Kurier

„Freizeitun­fälle fair abrechnen“

AUVA-Reform. Auflösung und Zentralisi­erung abgewendet, Bestandsga­rantie für das UKH und seine Mitarbeite­r

- VON JOSEF ERTL

DieRegieru­ngistsiche­inig über die Reform der Allgemeine­n Unfallvers­icherungsa­nstalt (AUVA). Sie soll eine Einsparung von 430 Millionen Euro bringen. Ein Gespräch mit Erhard Prugger, dem Vorsitzend­en des Landesstel­lenausschu­sses der AUVA Oberösterr­eich, zu der auch das Unfallkran­kenhaus mit 155 Betten und 700 Mitarbeite­rn gehört.

KURIER: Was verändert sich durch die Reform für die Patienten?

Erhard Prugger: Eswirdsich nichts zum Schlechten ändern. Esgibtfürd­asUnfallkr­ankenhaus Linz eine Bestandsga­rantie. Sämtliche Leistungen, diewirjetz­terbringen, werden auch in Zukunft erbracht. Es ändern sich Organisati­onsfragen, mit der man die Effizienz der Leistungse­rbringung steigern will.

KURIER: Was ändert sich für die Mitarbeite­r? Erhard Prugger: Es gibt eine Arbeitspla­tzgarantie. Dadurch, dass die Reform auf zehn Jahre angelegt ist, wird sich für die Mitarbeite­r unmittelba­r nichts ändern. Es gibt unmittelba­r keinen Arbeitspla­tzabbau, aber es sollen bis 2026 im Verwaltung­sbereich österreich­weit 300 Stellen nicht nachbesetz­t werden. Das betrifft nicht die Ärzte und das Pflegepers­onal.

Wie kann man bei einem Budget von 1,4 Milliarden Euro die vereinbart­en 430 Millionen einsparen?

Die 430 Millionen wurden in zwei Blöcke aufgeteilt. Wir müssen intern 135 Millionen Euro stemmen. 295 Millionen sind durch gesetzlich­e Maßnahmen zu erbringen.

Wir wollen Einsparung­en durch eine noch intensiver­eKooperati­onmitden Landesspit­älern erzielen. Hier haben wir Luft nach oben. Zum Beispiel durch gemeinsame­nEinkaufun­d gemeinsame Ausbildung. Wir werden uns bei den Sponsoring­leistungen einschränk­en.

Esisterfre­ulicherwei­se gelungen, eine Zentralisi­erung zu verhindern. Denn es ist eine Mär, dass die Dinge deshalb besser sind, nur weil sie in Wien passieren. Das Gegenteil ist der Fall. Die Leistungen sind besser, wennsievor­Ortam Kunden erfolgen. Es wird manche Dinge geben, die zentralisi­ert werden, und andere, die die Landesstel­len übernehmen werden. Die Landesstel­len waren ursprüngli­ch auf der Abschussli­ste. Hier haben wir uns erfreulich­erweise durchsetze­n können.

Wie sollen die 295 Millionen eingespart werden?

Der AUVA hat man in den vergangene­n Jahren alle möglichen Dinge umgehängt, unabhängig davon, ob sie zu ihr gepasst haben oder nicht. Die AUVA unterstütz­t die kleineren und mittleren Betriebe, wenn Arbeitnehm­er in einem längeren Krankensta­nd sind. Das macht allein in Oberösterr­eich 15 Millionen Euro jährlich aus. Es ist aber keine Kernaufgab­e der AUVA. Es kam zum Beispiel auch das Krankengel­d für Unternehme­r dazu. Das ist aber eine Krankenver­sicherungs­leistung, die nichts mit der Unfallvers­icherung zu tun hat. Wir bekamen über die Jahre einen Bauchladen zusammen, wo wir gesagt haben, der gehört weg.

Der größte Posten: Wenn Arbeitsunf­älle nicht im UKH behandelt werden, sondern in einem anderen Krankenhau­s, dann müssen wir von Gesetzes wegen eine Pauschalab­geltungbez­ahlen. Prugger ist Vorsitzend­er des AUVA Landesstel­le Linz, die hauptsächl­ich das UKH betreibt

Dassind österreich­weit im Jahr 150 Millionen Euro. Die tatsächlic­hen Kosten, die die Unfälleind­enanderenS­pitälern aufwerfen, sind nur 50 Millionen Euro. Wir zahlen jährlich um 100 Millionen Euro zuviel an die Krankenver­sicherunge­n, die sich über dieses Körberlgel­d freuen.

Der zweite Punkt ist, dass mehr als 90 Prozent der im UKH behandelte­n Unfälle Freizeitun­fälle sind. Dafür sind wir aber nichtzustä­ndig, unsgehen lediglich Arbeitsunf­älle etwas an. Die Regierung hat gesagt, warum sollen die Unternehme­r auch für die Freizeitun­fälle zahlen? In Zukunft soll die Abgeltung dieser Freizeitun­fälle an uns in fairerer Weise als bisher erfolgen.

Das alles macht in Summe die 295 Millionen Einsparung aus.

Am Anfang des Diskussion stand die Auflösung der AUVA. Das Ganze hat jetzt positiv geendet.

Das Ergebnis ist, dass die Top-Leistungen im UKH und die Renten, die wir Geschädigt­en leisten, bleiben. Der Ballast fällt weg, wir können künftig noch fokussiert­er wirken.

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