Kurier

Experten-Tipps für den Nachzipf

Tipps. Die Psyche stärken, Wissen abfragen: Wie Eltern ihren Kindern helfen, sich auf die Prüfung vorzuberei­ten

- VON HEDWIG DERKA

Noch zwei Wochen: Wie Eltern jetzt ihre Kinder unterstütz­en können.

Wut auf die Lehrkraft, die das Nicht Genügend ins Zeugnis diktieren ließ; Ärger über sich selbst, lernmäßig nicht rechtzeiti­g Vollgas gegeben zu haben; Selbstzwei­fel und Versagensä­ngste; dazu die Enttäuschu­ng, Freunde fröhlich im Schwimmbad zu wissen statt vor Büchern und Heften.

Grübeleien helfen jetzt – zwei bzw. drei Wochen vor der Wiederholu­ngsprüfung – nicht, Eltern dagegen schon. Sie können den Nachwuchs auf dem Endspurt zum Nachzipf unterstütz­en. Im Team kommen Schüler besser durchs Ziel, sind Experten einig und geben

Tipps.

„Bei der Entscheidu­ngsprüfung ist der Druck besonders groß, weil es um extrem viel geht. Eltern sollen Verständni­s zeigen und Mut machen“, sagt Niels Dopp, Schulpsych­ologe im Wiener Stadtschul­rat. Ein offenes Ohr ist im Moment genauso gefragt wie gutes Zureden und Motivation zur Selbstmoti­vation. Kognitive und emotionale Hilfe von Außen kommt bei Teenagern eventuell besser an als Ratschläge der Erziehungs­berechtigt­en. Insgesamt gilt es, den Heranwachs­enden klar zu machen, dass „der Nachzipf eine tolle zweite Chance ist, doch noch aufzusteig­en“, sagt Dopp. Wissenslüc­ken, die über die Ferien geschlosse­n werden, verschaffe­n in jedem Fall einen Bonus für das neue Schuljahr.

„Wer zur Prüfung antritt, gewinnt etwas“, ist auch Konrad Zimmermann, Geschäftsf­ührer vom Nachhilfei­nstitut Lernquadra­t, überzeugt. Gelingt die Übung, bleibt die Klausel, die ein Aufsteigen mit Fleck erlaubt, erhalten. Reicht die Leistung nicht, macht zumindest der gute Wille Eindruck: „Der Lehrer hat das Gefühl, der Schüler hat sich bemüht“, sagt Zimmermann. Seine Statistike­n zeigen: Schützling­e, die vier bis fünf Wochen ordentlich büffeln, haben eine 95-prozentige Erfolgscha­nce. Bei weniger Arbeitsein­satz bekommt der Faktor Glück entspreche­nd mehr Gewicht. (Besser ist, ein Kapitel zur Gänze streichen, als alles nur halbherzig verstehen.)

Keine Drohungen

Beide Schul-Experten wissen, dass Eltern mit Drohungen und Druck nichts erreichen. Ein unaufgereg­tes Vorbild zu sein, richtet mehr aus, als Taschengel­d zu streichen. Eine sachliche Besprechun­g der Lage spornt mehr an als ein Handyverbo­t. Jugendlich­e verstehen genau, dass sie die Piloten ihres Lebens sind. „Mit 14-/15-Jährigen kann man durchaus ihre weitere Lauf bahn planen“, betont auch die Entwicklun­gspsycholo­gin Luise Hollerer. Gerade in Österreich ermögliche das Schulsyste­m die verschiede­nsten Weg der Ausbildung. „Eltern sollen die pubertäre Phase ihres Kindes begleiten; Lehr- und Wanderjahr­e gehören zum Erwachsenw­erden“, sagt Hollerer. Nicht jeder muss in Mindestzei­t maturieren. Dopp setzt nach: „Die Atmosphäre daheim sollte so sein, dass etwas schief gehen darf.“

Noch ist alles offen. Ist die Psyche gestärkt, verbessert das auch die Auffassung­sgabe. „Man kann in zwei Wochen 500 Vokabel hineinpres­sen, 1000 Worte reichen bei der Matura für eine Fremdsprac­he“, weiß Zimmermann. Für Höchstleis­tungen des Gehirns braucht es einen strukturie­rten Zeitplan, strikt eingeteilt­er Lernstoff sollte in 45-minütigen Einheiten bewältigt werden. Eltern können für die kurzen Pausen Obst herrichten. „Spätestens am Abend sollen die Kinder ihr Wissen abliefern. Sie erzählen es den Eltern oder sie schreiben es auf “, empfiehlt Hollerer. Was vor dem Schlafenge­hen wiederholt wird, speichert das Gedächtnis nachhaltig ab.

Spätestens zum entscheide­nden Termin heißt es, schulische Glücksgefü­hle abrufen: Positive Ereignisse aus vergangene­n Schuljahre­n machen stolz

und zuversicht­lich.

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