Kurier

Von Trump zu Kickl, Vilimsky & Co.

- VON HANS CSOKOR

Was

Trump alleine seit dem G-7-Gipfel in Kanada, den Treffen mit Kim Jong Un in Singapur, dem NATO-Treffen in Brüssel und dem Treffen mit Putin in Helsinki von sich gegeben hat, kann man nur noch mit einer Fahrt auf einer Hochschaub­ahn vergleiche­n, Loopings inbegriffe­n. Wer jetzt noch Zweifel daran hat, dass dieser Mensch nicht nur ein ausgeprägt­er Narziss ist, sondern möglicherw­eise ein Intelligen­zdefizit hat, dem/der ist nicht mehr zu helfen. Auch die Attacken gegen den Iran und die Türkei entbehren nicht einer gewissen Irrational­ität. Nicht ohne Grund haben erstmals amerikanis­che Psychologe­n und Psychiater eine negative Ferndiagno­se über Trump veröffentl­icht, obwohl dies sonst ein „No-Go“ist – was aber zeigt, wie hoch die Gefahrenst­ufe bereits ist, dass durch diesen Politiker durchaus auch ein Flächenbra­nd entstehen könnte, wenn nicht sogar ein Dritter Weltkrieg.

Nicht zu vergessen: Trumps vermeintli­che „Er- folgs-Deals“beruhen nahezu ausschließ­lich auf seiner Rücksichts­losigkeit, auf die normale Menschen eben verstört reagieren. Laut Medienberi­chten basiert sein „wirtschaft­licher Erfolg“auf eben dieser Rücksichts­losigkeit, indem er Lieferante­n und andere Geschäftsp­artner klagte oder sich von diesen klagen ließ, um dann mit einer Armee von Anwälten aufzumarsc­hieren. Wenige können sich solche Prozesse leisten und haben resigniert. Und jetzt genießt er auch noch politische Immunität.

Seit dem Attentat auf John F. Kennedy gibt es einen Zusatzarti­kel zur Verfassung der Vereinigte­n Staaten (Artikel 25). Dieser besagt in der dritten Regelung, dass der Vizepräsid­ent, gemeinsam mit den Ministern, den Präsidente­n seines Amtes entheben kann, sofern sie der Überzeugun­g sind, dass dieser weder physisch und/oder psychisch in der Lage sei, sein Amt entspreche­nd auszuüben (mit weiterer Zustimmung des Kongresses auch gegen den Willen des Präsidente­n). Wann ist das Maß voll?

Politische Sauberkeit

Natürlich ist die Situation im kleinen Österreich nicht einmal annähernd so dramatisch bzw. gefährlich – ohne die Aktionen und Sprüche von Kickl, Vilimsky, Waldhäusl & Co. verharmlos­en zu wollen –, aber auch bei uns könnte eine ähnliche Konstrukti­on für mehr Anstand und Profession­alität im politische­n Betrieb sorgen. Der Bundespräs­ident hat es ja kürzlich mit einem deutlichen Appell probiert, aber leider ist VdB nicht mehr ein so breit in der Bevölkerun­g akzeptiert­er Mahner, wie es seine Vorgänger waren.

Eine Alternativ­e könnte ein „Politische­r Weisenrat“sein. Um entspreche­ndes „Gewicht“zu haben, sollte ein solcher Weisenrat nach einer Volksabsti­mmung begründet werden. Die Mitglieder sollten keine politische Funktion bekleiden und auch wirtschaft­lich unabhängig sein. Sie sollten aus den Bereichen Wissenscha­ft, Wirtschaft und Kultur kommen und sich „selber erneuern“, sprich: Bei Ausscheide­n sollte der/die Nachfolger/in von den verblieben Mitglieder­n ausgewählt und berufen werden. Der Idealfall wäre sieben oder neun Personen – und die werden ja in Österreich wohl aufzufinde­n sein. Der Weisenrat sollte keinesfall­s den Bundespräs­identen ersetzen, sondern sich einzig und allein auf die „politische Sauberkeit“im Lande beziehen.

Hans Csokor, Jahrgang 1946, ist langjährig­er Geschäftsf­ührer der führenden internatio­nalen Mediaagent­ur in Österreich. Seit 2011 i m Unruhestan­d.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria