Die Algen gelten als Nahrungsmittel der Zukunft. Silke Kranz empfiehlt die Chlorella-Algen bei Darmbeschwerden.
Ernährung. Algen gelten als das Nahrungsmittel der Zukunft
Was halten Sie eigentlich von Algen? Als Adria-UrlauberIn wahrscheinlich wenig. Ebenso als Erfrischungsuchende/ im oberösterreichischen Zentralraum.
Falls Sie jedoch bekennender Algen-Fan sind: Die deutsche Gesellschaft für Botanik wählt jedes Jahr die Alge des Jahres. Spaß beiseite, man unterscheidet zwischen Meeres- und Süßwasseralgen. Sie bevölkern aber auch andere Lebensräume wie Felsen, Böden oder sogar Schnee.
Ernährungsmedizinisch interessant sind eher die Wasseralgen. Meine persönliche Alge des Jahres ist die Chlorella-Alge. SieisteineSüßwasseralge, die in der Naturmedizin immer häufiger eingesetzt wird. Ursprünglich wurde sie vor allem zur Schwermetallausleitung eingesetzt, zum Beispiel von Amalgam, der Substanz der früher verwendeten Zahnplomben. IhrEinsatzgebiethatsichjedochständig erweitert. Ich nütze sie häufigzurBehandlungdes sogenannten Leaky-GutSyndroms. Dieses ist sehr weit verbreitet, wird oft nichterkanntundbeschert denBetroffeneneinelange Leidensdauer.
Auch hier bewege ich
mich zugegebenermaßen auf den Spuren der Alternativmedizin. Doch suchen mich viele PatientInnen mit Darmbeschwerden auf, die schon einige Darmspiegelungen, zig andere Untersuchungen und mehrere Antibiotikakuren hinter sich gebracht und nie eine Ursache für ihre Beschwerden gefunden haben. Blähungen, Verstopfung oder wiederkehrende Durchfälle schränken die Lebensqualität definitiv ein. Beim Leaky-Gut-Syndom oder dem „undichten Darm“entstehen in der Darmschleimhaut Lücken, welche auch Keime durch die geschädigte Barriere durchtreten lassen. Andererseits sind unsere Ab-
wehrsysteme in permanenter Alarmbereitschaft und werden sogar überempfindlich. Das Ergebnis zeigt sich in einem heillosen Durcheinander – den oben erwähnten Beschwerden. Mit ChlorellaAlgen – und einigen „guten“Darmbakterien, sprich Probiotika – kann mandasSystemwiederberuhigen.
Ich vergleiche das GanzeimmermiteinerHeilsalbe, die man auf äußerliche Schürfwunden schmiert. Sie finden das befremdlich? KeinWunder, dieKultur, Algen als Nahrungsmittel zu verwenden, stammt auch aus Südostasien. Die Rotalgenzucht stellt in Japan einen stark wachsenden Wirtschaftszweig dar. Algen gelten als Lebensmittel der Zukunft, wennwirdieMeereleergefischt und andere Rohstoffefertiggerodethaben. Auf einhundert Gramm liefern sie fünfunddreißig Kilokalorien und mehr als neunzig Gramm Wasser, die enthaltenen Kohlehydrate und Eiweißstoffe sind allerdings äußerst schwierig aufzuspalten. Vorsicht ist außerdem geboten für Personen mit einer Schilddrüsenüberfunktion aufgrund des hohen IodGehaltes.
Nori-Algen
Wir müssen uns also noch etwas Besseres überlegen, als auf Algen als Grundnahrungsmittel umzusteigen. Im Maßen genossen werden unsere europäischen Gaumen aber sicherlich durch die Algen bereichert. Vor allem die Nori-Algen, die für Sushi verwendet werden, sind bestimmt den meisten ein Begriff. AgarAgar, das als Gelier- und Bindemittel verwendet wird, besteht aus Braunalgen. Marmelade, Gelees und Ähnliches lassen sich dadurch mit viel weniger oder gar keinem Zucker herstellen. Und auch die Cellulose, welche viele Medikamente umhüllt, wird aus Algen produziert. Sie sehen, auch wenn Sie die japanische Küche verweigern, kommen IhnenAlgenunter– nichtnur in überwärmten Gewässern!
Silke Kranz ist diplomierte Ernährungs- und Sportmedizinerin und Ärztin für Allgemeinmedizin in Bad Zell
„Algen sind wie Heilsalben, die man auf äußerliche Schürfwunden schmiert.“Silke Kranz Ernährungsmedizinerin