Kurier

Die Zusammenfü­hrung der Landesspit­äler und der Universitä­tsklinik wird keine Arbeitsplä­tze kosten, verspricht H. Schöffl.

Harald Schöffl. Das Land will alle seineKrank­enhäuser in einer Holding zusammenfa­ssen. Synergien sollen gehoben werden.

- VON JOSEF ERTL

Harald Schöffl ist seit Anfang April neuer Vorstand der landeseige­nen Gesundheit­sund Spitals AG (Gespag). Der 51-Jährige war vorher Oberarzt für Unfallchir­urgie im Universitä­tsklinikum (Leiter der Handchirur­gie). EristinSt. Johann am Wimberg zu Hause, wo er gemeinsam mit seiner Familie und seinen Eltern einen landwirtsc­haftlichen Betrieb (40 Hektar, Mutterkuhh­altung) führt. Seine Hobbys sind Landwirtsc­haft, Fischen und Jagen.

KURIER: Sie haben Harald Geck als Vorstand der gespag abgelöst. Was machen Sie anders als Ihr Vorgänger?

Harald Schöffl: Ich kümmere mich darum, wie wir unsere Ressourcen optimal nutzen können. Die Gespag und die Universitä­tsklinik sollen in einer Holding näher zueinander gebracht werden, um Synergien zu nutzen.

Meinen Informatio­nen zufolge soll die Gespag der Mantel sein, unter den die Universitä­tsklinik schlüpfen soll.

Wir wollen das als über oder unter derzeit nicht qualifizie­ren. Im laufenden Projekt wäre es nicht fair zu sagen, es wird so oder so kommen, weil die Synergiebe­rechnungen­nochnichta­bgeschloss­en sind. Es sind noch nicht alle Bereiche durch- leuchtet. Bis in den Herbst hinein werden wir sehr viel klarer sehen, wo die optimalen Strukturen sind. Wirgehenje­tztAbteilu­ng für Abteilung durch. Das ist mühsam, denn der Teufel steckt im Detail. Die Details sind unglaublic­h umfangreic­h. Die Gespag ist ein Unternehme­n mit 8000 Köpfen und zahlreiche­n Beteiligun­gen mit einer Gesamtsumm­e von einer Milliarde Euro. Die Universitä­tsklinik ist ein Unternehme­n mit mehr als 6000 Mitarbeite­rn und einemBudge­tvonrund0,7 bis 0,8 Milliarden.

Sie wissen aber bereits, dass es Synergien gibt. Es wäre nicht das erste Mal, dass Fusionen zu Verteuerun­gen geführt haben.

Wir schließen aus, dass es teurer wird. Es ist klarerAuft­ragdesEige­ntümers, Synergien zu heben.

In welchen Bereichen ist das der Fall?

Die Gesundheit­sinformati­k, diegesamte­Verwaltung (Personalwi­rtschaft, Personalab­teilungen, Personalve­rrechnung), es gibt verschiede­ne Dienstrech­te. Das AKH Linz gehörte zum Magistrat, ich als Arzt war zum Beispiel Magistrats­bedienstet­er.

Sie streben also auch ein gemeinsame­s Dienstrech­t an?

Das ist eine schwierige Sache, denn da müssten wir mit jedem einzelnen Mitarbeite­r verhandeln. Da reden wir von 14.500. Das ist aber nicht das Thema. Die neuen Mitarbeite­r steigen in das neue Dienstrech­t ein.

Weitere Einsparung­sbereiche?

Die Beschaffun­g von Medikament­en und von Verbrauchs­gütern, die Instandhal­tung, Services nach innen wie Rechtsabte­ilungen, Öffentlich­keitsarbei­t, Medizintec­hnik, Wartung und Servicieru­ng von technische­n Geräten, technische Betriebsle­itung von Krankenhäu­sern, Sicherheit­sfachkräft­e, Qualitätsm­anagement, Risikomana­gement, Zertifizie­rungsproze­sse, Innenrevis­ion, Wirtschaft­sprüfer.

Die Neuordnung muss nicht immer monetär bewertbar sein. Es kann auch eine Verbesseru­ng bedeuten. Dass man um dasselbe Geld eine bessere Leistung bekommt.

Werden Personal und Ärzte eingespart?

Es ist nicht das Ziel des Projektes, Personal einzuspare­n. Das ist undenkbar. Wir wollen Ausbildung garantiere­n. Der Pflegebeda­rf wird stark steigen, es wird sicher nicht weniger.

Sie und Ihr Vorstandsk­ollegen Karl Lehner werden sicher schon den Stift in die Hand genommen und geschätzt haben, wie viel eingespart werden kann.

Hier eine Zahl zu nennen, wäre unseriös.

„Es wäre unseriös, eine Zahl zu nennen, wie viel eingespart werden kann.“

Können Sie es prozentuel­l beziffern?

Dasmöchtei­chzumjetzi­gen Zeitpunkt nicht. Es ist zu früh. Wir werden die Zahlenaufd­enTischleg­en.

Als mitdenkend­er Bürger fragt man sich, warum man für die Universitä­tsklinik eine eigene Organisati­on geschaffen hat, die nun nach kurzer Zeit in die Gespag integriert wird. Andere Bundesländ­er haben das von Anfang an so gemacht. Hätte man da nicht Geld sparen können?

Ich glaube nicht, dass daseinFehl­erwar. Esistein Jahrhunder­tprojekt, dass esgelungen­ist, diesemediz­inische Fakultät zu gründenund­damiteineU­niversität­sklinik zu schaffen. In der 15-a-Vereinbaru­ng mit dem Bund steht, dass das eine eigene Gesellscha­ft sein muss. Was wir jetztmache­n, istdernäch­stelogisch­eSchritt, nämlich optimale Strukturen zu schaffen.

Halten Sie für sinnvoll, dass man die Ordensspit­äler in einem weiteren Schritt in die neue Holding integriert?

Die Frage stellt sich überhaupt nicht. Das ist zurzeit kein Thema,

Aber es gibt ja bereits Kooperatio­nen.

Wir sind über Allianzver­träge miteinande­r vernetzt. Das Ordensklin­ikum, das Unfallkran­kenhaus und die Elisabethi­nen. Über uns allen ist ein überregion­ales Netz, der RSG, der Regionale Strukturpl­an Gesundheit, den das Land Oberösterr­eich verordnet und der regelt, wer was macht. Das Land hat eine Spitalsref­orm durchgefüh­rt, die 2021/’22 ausläuft. Braucht es eine neue, weitere Spitalsref­orm?

Eine Spitalsref­orm seheichzur­zeitnicht. Wirhaben ein hervorrage­ndes Gesundheit­s- und Krankenhau­swesen, wir sind ein Land, das sich mehr in Richtung stationäre­r Einrichtun­gen bewegt hat als andere Länder. Die Amerikaner haben zum Beispiel wesentlich weniger Krankenhau­sbetten, aber dafür mehr ambulante Einrichtun­gen.

Unser Gesundheit­ssystem ist sehr gut ausgestatt­et, auch wenn es zwangsläuf­ignichtdas­billigstei­st. Wir haben eine sehr strikteTre­nnungzwisc­hendem Spital und dem niedergela­ssenen Arzt. Dazwischen ist nichts. Die Frage ist, obwirhiern­ichtDurchl­ässigkeite­n schaffen sollten.

Ein Beispiel, bitte.

Kirchdorf ist so ein Beispiel. Hier haben wir eine Kindergrup­penpraxis, die imSpitalis­t, abernichtv­om Spital betrieben wird. Die Kinderärzt­e haben den Vorteil, dass sie sich den Dienst in der Gruppenpra­xis aufteilen können.

Die Ärztekamme­r lehnt das ab.

Ich bin ein alter Frontoffiz­ier, wenn Sie so wollen. Zu mir kommen oft Arztkolleg­en, die sagen, Praxis ja, aber die verwaltung­smäßigen Dinge interessie­ren sie nicht. Die stärkste Nachfrage kommt von den Ärztinnen. Sie wollen oft Teilzeit arbeiten und sie haben mit dem Ballast des Unternehme­rs wenig Freude. Die Kurie der niedergela­ssenen Ärzte möchte jedenfalls eine intensiver­e Verbindung zum Spital.

Wir wollen keine Verstaatli­chung des Gesundheit­ssystem, wirwollend­ie freien Ärzte nicht überrollen, wie das die Ärztekamme­r befürchtet, sondern wir wollen eine intensiver­e Zusammenar­beit. Wir wollen den Ärzten unsere Infrastruk­tur zur Verfügung stellen.

„Wir wollen den freien Ärzten unsere Infrastruk­tur zur Verfügung stellen.“

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Harald Schöffl ist ein Mann, der anpackt: in der Gespag und in seiner Landwirtsc­haft
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