Kurier

Raubkunst aus China: Alles nur (zurück-)geklaut

Stiehlt sich China seine Kunst zurück?

- VON GEORG LEYRER

Kunst aus fernen Ländern kam einst auf vielerlei Arten in die europäisch­en Museen: Sie wurde gekauft, den hiesigen Monarchen geschenkt – oder schlicht geraubt.

Die Frage, ob man unrechtmäß­ig den ehemaligen kolonien entzogene kunst zurückgebe­n soll, hat zuletzt wieder Anschub bekommen – u.a. vom französisc­hen Präsidente­n Emmanuel macron. Die Kulturschä­tze Afrikas könnten „nicht länger Gefangener europäisch­er Museen sein“, sagte er. Auf eine etwaige Rückgabe aber muss man noch Jahre warten.

Was aber, wenn nicht alle demütig darauf warten (müssen), dass die Europäer und Amerikaner gnadenhalb­er zurückgebe­n, was sie einst, nun ja, mitgenomme­n haben? Denn auch wenn es die Europäer nicht gerne hören: Die weltweiten Machtverhä­ltnisse haben sich in bestimmten Bereichen um 180 Grad gedreht. Längst haben die einen – die mit dem Öl – genügend Geld, um den Spieß umzudrehen. Und mit den Europäern alte Demütigung­en und neue Rechnungen zu begleichen: Man demonstrie­rt mit Moneten, wer heute mächtiger ist. Der immense Reichtum der Region f ließt u.a. in Kunst. So bezeichnet­e DIe ZeIt den spektakulä­ren louvre Abu Dhabi als „späte Rache des Südens am Norden“.

Dort hängt bald das 450 Millionen Dollar teure Davinci-gemälde „salvator mundi“. Scheicha al-Majassa bint Hamad bin Chalifa alThani aus katar geht mit einer Milliarde Dollar jährlich weltweit Kunst kaufen.

Das Geräusch, das Sie im Hintergrun­d hören, sind die weinenden Kunstankäu­fer heimischer Museen, die mit einem lächerlich­en Bruchteil davon auskommen müssen.

Aber ein anderes neues Machtzentr­um könnte für die Befreiung seiner „Kunstgefan­genen“einen noch spektakulä­reren Weg gesucht haben: China steht nun im Verdacht, die in den Westen entwendete kunst einfach zurückzust­ehlen. Laut dem Magazin GQ erwecken Einbrüche in Museen in Europa oder auch in den schwedisch­en Königspala­st den Eindruck, gezielt auf Kunst abgestellt zu sein, die von China zurückgefo­rdert wird. Insbesonde­re auf die Stücke aus dem Alten sommerpala­st, der 1860 von Briten und Franzosen zerstört wurde.

Und was nun u.a in Paris und Stockholm (zurück-)gestohlen wurde, taucht u.a. bei einer Ausstellun­g in Schanghai wieder in China auf. Illegal? Ach, was. Man steht auf dem Standpunkt, dass diese Kunst ohnehin nie nach Europa gehört hätte. Dass jetzt plötzlich die einstigen Kolonialhe­rren die Bestohlene­n sein könnten, hat geschichtl­ichen Witz – der noch dazu Hollywood-tauglich ist.

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Die Ruinen des Alten Sommerpala­sts in Chinas Hauptstadt Peking
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