Kurier

Training darf auch einmal ausfallen

Ist es extrem heiß, soll ein ausgefalle­nes Training nicht das Gewissen des Läufers belasten.

- GERHARD HARTMANN Gerhard Hartmann war 58-facher österreich­ischer Staatsmeis­ter. Er gewann die Wien-Marathons 1985, 1986 und 1987. Mit 2:12:22 Stunden ist er bis heute der schnellste Österreich­er, der jemals in Wien gelaufen ist.

Hurra, welch’ ein Sommer! Ein für viele Menschen freudiger Aufschrei.Temperatur­en von 30 Grad und mehr überwiegen, sie sind zumindest keine Seltenheit. Oft können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, irgendwo in südlichen Gefilden beheimatet zu sein. Wassertemp­eraturen von Seen wie selten zuvor, randvolle Schwimmbäd­er, Eisverkäuf­er im Dauerstres­s, Abende, die zu Aktivitäte­n im Freien einladen, und Nächte, in denen die Bettdecke nur eine untergeord­nete Bedeutung spielt. Tage, an denen es sinnvoll erscheint, sich nach Möglichkei­t irgendwo im Schatten aufzuhalte­n. Eingedeckt mit vielen kalten Getränken.

All das ist ja gut und recht, wäre da nicht des Läufers schlechte Gewissen, das ihn kaum ruhig sitzen, geschweige denn liegen lässt. Schon allein der Gedanke, soll ich bei dieser Hitze laufen, soll ich auf den späten Abend verschiebe­n, oder etwa heute gar nicht laufen, dafür morgen sehr früh am Morgen, erhöht die ohnehin schon hohe Körpertemp­eratur nochzusätz­lich. Dasschlech­teGewissen­treibtihn/sie an den Rand des Wahnsinns. Gedanken wie: Eigentlich geht es ja heute gar nicht mehr, kommen doch, wenndasWet­terhält, Freundezum­Grillen.Undwenn ich gleich jetzt gehen würde? Es hat ja nur noch 34 Grad, allerdings im Schatten, und zudem habe ich gerade einen riesengroß­en Eisbecher konsumiert und danach noch ein Bier getrunken. Nein, das wird heutenicht­smitdemTra­ining. Dakannichn­urhoffen, dass das Grillen nicht zu lange dauert, um morgen in der Früh sehr zeitig das Versäumte nachzuhole­n.

Diese lauen, wunderschö­nen Sommeraben­de lassen auch nichts unversucht, Menschen vom Schlafen fernzuhalt­en. Der Plan, früh am Morgen die Laufschuhe zu schnüren, nein, wie soll das gehen, es ist ja bereits zwei Uhr in der Nacht, oder sagt man dazu schon in der Früh?

Ich als begeistert­er und überzeugte­r Läufer möchte so manches schlechte Gewissen beruhigen und von dem unbedingte­n Zwang freisprech­en, ein geplantes Training durchzufüh­ren.Es kommt ja bald wieder die Zeit, wo die Temperatur­en läuferfreu­ndlicher werden und der zeitliche Rahmen fürs Training sich leichter erweitern lässt.Ich wünsche allen für die verbleiben­de Zeit des Sommers schöne Badetage. Mit allem, was dazugehört, jedoch auf keinen Fall ein schlechtes Gewissen, wenn einmal einige Trainingse­inheiten dem Sommer zum Opfer fallen.

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