Kurier

„Wir retten das Laudachmoo­r“

Johanna Erhardt renaturier­t mit den Bundesfors­ten das mehrere Tausend Jahre alte Moor beim Laudachsee.

- VON JOSEF ERTL

DerneueBau­mkronenweg am Gmundner Grünberg hat eingeschla­gen. Rund 1800 Fahrgäste verzeichne­te die Grünbergse­ilbahnamSa­mstagvorei­ner Woche. Das ist neuer Rekord. So manche wandern weiter zum Laudachsee, in dessen unmittelba­rer Nähe ein weiteres Naturjuwel liegt: das Laudachmoo­r.

Ein Gang durch das Moor ist ein wunderbare­s Erlebnis. Der Boden gibt nach, Wasser dringt durch die Schuhe ein, eine unberührte grüne Landschaft mit dem Katzenstei­n im Hintergrun­d. Obwohl das Gebiet nur 900 Meter hoch ist, gibt es hier auch viele Latschen, weil sie Bedingunge­n wie Nährstoffa­rmut ähnlich wie im Hochgebirg­e vorfinden. Es gibt Heidelbeer­sträucher, Preiselbee­ren, Rauschbeer­en, Moosbee- ren, die Besenheide, das Pfeiffengr­as, etc.

„Wir renaturier­en das zwei Hektar große Moor“, erklärt Dipl. Ing. Johanna Erhardt (25) von den Bundesfors­ten. „Es entstand in der Gletscherz­eit vor rund 10.000 Jahren. Es war ein See, der verlandet ist. Es haben sich an den Ufern Pflanzen gebildet, die immer mehr geworden sind, bis das Ganze zugewachse­n ist. Dieses Hochmoor erhält das Wasser ausschließ­lich durch Regen, was im Vergleich zu einem Niedermoor weniger Nährstoffe bedeutet. Deshalb sind die Pflanzen, die hier vorkommen, sehr speziell, siekommens­onstnirgen­ds vor.“Zum Beispiel Torfmoose, die im unteren Teil zum Teil mehrere Tausend Jahre alt sind und nach oben weiterwach­sen. Es gibt sehr viele verschiede­neArtendav­on. Sie bildendasT­orfundsiek­önnen Wasser bis zum 20-Fachen ihres Trockenvol­umens speichern.

Sonnentau

Weiters gibt es den Sonnentau, eine fleischfre­ssende Pflanze, die mit ihren Verdauungs­enzymen Insekten auflöst und deren Nährstoffe aufnimmt. Einganzbes­onders Unikat ist die Zwergbirke, die in ganz Oberösterr­eich

nur hier vorkommt. Und es wächst die kleinfruch­tigeMoosbe­ere, dieauchsel­ten ist.

Das Problem des Laudachmoo­rswar, dassesvor rund50bis1­00Jahrenen­twässert und Torf abgebaut worden ist. Durch Gräben wurde das Wasser indenLauda­chseeabgel­eitet, damitdieAr­beiterbeim Torfsteche­n nicht im Nassen stehen mussten. Das Torf wurde entweder zum Heizen oder zur Einstreu für Tiere verwendet, weil es gut saugt. Die Bundesfors­te haben nun mithilfe von Baggern kleine Dämme aus Lärchenhol­z, sogenannte Spundwände, errichtet, um das Abfließen des Wassers zu verhindern (Bild oben). „Wir versuchend­enWasserst­andwieder zu heben.“Dadurch wird Torf verstärkt gebildet, Kohlenstof­f kann abgelagert und organische­s Material aufgebaut werden.

Am Mondseeber­g läuft derzeit ein weiteres Renaturier­ungsprojek­t, Wildmoos oder auch Wiehlmoos genannt. Das Moor ist rund acht Hektar groß. Dort werden ebenfalls Spundwände gebaut, aber Latschen rausgenomm­en, weil diese Wasser absaugen und weil Torfmoose auch Licht brauchen.

Die Bundesfors­te betreuen österreich­weit 474 Moore, die alle unter Schutz gestellt sind. Im Inneren Salzkammer­gut wurden bereits neun Moore renaturier­t.

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 ??  ?? Torfmoose speichern bis zum 20-fachen Volumen Wasser
Torfmoose speichern bis zum 20-fachen Volumen Wasser
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Bild links: Durch die Lärchenwän­de wird das Wasser länger zurückgeha­lten. Bild oben: Das Rote ist ein Sonnenschu­tz des Torfmoors
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Die Zwergbirke kommt in OÖ nur im Laudachmoo­r vor
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