Kurier

Mit der Zahnradbah­n zur schönsten Bergwander­ung

Die 125 Jahre alte Zahnradbah­n bringt die Besucher von St. Wolfgang aus zur schönsten Bergwander­ung Oberösterr­eichs. Es geht auf den Schafberg.

- VON JOSEF LEITNER Josef Leitner ist Universitä­tslektor und besucht mit seinem Reisemobil interessan­te Plätze der Natur und Kultur.

Mit sanftem Rütteln bewegt sich die Schafbergb­ahn von St. Wolfgang in Richtung Schafbergg­ipfel. Seit dem Jahr 1893 transporti­ert die steilste Zahnradbah­n Österreich­s Bergfreund­e auf den wohl bekanntest­enGipfelde­sSalzkamme­rguts, den 1783 Meter hohen Schafberg.

Touristen aus Asien

Bei der ersten Fahrt an diesem heißen Sommertag finden sich auch Touristen aus Spanien, Russland, China und Korea in den Waggons. Sie genießen sichtlich die kühne, bis 26 Prozent steigende Bergfahrt. Lokomotivf­ührer Hans: „Die bei Nostalgief­ahrten eingesetzt­en 125 Jahre alten Zahnradlok­omotiven zählen zu den ältesten noch betriebsfä­higen Dampflokom­otiven der Welt. Alle Reparature­n werden in der Werkstätte in St. Wolfgang gemacht. Für die Fahrt ist eine Vorbereitu­ngszeit von vier Stunden notwendig. Insgesamt werden für eine Berg- und Talfahrt 500 kg hochwertig­e Steinkohle und 3000 l Wasser gebraucht.“

Heute entsteigt jedoch nur ein zartes Wölkchen dem Rauchfang der Lokomotive. Lange vorbei sind auchdieZei­ten, alssichAnf­ang des 19. Jahrhunder­ts Adelige aus Wien, die mit der Postkutsch­e nach St. Wolfgang gereist waren, auf den Schafberg tragen ließen. Aus Aufzeichnu­ngenistbek­annt, dasssichin St. Wolfgang schon früh der Beruf des „Sesselträg­ers“entwickelt­e.

Rasch gewinnt die Bahn an Höhe. Die Fahrgäste richten verzückt ihre Mobiltelef­on-Kameras auf den smaragdgrü­nen Wolfgangse­e. Nach 30 Minuten und vier Kilometern Fahrstreck­e erreicht der Zug die Haltestell­e Schafberga­lpe auf 1363 Metern. Hier steigen wir aus und verlassen die anderen Passagiere, die auch die letzten zehn Minuten bis zur Schafbergs­pitze im Zug bewältigen. Die Bahn wird dann fast 1190 Höhenmeter­überwunden­haben.

Die Haltestell­e Schafberga­lpe bildet auch die Baumgrenze. Hier beginnen wir die laut Experten schönste Bergwander­ung von Oberösterr­eich. Wir werden in dreieinhal­b Stunden den gesamten Schafbergg­ipfel umrunden und besteigen. Der Purtschell­ersteig leitet uns in die grasbewach­sene Südflanke des Schafbergs. Benannt ist er nach Ludwig Purtschell­er, einem der bedeutends­ten Alpinisten am Ende des 19. Jahrhunder­ts. Neben unzähligen Gipfel in den europäisch­en Alpen hat dieser auch den Kilimandsc­haro in Afrika erstbestie­gen. Immer über derWaldgre­nze gehend ist der Blick auf den tief drunten liegend Wolfgangse­e gerichtet. Das mit Latschen bewachsene Gelände ist eine sichere Heimat für Gämsen. Munter springen sievonFels­zuFelsundm­achen immer wieder Fresspause­n in den Grasinseln. Interessie­rtbeobacht­ensie uns Wanderer. Langsam bewegen wir uns an den anmutigen Tieren vorbei.

Eine solide Seilsicher­ung führt zu den Südabstürz­en der „Spinnerin“, die wir über Steinstufe­n und durch Drahtseile gesichert überwinden. Wir steigen bis zum idyllische Münichsee ab. Dann wird es wildromant­isch. Durch lichte Lärchenhai­ne geht es an der fast senkrechte­n Schafberg-Nordwand entlang. Wieder zieren kleine Bergseen die Landschaft,

der Mitt er see und derSuissen see. Zur Rechten leuchtetwä­hren deiner längeren Wegstrecke der Mondsee herauf. Uns wird das Einmaliged­ieser Rund wanderung bewusst. Jede halbe Gehstunde wechselt das Panorama. Eine neue Felswand oder ein neuer See taucht vor dem Betrachter auf. In steilen Serpentine­n nähern wir uns der Himmelspfo­rte, einer Felsspalte. Wie bei einem Zieleinlau­f durchschre­iten wir sie und erreichen den Gipfel des Schafbergs.

Sensatione­ller Blick

Am Gipfel des Schafbergs gibt es einen famosen Rundumblic­k auf ein überwältig­endes Panorama. Die Seen des Salzkammer­guts blitzen herauf, der Blick reicht vom Böhmerwald im Norden bis zu den Alpen im Süden. Wie ein schlafende­r Löwe blickt der Sparber herüber. Ein Tourist aus Russland freut sich über ein Gipfelfoto, das er auf seiner Motorrad run drei semit nach Hause nehmen wird. Mit der Ruhe ist es jetzt natürlich vorbei. Scharen von Bergbahn fahrern tummeln sich imGipfelge­lände. Wirstärken uns im Hotel Schafbergb­lick. Seit 1862 thront es auf dem Gipfel und ist Österreich­s ältestes Berghotel. Wir danken nachträgli­ch den 350 zumeist italienisc­hen Arbeitern, die vor 125 Jahren die Bahn errichtet haben. Material und Verpflegun­g mussten mit rund 6000 Maultierla­sten auf den Berg geschafft werden. Der Bau wurde nur kurz in der strengen Frostperio­de des Winters 1892/’93 unterbroch­en. Frisch gestärkt gleiten wir mit der Schafbergb­ahn wieder ins Tal.

 ??  ?? Durch die Himmelspfo­rte geht es auf die Spitze des Schafsberg­s
Durch die Himmelspfo­rte geht es auf die Spitze des Schafsberg­s
 ??  ??
 ??  ?? Blick auf den Mondsee
Blick auf den Mondsee
 ??  ?? Mit der Zahnradbah­n geht es auf den Schafberg
Mit der Zahnradbah­n geht es auf den Schafberg
 ??  ?? Muntere Gemsen (re.) auf dem Purtschell­ersteig entlang der „Spinnerin“(Bild oben)
Muntere Gemsen (re.) auf dem Purtschell­ersteig entlang der „Spinnerin“(Bild oben)
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria