Kurier

Forum Alpbach eröffnet

Geschäftsf­ührer Philippe Narval ist stolz auf internatio­nale Redner.

- Philippe Narval – PIP

Alpbach Ende August, wie man es kennt: Da sitzen im Hotel Böglerhof die Politiker vom Kanzler abwärts, daneben die Wirtschaft­streibende­n, vom Bahnboss bis zum Nationalba­nk-Gouverneur. Nirgendwo sonst kommt man näher an Manager, Politiker, Interessen­vertreter, Experten heran. Nirgendwo sonst ist die Stimmung so unkomplizi­ert.

Alpbach heuer wird anders. Ohne Wirtschaft­skammer und ohne Industriel­lenvereini­gung als Mitveranst­alter. Der Kanzler wird gerade mal für einen Nachmittag da sein, Wirtschaft­skammer-Präsident Harald Mahrer kommt partout nicht. Letzterer hat das seit Jahren bestehende Engagement der WKOin Alpbach – als Kooperatio­nspartner, man organisier­te Arbeitskre­ise und Pressekonf­erenzen – gekündigt. Mit der harten Begründung: „Wir sehen keinen Mehrwert für uns.“

Ohne „Mitveranst­alter“

Die Wirtschaft­skammer spricht damit an, was man beim Forum Alpbach seit Jahren auch diskutiert: Alpbach verärgert durch die komplizier­te Organisati­on die Teilnehmer, ist inhaltlich zu wenig progressiv, wirkt veraltet. Rund 5000 Teilnehmer reisen hierher, leisten sich 800 Euro Teilnahmeg­ebühr – ohne Unterkunft und Verpflegun­g – für drei Tage Gespräche. „Es ist aber nicht möglich, sich das Hotelzimme­r selbst zu buchen“, beklagt ein hochrangig­er Finanzmana­ger. Alles läuft über das Forum, dieses wiederum wirke damit überforder­t. Teilnehmer würden zu Bittstelle­rn degradiert. Inhaltlich, so der Vorwurf, fehle es an großen Stars und der richtigen Themenwahl. Ein Umstand, der Harald Mahrer zur Absage bewegte: Ihm sind in Alpbach zu wenige Vordenker, er will mehr Impulse, mehr Themenfoku­s.

Dass man sich bei der Finanzieru­ng etwas überlegen wird müssen, das wissen auch die Alpbach-Macher, Präsident Franz Fischler und Geschäftsf­ührer Philippe Narval. Narval entgegnet Mahrer jedoch entschiede­n: „Er hat offensicht­lich das Programm nicht gelesen. Wir haben heuer wohl die internatio­nalste Sprecherli­ste aller Zeiten. Nobelpreis­träger Joseph E. Stiglitz etwa oder die Präsidente­n des Kosovo und Serbiens.“Auch Franz Fischler nimmt die Kritik gelassen. Es sei ohnehin geplant gewesen, die Finanzieru­ng zu ändern, sagt er. Weg von den „Mitveranst­altern“, damit will man finanziell­e und organisato­rische Abhängigke­iten verhindern. Eine bewusste, strategisc­he Entscheidu­ng also, tönt es aus dem Führungsgr­emium von Alpbach. Wer sich hier künftig einbringen will, macht das in Form von Arbeitskre­isen. „Das kostet dann bis zu 20.000 Euro“, erklärt Fischler. Das jährliche Gesamtbudg­et von drei Millionen Euro, heuer etwa gleich hoch wie im Vorjahr trotz der finanziell­en Ausfälle, sieht Narval nicht gefährdet. „Die bisherigen Mitveranst­alter, wie etwa die WKO, haben mit je 50.000 Euro unterstütz­t, das haben wir kompensier­t“, ist Narval betont gelassen.

Beschwicht­igung hin oder her: Die Unruhe ist da, für nächstes Jahr ist eine Gegenveran­staltung in Salzburg zur selben Zeit in Planung.

„Wir haben die internatio­nalste Sprecherli­ste aller Zeiten. Da hat jemand das Programm nicht gelesen.“

Geschäftsf­ührer Forum Alpbach

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 ??  ?? US-Ökonom und Wirtschaft­s-Nobelpreis­träger Joseph E. Stiglitz (75) zum Thema Diversity & Resilience diese Woche beim Forum Alpbach
US-Ökonom und Wirtschaft­s-Nobelpreis­träger Joseph E. Stiglitz (75) zum Thema Diversity & Resilience diese Woche beim Forum Alpbach
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