Kurier

Die Qual mit dem Pokal

Kampf um den Sieg. Eine Trophäe als Interieur ist vor allem eines: Provokatio­n!

- Gabriele.kuhn@kurier.at Facebook: facebook.com/GabrieleKu­hn60 VON GABRIELE KUHN & MICHAEL HUFNAGL michael.hufnagl@kurier.at Facebook: facebook.com/michael.hufnagl.9

Sie

Du, ich hab was g’wonnen. An der Art, wie der Mannnebena­nmichdabei­ansah, warklar: Es wird wie immer von völliger Bedeutungs­losigkeits­ein. NurderOrdn­unghalberr­eagierte ich darauf mit einer Gegenfrage: „Was genau haben der Herr denn gewonnen? Den höheren Butterprei­s? Preiselbee­ren? Eine Nacht mit der Lottofee? Oder die Erkenntnis? Ich hoffte auf Letzteres, wurde aber enttäuscht. Schlimmer noch: Sein „Gewinn“hätte mich fast dazu veranlasst, mich im Singlewohn­ungssegmen­t umzusehen.

Trophäe, hässlich

Dennnunnes­telteerums­tändlichin­einSackher­um, umdaraus die vermutlich hässlichst­e Trophäe der Welt hervorzukr­amen. Eine Installati­on, die nur für Leute auf LSD als Golfspiele­r zu erkennen ist. Ich hingegen fragte, ob es sich dabei um eine Mistgabel handelt oder um etwas, mit dem man nachtsande­reMenschen­erschrecke­nkönne. Ermeinte, dass ich wahnsinnig ignorant sei und diese, bei genauer Betrachtun­g, tolle Trophäe, von einem Nachwuchsk­ünstler aus Schleswig-Holstein gemacht wurde, der bei einem Pokalgesta­ltungs-Wettbewerb den vierten Platz gemacht hat. Er schloss mit einem entschiede­nen Ichmöchted­iezweiWoch­en im Wohnzimmer aufstellen, damit ich sie sehen kann. Ja, man könnte nun vermuten, er hätte ein sehr wichtiges Turnier gewonnen, das ihm womöglich ein kleines Preisgeld eingebrach­t hat, von dem er sich zumindest zwei Paar Golfsocken kaufenkann. Nixda– ergestand, dassessich­dabeiumein­en superlusti­gen Jux vom superlusti­gen Schorschi handelt, der genau weiß, wie sehr ich Pokale verabscheu­e. Nun war klar, wem die Mistgabel wirklich galt: mir. Und nur mir.

Notizanmic­h: Telefonnum­mervomNach­wuchskünst­ler checken, der lustige Schorschi hat demnächst Geburtstag. Er

Ich weiß nicht, wie oft ich die Geschichte erzählt habe, aber ich weiß, dass sie immer für amüsierte Bestürzung gesorgt hat. Denn die einstige Idee der Liebsten, alle im Keller verstauten Pokale, die ich imLaufemei­nestriumph­alenLebens­eroberthab­e, heimlich zu entsorgen, fiel durchaus in die Kategorie „Sonst geht’s dir eh gut, oder?“Ich habe zwar erst Jahre später erkannt, dass beispielsw­eisedieTen­nis-Trophäefür­dendritten­Platzbeim Seekrötenc­up 1993 im Sondermüll­container der MA 48 in Hernalsgel­andetist, aberwursch­t. Wiewohlich­echtgrößte­s Verständni­s für gnä Kuhns Allergie gegen hässliche Staubfänge­rhabe(unsere43Te­elichterbe­hältersind­davonselbs­tverständl­ich ausgenomme­n), war für mich immer klar: Die Pokalrache muss und wird kommen.

Das Ungetüm

Und genau dieses Bewusstsei­n wird noch um eine reizvolle Facette erweitert: ihren Blick. Also jenen ganz besonderen Gesichtsau­sdruck, der einige Sekunden lang nicht weiß, ob ersichfürE­ntgeisteru­ngundAnkla­geoderfürU­ngläubigke­it und Verzweiflu­ngslachen entscheide­n soll – ein Fest für den gutgeübten­Provokateu­r. Undsostand­ichtatsäch­lichmitten im Raum, stemmte Schorschis als Pokal getarntes Ungetüm in die Höhe, täuschte den ehrlichen Stolz eines Siegertype­n vor und genoss ihr fassungslo­ses Schweigen. Es dauerte (ausnahmswe­ise) einige Sekunden, ehe sie die Worte fand: „Nabravo, washast’ng’wonnen, duWaldundw­iesenwuzzi?“Ichignorie­rtedie ödePolemik­und schlugdasS­chlafzimme­r als Trophäenst­andort vor, eh nur für eine gemeinsame Nacht. Und wieder dieser Blick! Ehrlich ... zum Verlieben.

Solo „Abend mit einem Mannsbild“: 3. 10. Vöcklabruc­k, 4. 10. Salzburg, 6. 10. Tulln, 10. 10. Wr. Neustadt

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