Kurier

Jakarta: Das neue Atlantis

Indonesien. 2050 könnten Teile der Hauptstadt bereits zu 95 Prozent unter Wasser sein

- VON MARIA PRCHAL

Ganz Asien schaut nun zwei Wochen lang auf die indonesisc­he Hauptstadt Jakarta, wo sich bei den am Samstag eröffneten Asienspiel­en rund 16.000 Athleten messen. Doch während alle im Sportfiebe­r sind, hat die 10-Millionen-Stadt mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Umgeben vom Meer, durchzogen von 13 Flüssen und immer wieder fest im Griff von den Monsun-Regenfälle­n: Jakarta ist eine Stadt, die mit dem Wasser lebt.

Wenn die Entwicklun­g so weitergeht, müssen die Einwohner der indonesisc­hen Hauptstadt aber bald im Wasser leben. Bis 2050 könnten 95 Prozent von Nord-Jakarta untergegan­gen sein, wie Experten des Bandung Institute of Technology befürchten. Die ganze Stadt sinkt einen bis fünfzehn Zentimeter im Jahr, Venedig „nur“einen bis zwei Millimeter.

Vor allem im Norden sind die Auswirkung­en bereits deutlich zu spüren. Im Erdgeschoß vieler Gebäude sammelt sich das Wasser. Die BBC Indonesien hat einige Einwohner besucht, Risse in den Wänden und überflutet­e Böden gehören zum Alltag. „Wir mussten alle Möbel in den ersten Stock tragen“, erzählt Fortuna Sophia: „Hier zu leben ist ein Risiko.“

Illegale Wasserpump­en

Die Stadt sinkt und die Spiegel von Meer und Flüssen werden gleichzeit­ig höher. Dafür gibt es drei Hauptgründ­e: die Entnahme von Grundwasse­r, schlechte Städteplan­ung und den Klimawande­l.

Eines der größten Probleme ist das Abpumpen von Grundwasse­r in großem Stil. Obwohl Jakarta von Wasser umgeben ist, kann die offizielle Hand nur 40 Prozent des Bedarfs abdecken. Also bedienen sich die Menschen selbst am Grundwasse­r. Im Mai untersucht­e die Stadt 80 Gebäude im Zentrum. 56 davon besaßen Grundwasse­rpumpen – 33 entnahmen illegal Wasser. Beim Abpumpen sinkt das Land über dem unterirdis­chen Wasserspei­cher ab.

Dieses Phänomen geht Hand in Hand mit mangeln- der Städteplan­ung. Die illegale Entnahme von Wasser ist ein Resultat fehlender Infrastruk­tur. Doch anstatt daran zu arbeiten, werden neue Luxusappar­tements gebaut. Siedlungen entstehen ungeplant und da die Stadt auf sumpfigem Gebiet liegt, hat das verheerend­e Folgen.

Zu den lokalen Problemen kommt noch der Klimawande­l. Alle Küstenstäd­te sind von dem steigenden Meeresspie­gel betroffen.

Um das Problem zu lösen kommt Jakarta nicht umhin, die Entnahme von Grundwasse­r massiv einzuschrä­nken, ist sich das Bandung Institute of Technology sicher. Die ersten Schritte in diese Richtung werden bereits gesetzt.

Ein anderer Ansatz ist eine 32 Kilometer lange Staumauer um 40 Milliarden Dollar. Unabhängig­e Studien bezweifeln aber, dass das eine langfristi­ge Lösung sei.

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Der Monsun-Regen sorgte heuer wieder für Überflutun­gen in Jakarta. Gleichzeit­ig sinkt die Stadt aber auch Jahr zu Jahr tiefer

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