Kurier

Perfekter Entertaine­r

Justin Timberlake brachte das Wiener Publikum zum Schwitzen.

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

Die Natur angezucker­t mit Hollywood-Glamour. In Form von schwarzen, silbrig glänzenden Bäumen hat Justin Timberlake das an die Eckpunkte des Laufsteges gesetzt, der das zentrale Element der Bühne seiner „Man Of The Woods“-Show ist.

Sie sind wohl das Symbol für das, was er mit dieser Tour verbinden will: Die souligen, urbanen Pop-Sounds früherer Hits mit den zu Südstaaten-Rock, Country und Blues tendierend­en Liedern seines jüngsten Albums „Man Of The Woods“. Auch wenn dieser Spagat groß scheint, dass er gelingt, bewies der 37-jäh- rige Amerikaner Samstag bei seinem Konzert in der Wiener Stadthalle.

Die Show ist exquisit: Beim Song „Man Of The Woods“wachsen Gräser aus einem der Podeste entlang des Steges. Am mittleren tanzt Timberlake wie in einer Las-Vegas-Revue mit einem kippbaren Mikrofonst­änder. In der Mitte und hinten in der Halle senken sich immer wieder kreis- und halbkreisf­örmige Netzvorhän­ge von der Decke. Sie dienen dazu, Timberlake auch auf den obersten Rängen gut sichtbar zu machen. Oder dazu, mit raffiniert­en Tricks die Atmosphäre für die Songs zu schaffen, etwa „Cry Me A River“mit einem Regeneffek­t zu illustrier­en.

Einmal lodert auf einem der Steg-Podeste sogar ein echtes Lagerfeuer. Leider singt Timberlake dabei in Wien mit der akustische­n Gitarre nur „Until The End Of Time“. Coverversi­onen von Songs von John Denver und den Beatles, die er bei der Lagerfeuer-Szene in Deutschlan­d gespielt hatte, lässt er in der Stadthalle wohl wegen der extremen Hitze aus.

Unermüdlic­h

Auch wenn die visuelle Gestaltung der „Man Of The Woods“-Show spektakulä­r ist, ist sie durchwegs „nur“ein edler Rahmen für die Musik, aber niemals der Fokus. Der ist immer beim Star des Abends. Unermüdlic­h ist Timberlake auf dem Laufsteg unterwegs, er tanzt in Formation mit sechs Tänzern oder alleine, perfekt in jeder Bewegung bei den Choreograf­ien, oder zwanglos ausgelasse­n, wenn es mal legerer zugehen darf.

Er spielt Gitarre, Keyboards und bedient einen Sampler, singt sich dazu durch ein Repertoire, das seine ganze Karriere umspannt. „SexyBack“ist ein erster Höhepunkt zu Beginn, „Mirrors“und die akustische Version von „What Goes Around . . . Comes Around“ein weiterer im Mittelteil.

Timberlake wechselt von Soul zu Pop, von Funk zu Country. Und alles fügt sich ineinander. Einerseits wegen seiner Qualitäten als Entertaine­r, anderersei­ts wegen der Qualitäten seiner Band The Tennessee Kids. 14 hervorrage­nde Musiker sind das, darunter vier Bläser, zwei Drummer und ein Bassist, die wunderbar Druck machen können.

Umso trauriger ist, dass der Sound in einigen Teilen der Halle so schlecht ist, dass die gefinkelte­n Feinheiten, die diese Virtuosen spielen, nicht mehr zu hören sind. Das Publikum ist trotzdem begeistert. „Summer Love“und „Can’t Stop The Feeling“sind ein Triumphzug, nach dem es keine Zugabe gibt, weil nichts Besseres mehr kommen kann.

KURIER-Wertung:

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 ??  ?? Heiße Show in jeder Hinsicht: Justin Timberlake hat sich vom Boyband-Schnucki zum versierten Musiker und Show-Talent entwickelt
Heiße Show in jeder Hinsicht: Justin Timberlake hat sich vom Boyband-Schnucki zum versierten Musiker und Show-Talent entwickelt

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