dieser Blick! Ehrlich ... zum Verlieben.
Solo „Abend mit einem Mannsbild“: 3. 10. Vöcklabruck, 4. 10. Salzburg, 6. 10. Tulln, 10. 10. Wr. Neustadt