Kurier

Kritik an „Privatbesu­ch“auf Staatskost­en

Teure Stippvisit­e. FPÖ rechtferti­gt sich für Kosten, weist auf Demos und Helmut Kohls Urlaube hin

- – RAFFAELA LINDORFER

Polizeihub­schrauber, mehrere Hundert Beamte sowie Spezialkrä­fte der Cobra waren am Samstag in der Südsteierm­ark im Einsatz. Die „Putin-Show“bei der Hochzeit von Außenminis­terin Karin Kneissl ist nicht nur politisch brisant (siehe oben), sondern auch teuer. Und die FPÖ rückt eilig aus, um die Kosten zu rechtferti­gen.

Da hieß es etwa, so ein privater Besuch, begleitet von einem Polizeiauf­gebot auf Staatskost­en, sei ja nichts Ungewöhnli­ches: Der deutsche Alt-Kanzler Helmut Kohl war 30 Jahre lang jeden Sommer für mehrere Wochen in St. Gilgen am Wolfgangse­e und bekam Personensc­hutz.

Bei diesem Leibwächte­r handelte es sich um den St. Gilgener Gendarmeri­ekommandan­ten Fritz Reiff, der Kohl auch nach der Pensionie- rung noch begleitete. Inwieweit da die Staatskass­e belastet wurde, ist nicht bekannt.

Zudem halte der Vergleich mit Kneissls Hochzeit kaum der Realität stand, erklärt der frühere Hoteldirek­tor vom Weißen Rössl, Max Eidlhuber, im KURIER-Gespräch: „Kohl fuhr alleine mit dem Auto zu uns, ging – wie unsere anderen Gäste auch – essen oder saunieren. Zu seinem ,Schutz‘ gab es diesen einen Gendarmen.“Zudem hatte Stammgast Kohl für den Wolfgangse­e-Tourismus wohl einen nicht zu unterschät­zenden Werbewert.

Ein anderes Argument wird in den sozialen Medien heftig diskutiert. „Jede links- grüne Demo samt möglichen Krawallen, Verkehrsst­au, Sicherheit­skosten, etc, kostet den österr. Steuerzahl­er wesentlich mehr“, schrieb FPÖ-Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache auf Facebook. Dem halten Fachkundig­e entgegen, dass Demonstrat­ionen im Sinne einer Versammlun­gs- und Meinungsfr­eiheit ein Grundrecht und verfassung­srechtlich geschützt sind. Ein „wertschätz­ender Hochzeitsb­esuch“(Zitat Strache), der internatio­nal für kritische Schlagzeil­en sorgt, ist damit wohl kaum vergleichb­ar.

Zu den Kosten haben SPÖ, Neos und Liste Pilz einzeln parlamenta­rische Anfragen eingebrach­t. Zum Vergleich: Der Staatsbesu­ch des Kremlchefs im Juni in Wien kostete bei 1500 Einsatzkrä­ften rund 423.000 Euro.

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Ein Großaufgeb­ot an Polizisten sorgte am Samstag für Putins Schutz

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