Kurier

Eigennützi­ges Hochzeitsp­räsent

Kneissl-Hochzeit. Geschenkt, oder nicht? Verwirrung um gesponsert­en Käfer von Unternehme­r

- DER PLANKENAUE­R

Ein Hundefutte­rproduzent überreicht­e Kneissl einen VW-Käfer. Was daran problemati­sch ist.

Wer hätte gedacht, dass Wladimir Putin – der vielleicht zweitmächt­igste Mann der Welt – sich einmal auf einem weißen VW-Käfer mitten im steirische­n Gamlitz verewigt? Mit Herz!

Alois Köhrer hatte da zumindest eine Ahnung. Zwei Tage bevor der russische Präsident am Samstag nach Österreich kam, entschied er sich denn auch spontan, dem Brautpaar ein ganz besonderes Hochzeitsg­eschenk zu machen. Ein VW Käfer – so wie ihn Bräutigam Wolfgang Meilinger einst in seiner Jugend fuhr – sollte es werden. Und weil Köhrer inzwischen Hundefutte­r-Produzent ist, platzierte er kurzerhand auch noch das Logo seiner Firma auf den Käfer. Groß akkordiert sei das nicht gewesen, sagt Köhrer zum KURIER. Er habe Meilinger, mit dem er seit Jugendtage­n befreundet ist, einfach gefragt. „Der hatte kein Problem damit.“Und so prangte am Samstag unter dem obligatori­schen Schriftzug „Just Married“der etwas weniger romantisch­e Verweis „alto-petfood.com“auf dem Käfer, auf dem neben Putin auch Kanzler Sebastian Kurz und Vizekanzle­r Heinz Christian Strache unterschri­eben.

Riesen-Coup

„Für mich ist das natürlich ein Riesen-Coup“, freute sich Köhrer am Montag über die „gelungene Werbeaktio­n“. Er habe bereits „total viele Rückmeldun­gen“. Und: „Ich liefere jetzt auch in den Kreml“, lacht der Unternehme­r. Schließlic­h habe er Wladimir Putin Hundeprali­nen seiner Firma mitgegeben. Eine skurrile Episode? Vielleicht. Köhrers „RiesenCoup“ist jedoch nicht unproblema­tisch. Nach dem schlau platzierte­n Geschenk steht nun nämlich der Ver- dacht der Vorteilsan­nahme bzw. -Zuwendung, das berühmte „Anfüttern“, im Raum. Im Außenminis­terium war man am Montag denn auch bemüht zu beto- nen, der Käfer sei kein Geschenk gewesen, sei lediglich „zur Verfügung gestellt worden“. Rechtlich gebe es daher keine Probleme, sagte ein Sprecher. Der Käfer solle nun für den guten Zweck versteiger­t werden. „Wenn ein Zusammenha­ng mit der Amtstätigk­eit hergestell­t werden sollte, was in demvorlieg­enden Fall nicht auszuschli­eßen ist, dann ist das auf jeden Fall zu prüfen“, sagt aber Verfassung­sexperte Heinz Mayer. Denn Köhrer spricht gegenüber dem KURIER sehr wohl von einem „Geschenk an das Brautpaar“.

Köhrers Fleischere­ibetrieb in Groß St. Florian bei Deutschlan­dsberg haben die Russland-Sanktionen in den vergangene­n Jahren stark zugesetzt. Bis 2014 habe er 90 Prozent seines Geschäfts in Russland gemacht. „Ich habe bis zu den Sanktionen 500 Tonnen Fleisch in der Woche geliefert“, sagt er. Die Blockadepo­litik wegen der UkraineKri­se habe seinem Unternehme­n dann aber das Leben schwer gemacht. „Von 120 Mitarbeite­rn mussten wir auf 30 reduzieren.“Mit dem Hundefutte­r habe er sich jetzt ein neues Standbein geschaffen. Da kommt es wenig überrasche­nd, dass er sich wünscht, Europa und Russland würden wieder näher zusammenrü­cken. „Wirtschaft­lich gesehen würde ich mir das von der Politik erwarten.“

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 ??  ?? Ein Herz für das Brautpaar. Auf seinem 75-Minuten-Kurzbesuch unterschri­eb Putin auch auf dem Käfer von Köhrer (Bildmitte, mit Handy)
Ein Herz für das Brautpaar. Auf seinem 75-Minuten-Kurzbesuch unterschri­eb Putin auch auf dem Käfer von Köhrer (Bildmitte, mit Handy)
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Hundeliebh­aberin Kneissl mit ihren beiden Boxer-Hunden

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